Besteht noch eine Perspektive für den Haferanbau in Deutschland?

Hafer ist ein sehr begehrtes Lebensmittel und aus dem alltäglichen Gebrauch nicht mehr wegzudenken. Zudem wird Hafer nicht nur mit einer gesunden Ernährung beim Menschen assoziiert, sondern gilt auch als Gesundungsfrucht beim Getreideanbau. Seit 2016 stieg auch die Anbaufläche in Deutschland wieder an (116.000 ha auf 160.000 ha), wobei in Bayern mit Abstand am meisten angebaut wurde (28.000 ha) [1].

Allerdings waren die letzten Jahre nicht optimal für den Haferanbau. Das Jahr 2022 war zu trocken und 2023 lagen die Erträge nur bei 50 bis 60 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren [2]. Der Hafer stellt nämlich hohe Ansprüche an den Standort. Der Hafer hat einen hohen Wasserbedarf und bevorzugt somit ein feucht kühles Klima. Dieses trat in den letzten Jahren zur Hauptwachstumsphase nicht auf [3]. Dafür ist der Hafer jedoch staunässetolerant, daher könnte sich der Anbau nach diesem nassen Winter in Regionen mit hoher Bodenfeuchte anbieten.

Nicht nur gesund im Müsli

Für die Ackergesundheit sorgt Hafer zudem auch noch. Durch die Eingliederung von Hafer in eine getreidebetonte Fruchtfolge können Fußkrankheiten von Weizen und Gerste reduziert werden. Aufgrund der Ausbildung eines ausgeprägten Wurzelsystems gilt Hafer als abtragende Frucht und hinterlässt eine gute Bodengare [3]. Jedoch ist eine Anbaupause von mindestens vier Jahren zu empfehlen, da sonst die Gefahr des erhöhten Befalls von Hafernematoden besteht. Dem kann mit Roggen als Fruchtfolgeglied entgegengewirkt werden.

Die Ernährung des Hafers

Eine optimale Versorgung des Hafers mit den Makronährstoffen Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium sollte für hohe Erträge sichergestellt werden. Der N-Sollwert liegt hier bei 110 kg N/ha bei Ertragserwartungen von 30 bis 80 dt/ha. Eine Gabe mit bis zu 60 kg N/ha ist hierbei empfehlenswert. Auch die Schwefeldüngung sollte nicht vernachlässigt werden. Zur Sicherung der Qualität benötigt Hafer rund 20 kg S/ha. Mit organischen Düngern sollte sparsam umgegangen werden, da die späte N-Freisetzung sonst zu einer erhöhten Lagerneigung führen kann [3]. Weitere Informationen finden Sie hier.

Auf die Qualität kommt es an

Sowohl für die Tierfütterung als auch für die Humanernährung sind die Qualitätsparameter beim Hafer von Bedeutung. Wichtig für die Qualität ist die Lagerung bei einer Kornfeuchte von 14 Prozent [4]. Rückstände von Mykotoxinen, Ochratoxine A, Zearalenone und der Spelzengehalt sollte für beide Verwertungsformen möglichst gering sein. Jedoch wird mehr Spelzhafer als Nackthafer aufgrund der höheren Erträge angebaut. Zuletzt sollte das Hektolitergewicht vor allem für Fütterungszwecke möglichst hoch sein (mindestens 55 Kilogramm) [4]. 

[1] Bundessortenamt (2023): „Beschreibende Sortenliste Getreide, Mais, Öl- und Faserpflanzen, Leguminosen, Rüben, Zwischenfrüchte“ URL: www.bundessortenamt.de/bsa/media/Files/BSL/bsl_getreide_2023.pdf (zuletzt aufgerufen am 21.12.2023).

[2] Hofnagel D. (2023): „Hafermarkt sehr fest gestimmt“ agrarzeitung, 51/52: Seite 12.

[3] Guddat C., Degner J., Marschall K., Götz R., Zorn W. (2016): „Leitlinie zur effizienten und umweltverträglichen Erzeugung von Sommerhafer“ URL: www.tll.de/www/daten/publikationen/leitlinien/ll_hafer.pdf (zuletzt aufgerufen am 29.12.23).

[4] Stöckel M., Erkens, L. (2021): „Erfolgreich Hafer anbauen“. URL: www.hauptsaaten.de/fileadmin/hauptsaaten/files/2021_Haferfibel.pdf (zuletzt aufgerufen am 29.12.23).