Dinkel – traditionsreiche Nischenkultur mit gutem Ruf

Schon vor 1.000 Jahren sprach Hildegard von Bingen dem Dinkel positive ernährungsphysiologische Eigenschaften zu. Heute findet sich eine wahre Flut von Artikeln in den Medien, die von den erstaunlichsten Vorteilen dinkelhaltiger Produkte berichten. Angefangen bei den wertvollen, gut verträglichen Inhaltsstoffen, über die angeblich harmonisierende Wirkung auf Körper und Geist, bis hin zu einer geringen radioaktiven Belastung. Es verwundert also nicht, dass diese uralte Getreideart, die nie ganz aus unserer Landwirtschaft verschwunden ist, im aktuellen Gesundheits- und Ernährungshype ihre Renaissance erfährt.

Auch Dinkel ist ein Weizen…

Dinkel oder Spelz gehört in die Gattung des Weizens und ist ein enger Verwandter des heutigen Weichweizens. Es gibt sehr viele Mischformen und Übergänge zwischen „modernem“ Weizen und Dinkel, weil beide in manchen Regionen gemeinsam angebaut und auch miteinander gekreuzt wurden. In den letzten Jahren wurde die Dinkel-Anbaufläche auf über 80.000 Hektar ausgeweitet.

Bekannt und geschätzt sind Anspruchslosigkeit und Robustheit sowie die gute N-Effizienz des Dinkels. Von Nachteil ist dagegen – und das ist typisch für solche Arten oder Sorten –  die oft niedrigeren Kornerträge im Vergleich zum Winterweizen.

Der Anbau selbst ist in seinen Grundzügen mit dem des Winterweizens vergleichbar.

Spezielle Anforderungen in puncto Verarbeitung

Die Ähren des Dinkels sind lang und locker und zerfallen beim Drusch in sogenannte Veesen (Ährchen, die jeweils zwei Körner enthalten). Das Korn ist fest mit den Spelzen verwachsen (Spelzweizen), so dass diese vor dem Vermahlen in einem Extraarbeitsgang entfernt werden müssen. Dinkelkörner besitzen ein nussartiges Aroma und weisen einen hohen Protein- und Feuchtklebergehalt auf. Das relativ fettreiche Mehl wird schnell ranzig und muss entsprechend zügig verarbeitet werden. Aus Dinkelmehl hergestellte Teige sind sehr dehnbar aber wenig plastisch und erlauben nur niedrige Gebäckvolumina. Dinkelmehl wird deshalb zum Backen häufig mit Weichweizenmehlen gemischt, um eine gute Backqualität zu erzielen.

Beliebtes Reformhaus-Produkt, aber Vorsicht: nicht glutenfrei

Dinkelbackwaren werden zunehmend mit dem Attribut „weizenfrei“ versehen, um dem fragwürdigen Trend „weg vom Weizen“ folgen zu können. „Weizenfrei“ heißt jedoch nicht „glutenfrei“, wie manch ein glutenempfindlicher Reformhaus-Kunde schon leidvoll feststellen musste. Im Gegenteil – Dinkel liefert ein eher glutenreiches Mehl.

Absatzwege absichern

Als anspruchsloses Getreide mit besonderer Kornqualität ist Dinkel prädestiniert für den Anbau in ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Er kann aber auch für konventionelle Landwirte eine sehr attraktive Kultur sein. All die genannten Eigenschaften, vor allem aber das sich Abheben vom normalen Weizen, führen ungeachtet aller Hochs und Tiefs an den Märkten insgesamt zu einer wachsenden Nachfrage nach Dinkelprodukten. Wer sich als Anbauer für den Dinkelanbau entscheiden möchte, sollte zuvor die möglichen Absatzwege absichern.

Aktuelle Versuchsergebnisse 2023

Im Jahr 2023 erzielte der konventionell angebaute Dinkel auf dem Versuchsfeld in Cunnersdorf (Sachsen) einmal mehr einen deutlich höheren Durchschnittsertrag als der klassische Winterweichweizen. Er erreichte einen Kornertrag von deutlich über 100 dt/ha (Abb. 1) und nach ersten Analysen (Auswertung noch nicht abgeschlossen) auch respektable N-Entzüge von über 180 kg/ha. Bei einem Stickstoff-Einsatz von 170 kg/ha ist dies ein pflanzenbaulich und wirtschaftlich hervorragendes Ergebnis.

Der frühe ammoniumstabilisierte Start überzeugt

Im Vergleich zu den geprüften Varianten wird zum einen eine weitgehende N-Formen-Gleichheit zwischen den Prüfgliedern KAS und PIAGRAN® pro deutlich. Sobald dann zusammengefasste ALZON®-Gaben ins Spiel kommen, machen sich Ertragssteigerungen bemerkbar – sei es im alleinigen Einsatz oder im Baukasten mit PIAGRAN® pro. In der Gewinnervariante mit einer vorgezogenen Startgabe (ALZON® neo-N) und einer eher späten Schossergabe (PIAGRAN® pro) betrug der Mehrertrag gegenüber KAS immerhin 12 dt/ha (Abb. 1).

Mit dem Baukasten in verschiedenen Regionen zum Erfolg

In einem Versuch am bayerischen Standort Güntersleben wurden bei einem Dünger-N-Input von 170 kg N/ha ebenfalls insgesamt hervorragende Ertragswerte (um 95 dt/ha) und N-Entzüge (> 180 kg/ha) erreicht. Und erneut bestätigte sich die Überlegenheit stabilisierter bzw. kombinierter Strategien. Wie in Cunnersdorf hatte das Baukastensystem mit ALZON® neo-N als zusammengefasste Startgabe vor Vegetationsbeginn (70 % des Düngebedarfs) und PIAGRAN® pro gegen Ende der Schossperiode (30 % des Düngebedarfs) die Nase vorn. Gegenüber KAS wurde ein Mehrertrag von 3 dt/ha erreicht; die N-Aufnahme stieg um beachtliche 7 kg/ha (Abb. 2).

Kurz gelesen

Einmal mehr zeigt sich in der traditionsreichen Nischenkultur Dinkel die hervorragende Düngewirkung stabilisierter Systeme auf Harnstoff-Basis. Auch unter komplizierten Witterungsverhältnissen stimmen hier Ertrag, Qualität und Ressourceneffizienz. Zuerst garantiert die hohe, frühe, stabilisierte Startgabe eine bedarfsgerechte N-Bereitstellung im Wurzelraum; anschließend werden mit der flexiblen Schossergabe Trockenphasen umschifft und die optimale N-Versorgung der Bestände ist bis in die Kornfüllungsphase hinein gewährleistet.
Fazit: Egal ob Ihr Kulturartenspektrum eher konventionell ausfällt oder Sie den neuesten Trends folgen – setzen Sie auf stabilisierten Harnstoff und punkten Sie mit den hochwertigen Produkten aus dem Hause SKW Piesteritz.