Praxiserfahrungen stabilisierte Düngung: Agrargenossenschaft GEROME eG

Heute nimmt Sie unser Fachberater Bertram Kühne aus Brandenburg mit zur Agrargenossenschaft GEROME eG und zeigt, welche Erfahrungen mit stabilisierten Düngemitteln in der Praxis gemacht werden. Die Agrargenossenschaft GEROME eG vereint viele Standorte Brandenburgs.

Das macht die Arbeit vielfältig, aber zugleich wird der Pflanzenbauer Rene Nachtigall vor handfeste Herausforderungen gestellt. Die Flächen des Betriebes liegen halbkreisförmig um den Osten der Stadt Dahme (Mark). Die Besonderheiten liegen in der Entstehung der Böden, denn der Standort liegt genau im Grenzbereich zwischen dem Fläming im Westen und den Hochflächen des Lausitzer Grenzwalls im Osten. Von Süden her reichen Ausläufer des Lausitzer Urstromtals in die Betriebsflächen hinein. Der Betrieb setzt sowohl organische als auch mineralische Düngemittel für die Nährstoffversorgung im Ackerbau ein. Dabei wurden zahlreiche Erfahrungen mit dem Einsatz von Urease- und Nitrifikationsinhibitor gemacht.

Wodurch ist der Standort geprägt?

Um die Besonderheiten des Standorts zu verstehen, muss man bis zur Weichseleiszeit vor 115.000 Jahren zurückgehen. Der Gletscher dieser Eiszeit reichte, von Norden kommend, nicht bis über die heutige gedachte Linie von Beelitz bis Baruth hinweg. Das heutige Dahme (Mark) liegt in etwa 20 km südlich davon. Durch die Eiszeit entstand ein Permafrostboden, der erst mit der Erwärmung in den Sommermonaten oberflächlich auftaute. Die Vegetation war entsprechend karg und Bäume und Büsche fehlten vermutlich völlig. Damit gab es eine unverminderte Erosion durch Wind. Feinsand und Schluff wurden so vom Wind aus der Altmoräne der vorhergehenden, weiter südlich reichenden, Saalevereisung (vor 300.000-130.000 Jahren), herausgeblasen. Dieser Sandlöss lagerte sich in einem schmalen Band, beginnend östlich von Rabenstein im Fläming bis nach Dahme (Mark), ab.

Im Bereich um Dahme (Mark) findet man daher stark verschießende Böden aus Einflüssen zweier Eiszeiten von nahezu reinen Sanden an den Waldkanten, über großflächig auftretende lehmige Sande sowie Niedermoor und zentral um die B102 gelegen sandig, lehmige Schluffe, die äolischem Ursprungs sind. Auf der Betriebsfläche kann man daher nahezu alle Variationen von Sandböden und Schluffböden finden, wobei die Sandböden mittlerer Qualität (Sl2) dominieren. Die Ackerzahl beträgt 18 bis 49 Bodenpunkte, der Tongehalt schwankt sehr stark zwischen unter 5 Prozent bis 20 Prozent und der Schluffgehalt kann bis über 50 Prozent betragen, wobei die schlechtesten Böden Sandgehalte von über 85 Prozent besitzen.

Wie läuft der Pflanzenbau und welche Erträge lassen sich realisieren?

Auf ca. 2600 ha Nutzfläche wird Landwirtschaft betrieben. Davon sind ca. 10 Prozent natürliches Grünland. Mehr als zehn verschiedene Kulturen werden angebaut. Winterroggen und Mais sind die größten Kulturen mit einem jeweiligen Anteil von etwas über 15 Prozent. Gefolgt von der Kartoffel, welche sich mit 12 Prozent am Anbauanteil niederschlägt. Die Nähe zur Stärkefabrik Golßen macht den Stärkekartoffelanbau (150 ha) möglich. Die Restfläche konzentriert sich auf die Produktion von Vermehrungsware und einen kleinen Teil Speisekartoffeln. Zur Aufwertung des Grundfutters für die Milchrinder und entsprechender Nachzucht werden über 100 ha Luzerne angebaut. Diese steht genau wie die Kartoffel zukünftig, vorwiegend auf Beregnungsflächen. Die klassischen Kulturen Winterraps, Weizen und Gerste sowie Triticale stehen mit einem Anbauanteil von etwa 8 Prozent in der Fruchtfolge. Interessante Sommerkulturen wie Erbsen, Lupinen, Öllein und Sonnenblumen sowie Hafer stehen in jedem Jahr mit unterschiedlichem Anbauumfang von in Summe etwa 10 Prozent in der Gesamtfläche. Weil das noch nicht ausreicht, werden einige Kulturen vermehrt, darunter auch Rotschwingel. Die schlechtesten Böden werden aus der Produktion genommen (5 Prozent).

Die Erträge schwanken zwischen den Schlägen und den Jahren erheblich. Verlässliche Prognosen zur Bindung von Kontrakten sind rar. Der langjährige Schnitt über alle Flächen liegt bei ca. 50 dt/ha für die anspruchsvollen Getreidearten auf den mittleren Standorten. Die schwachen Standorte versprechen 30-40 dt/ha Roggen. Die Rapserträge scheinen sich wieder auf 30 dt/ha zu stabilisieren. Die Sommerungen litten in den Jahren 2018 und 2019 stärker als die Winterungen. Vor allem die Sonnenblumen und die Körnerleguminosen hatten große Ertragseinbußen. Im Kartoffelanbau findet eine zusätzliche Beregnung statt, jedoch nicht auf allen Flächen. Ein Ertragsniveau von 400 dt/ha bei Stärkekartoffeln wäre wünschenswert, wird aber nicht auf jedem Schlag und im Durchschnitt der Jahre erreicht.

Wie wird der Boden bearbeitet?

Wenn man bei der Bodenbearbeitung beginnt, stellt sich auf den Flächen der Agrargenossenschaft immer die Frage nach dem richtigen Gerät. Rene Nachtigall erläutert, dass am Anfang der Kraftbedarf für ein tiefes Mischen unterschätzt wurde. Nachdem dieses Problem gelöst war, nahm die Fahrgeschwindigkeit zu, während sich gleichzeitig das nächste Problem mit der ausreichende Rückverfestigung stellte. Die Wahl ist ein Grubber mit engem Strichabstand, um die Zwischenräume auch mit schmalen Scharen sicher zu brechen. Voraussetzung dafür sind mindestens vier Balken, um einen guten Boden- und Materialdurchlass zu ermöglichen (Körnermais/Strohhäcksel). Es wird darüber hinaus ein Packer mit großen, tiefreichenden Ringen eingesetzt, der mit einem Nachläufer kombiniert ist, um das Saatbett vorzubereiten. Hier kommen also nur Geräte mit eigenem Fahrwerk in Betracht. Wird auf den leichten Böden zuerst ein Reifenpacker eingesetzt, so ist die Fahrgeschwindigkeit unter trockenen Bedingungen enorm begrenzt, weil sich der Sand aufstaut.

Um einen Zwischenfruchtbestand erstmals zu bearbeiten steht eine Kurzscheibenegge zur Verfügung. Vor dem Stoppelsturz läuft seit letztem Jahr ein Strohstriegel (9 m), dieser wird auch auf der Rapsstoppel eingesetzt - nur in der Gerste ist Nachtigall nicht zufrieden. Das Stroh scheint glatter zu sein und lässt sich nicht so gut breitziehen, wie bei Roggen oder Triticale. Für alle Fälle steht noch ein Pflug auf dem Hof.

Düngung – auf die Strategie kommt es an!

Der Gülleeinsatz im Herbst wird zurzeit neu überdacht, weil sich mit der DüV 2020 die Anrechnung auf die Düngebedarfsermittlung im Frühjahr verändert hat. Was für Zwischenfrüchte noch problemlos geht, muss für Raps und Gerste kritisch hinterfragt werden. Die sich abzeichnende Tendenz ist ein taktisches Vorgehen nach vorausgehender Strohmenge und Saatzeitpunkt. Es hat sich gezeigt, dass kleine Güllemengen zur Rapssaat effektiver wirken, als späte mineralische Nachdüngungen in den Bestand, welche trotz schlechter Wirkung voll angerechnet werden müssen. Im schlechtesten Fall finden sich diese noch in den Nmin-Proben wieder.

Bei der Gülletechnik setzt die Betriebsleitung auf bodenschonende Ausbringtechnik, die drei Achsen des 25 m³ Fasses sind maximal bereift. Nur die Kombination eines hohen Reifens mit möglichst großem Querschnitt führen zu der Möglichkeit auch tatsächlich den Reifendruck absenken und so die Schadwirkungen auf den Boden minimieren zu können, so Nachtigall. Gerade im Frühjahr, wenn mit Zubringtechnik gearbeitet wird, um die Schlagkraft zu erhöhen, wird das konsequent durchgehalten. Es wird mit einem Schleppschuhverteiler mit 15 m Breite auch ins Getreide gefahren. Da sich die Fahrgassen alle 30 m wiederholen, ist ein Zwischenfahren notwendig. Gute Reifen verhindern Verdichtungen und Pflanzenschäden zuverlässig. Ein 30 m Gestänge kommt auf Grund der langen Schläge nicht in Frage. Für den Einsatz auf dem unbestellten Acker steht eine am Güllefass angebaute 4,5 m breite Scheibenegge zur Verfügung.

Der Einsatz von PIADIN® konzentriert sich vor allem auf den Maisanbau, hier sieht Nachtigall das höchste Potential des Gülleveredlers, weil zwischen der Anwendung und einem tatsächlich hohen N-Bedarf der Kulturpflanze die meiste Zeit vergeht. In der Kartoffel wird nicht auf Gülle gesetzt, auch wenn das bei Stärkekartoffeln denkbar wäre. In der Vermehrungskartoffel kommt Gülle nicht in Frage, weil zu hohe mobilisierte N-Mengen das Abreifeverhalten unkalkulierbar machen. Die Kartoffeln werden mit großem Erfolg mit ALZON® neo-N in Kombination mit einer Schwefelkomponente wie PIAMON® 33-S gedüngt. Eine Nachdüngung vor dem Reihenschluss ist damit unnötig geworden. Der Dünger wird direkt in den Damm platziert. Vor den Stärkekartoffeln stehen Zwischenfrüchte mit nematodenresistentem Ölrettich in Greening-Mischung, diese bekommen 60 kg N/ha aus Gülle zur Saat.

Die N-Düngung im Frühjahr hat sich seit dem Trockenjahr 2018 verschoben. Auf den Flächen mit schlechten kapillaren Aufstiegsraten und geringer nutzbarer Feldkapazität wird mit jedem Jahr mehr auf Harnstoff mit Nitrifikationsinhibitor gesetzt. Der Anfang wurde 2019 mit ALZON® neo-N gemacht. Der Versuch in Weizen, Gerste, Roggen und Triticale hatte einen positiven Ausgang. Im Jahr 2020 wurde in den Winterannuellen auf getreide-power® neo gesetzt um die Schwefelversorgung mit abzudecken. Ab Frühjahr 2021 wird auch ALZON® flüssig-S 25/6 eingesetzt. Das Angebot des nicht weit entfernten Agroservice, der die Pflanzenschutzmittel ausbringt und positive Erfahrungen von Nachbarbetrieben haben ihn überzeugt, so Nachtigall. Neben der Chance mit der N-Einmalgabe die regenschwache Zeit von Ende März bis Mitte Mai für die Düngung auszuklammern, wird der Vorteil der randgenauen Applikation genutzt.

Landwirtschaft 4.0 – macht das Sinn?

Der Pflanzenbauer erläutert weiter, dass er sich auch mit Onlinesensoren beschäftigt hat. Das letzte Quäntchen Wille fehle ihm aber noch zum Kauf, weil er von der Wirtschaftlichkeit nicht restlos überzeugt ist. Im zeitigen Frühjahr sieht er größere Vorteile bei der teilflächenspezifischen Anwendung von offline-Verfahren nach Ertrags- oder Bodenkarten. Auch wenn er diese mit Online-Messungen verschneiden kann, wird nicht die große Variation innerhalb einer vorher festgelegten Ertragsklasse festgestellt. Bei der Qualitätsgabe im Weizen und beim Herbstscan von Raps sieht er den Scanner im Vorteil, wobei der Raps im Herbst auch mit Satellitenbildern bewertet werden könne. Der Anwendungsumfang für die zweite Gabe sinke mit der Anwendung stabilisierter Düngemittel. Das Risiko der Vorsommertrockenheit ist in den letzten 5 Jahren zur festen Größe geworden, daher findet eine zweite N-Gabe nur auf einer vergleichsweise kleinen Fläche (bessere Böden) statt.

Tierhaltung schließt den Nährstoffkreislauf!

Die Agrargenossenschaft hat vor einigen Jahren den Milchviehstall modernisiert und einen Neubau an den Bestand angeschlossen, dabei wurde auch ein neues Melkkarussell mit 36 Plätzen errichtet. Die Nachzucht steht einige Kilometer entfernt in einem ungenutzten Milchviehstall. Die Milchrinder zogen in den Neubau. Insgesamt werden etwa 500 laktierende Rinder gehalten, die gleiche Anzahl Tiere wie in der Nachzucht. Die Rinder liefern neben Milch und Fleisch auch wertvolle Dünger in Form von Gülle und Festmist. Natürlich ist die Tierhaltung mit der Futterproduktion und Ausbringung der Exkremente aufwendig, aber auf die positiven Wirkungen des Wirtschaftsdüngers möchte Nachtigall ungern verzichten.

Für das Gespräch bedankt sich Bertram Kühne, Anwendungsberater bei SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH für das Bundesland Brandenburg.