Praxisbericht Flüssigdüngung an der Nordseeküste

Familie Dirks bewirtschaftet in Ostfriesland einen reinen Ackerbaubetrieb mit Winterweizen, Wintergerste, Hafer, Raps und Kartoffeln. Gerade vor dem Hintergrund, dass um jede Fläche ein periodisch wasserführendes Gewässer angelegt ist, bedarf es einer absolut exakten Applikation von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Dies ist ein Grund dafür, dass der Betrieb seit nunmehr fünf Jahren bei der Stickstoff- und Schwefeldüngung ausschließlich flüssige Düngemittel einsetzt.

Weg vom Düngerstreuer und hin zur Pflanzenschutzspritze

Der größte Vorteil der mit der flüssigen Düngung verbunden ist, ist das exakte Dosieren und bedarfsgerechte sowie präzise Ausbringen der Nährstoffe. Da auf dem Betrieb sowohl der Zentrifugalstreuer als auch die Pflanzenschutzspritze erneuert werden mussten, wurde die Entscheidung getroffen, in eine neue und größere Pflanzenschutzspritze zu investieren und auf den Düngerstreuer zu verzichten. „Dieser Schritt war aus betriebswirtschaftlicher Sicht genau das Richtige für uns. Durch den massiven Anfall von organischen Düngemitteln in den Niederlanden und Südniedersachsen, bekommen wir immer ausreichend organische Düngemittel zugeliefert, die zugleich auch ausgebracht werden. Die Grunddüngung lassen wir somit vom Lohnunternehmen durchführen. Ein Düngerstreuer wäre für unseren Betreib überflüssig“, sagt Tamme Dirks. Familie Dirks fährt zu den Winterkulturen 50 Prozent des Stickstoff-Düngebedarfs über organische Dünger und ergänzt dies dann je nach Schwefelbedarf der Kultur, mit einem ALZON® flüssig-G 20/8 oder einem ALZON® flüssig-S 22/4. Dabei wird über den Flüssigdünger der Ammoniumstickstoff aus der vorher applizierten Gülle stabilisiert.

Flüssigdünger ist nicht gleich Flüssigdünger

Beim Flüssigdünger kommt es auf die Qualität an, das hat auch schon Landwirt Tamme Dirks spüren müssen. Zwei Jahre nach der Umstellung auf den Einsatz flüssiger Düngemittel wollte er sein Düngesystem weiter „optimieren“. „Ich hatte damals meinen Flüssigdünger direkt vom Hafen bezogen und dachte Dünger ist doch Dünger, aber da habe ich mich verbrannt oder besser gesagt ich habe meine Pflanzen verbrannt.“ Der Grund dafür war die unzureichende Qualität: Der von ihm bezogene Flüssigdünger hatte eine geringe Oberflächenspannung. Dies hat zur Folge, dass der Dünger nicht wie gewünscht von der Blattoberfläche abrollt und auf dem Boden landet, sondern auf den Blättern verbleibt. Herr Dirks hat eins gelernt: Nichts geht über einen Flüssigdünger in Markenqualität. Mehr dazu hier.

Worauf ist bei der Flüssigdüngung zu achten?

Bei der Ausbringung von flüssigen Düngemitteln müssen einige Punkte beachtet werden, sodass es nicht zur Verätzung an der Pflanze kommt:

  • Keine pralle Sonne und keine Temperaturen über 25 °C
  • Wachsschicht muss ausgebildet sein (gerade nach Herbizidmaßnahmen kann dies nicht der Fall sein, deswegen ist zu präferieren, dass vor einer Herbizidmaßnahme im Frühjahr gedüngt wird und nicht anders herum. Außerdem ist es von Vorteil, wenn zwischen Düngung und Herbizidmaßnahme je nach Temperatur 5 bis 7 Tage gewartet wird)
  • Flüssigdünger in Markenqualität ist pur gut pflanzenverträglich
  • Verdünnung Flüssigdünger zu Wasser mindestens im Verhältnis 1:4, besser mehr
  • Bevorzugt in Nachmittags- und Abendstunden ausbringen
  • Problemlose Anwendung mit jeder Düse von kurz vor der Saat bis drei Tage danach
  • Weitere Anwendung ab Erreichen des 3-Blatt-Stadiums möglich (nicht im Keimblattstadium bis 2 Blattstadium düngen)

Ab dem Entwicklungsstadium BBCH 32 sollte mit Flüssigdüngerdüsen (FD-Düsen) gearbeitet werden. So macht es auch Familie Dirks. Für die erste Gabe setzen sie auf die FD 06-Düse von Lechler. Die zweite mineralische N-Gabe erfolgt dann am Ende des Schossens (circa BBCH 33 bis 37). Hierfür werden Schleppschläuche an die Spritze angebracht. „Mit dem Wechsel auf Schleppschläuche gehen wir auf Nummer sicher“, betont Tamme Dirks, „Verbrennungen auf dem Fahnenblatt können zu starken Ertragsausfällen führen und dieses Risiko können wir durch den Einsatz der Schleppschläuche stark minimieren“.

Ein kleiner Trick vom Praktiker

Tamme Dirks spart sich immer 10 bis 20 kg N/ha vom Düngebedarf seiner Pflanzen auf, um diese Nährstoffe zusammen mit den Fungizidmaßnahmen zu applizieren. „Gerade in den letzten beiden trockenen Jahren habe ich damit meine Pflanzen bei jeder Spritzung einen kleinen „Bonbon“ geben, was sie mir ertraglich gedankt haben“, so Tamme Dirks.