Kartoffelbau – Was können wir aus dem Anbaujahr 2022 lernen?

Das Kartoffeljahr neigt sich dem Ende zu. Zeit die vergangene Anbausaison Revue passieren zu lassen und Resümee aus dem Anbaujahr 2022 zu ziehen.

Das Vegetationsjahr begann durch einen recht trockenen März sehr früh. Dies hat dazu verleitet, mittelspäte und späte Kartoffelsorten früh um den 20. März zu pflanzen. Was aus arbeitstechnischer Sicht und zur Nutzung des Winterwassers sicherlich sinnvoll war, barg aber auch Risiken. Zwar blieben diese Bestände vom Frost weitestgehend verschont, jedoch waren die Kartoffeln physiologisch recht alt und zeigten damit zum Zeitpunkt der Sommerhitze bereits Abreifeerscheinungen. Dies förderte den Hitzestress. Die Folge waren Blattverbrennungen und Kindelbildung, was des Öfteren zu Qualitäts- und Ertragsausfällen führte. Hingegen zeigten die spät gepflanzten Kartoffeln lange einen Ertragsnachteil, welchen sie aufgrund der Sommertrockenheit meist nur auf Beregnungsstandorten ausgleichen konnten. Exakte Ernteergebnisse liegen uns stand heute noch nicht vor, allerdings scheint es im Nachhinein besser gewesen zu sein, mittel-späte und späte Kartoffelsorten weder zu früh (vor dem 1. April) noch zu spät zu pflanzen (Mai).

Anfang April fiel örtlich Starkregen, was in Kombination mit den darauffolgenden rauen Ostwinden und hohen Verdunstungsraten zu verkrusteten Dämmen führte. Während das Striegeln der Dämme wenig erfolgreich war, konnte durch das Anhäufeln neuer Erde der Gasaustausch des Dammes gefördert werden, ohne dabei zu viele grüne Knollen zu provozieren. Wichtig war dabei, dass der Boden ausreichend abgetrocknet ist, sodass keine Verschmierungskrusten durch das Anhäufeln entstehen. Im Zweifel war es ratsam lieber einen Tag länger zu warten als zu früh anzuhäufeln.

Während in manchen Regionen die Kartoffeln mit den Folgen des Starkregens zu kämpfen hatten, fiel in anderen Regionen gar kein Regen. Das machte es schwierig, einen Termin mit guter Nachverteilung für die Herbizid-Applikation zu finden.

Deshalb wurde die Herbizid-Maßnahme oftmals aufgeteilt und mit einem Additiv im Splitting-Verfahren gefahren. Rückblickend betrachtet hat das, bei sachgemäßer Anwendung, in metribuzinverträglichen Kartoffelsorten gut funktioniert. Auch wenn sich im Einzelfall gelbe Blätter ausgebildet haben, haben sich die Pflanzenbestände gut von der Herbizid-Maßnahme erholt und die Unkräuter konnten länger unterdrückt werden. In metribuzinunverträglichen Sorten war die geteilte Herbizid-Strategie schwer umzusetzen.

Durch die hohen Verdunstungsraten und trockene Witterung war der Krautfäule Druck zum Saisonstart gering. Daher konnte in den Früh- und Anschlusssorten relativ spät zwischen dem Reihen- und Bestandesschluss, mit einer systemischen Krautfäule-Maßnahme gegen Stängelphytophthora begonnen werden.

Erstmalig musste in diesem Jahr auf den Wirkstoff Mancozeb verzichtet werden, was dazu führte, dass die Phytophthora- und Alternaria-Strategie überdacht werden musste. Während die Krautfäule in diesem Jahr gut in Schach gehalten werden konnte, war ein ausgeprägter Alternariabefall häufiger zu beobachten. Dies ist wahrscheinlich auf zu weit auseinanderliegende Bekämpfungsmaßnahmen gegen Alternaria zurückzuführen. Bei einem Alternaria-Druck wie in diesem Jahr hätte spätestens alle 14 Tage eine Alternaria-Bekämpfung durchgeführt werden müssen. Häufig betrug dieser Abstand jedoch 20 bis 28 Tage.

Nicht nur die Nebenwirkung von Mancozeb gegenüber Alternaria wurde vermisst, sondern auch die ausbleibende Manganzufuhr, welche auf leichteren Böden zu latenten Manganmangel geführt hat. Um diesen auszugleichen wurden Bor und Mangan Blattdüngungen mit den ersten Fungizid-Maßnahmen kombiniert. Hier stellte sich heraus, dass nicht jeder Bor- und Mangan-Dünger miteinander gemischt beziehungsweise ausgebracht werden sollte.

Insgesamt war das Anbaujahr 2022 von Trockenheit und Hitze geprägt, und führte, im Gegensatz zum Anbaujahr 2021, zu einer geringen Mineralisierungsrate von Stickstoff. So konnte Mitte Juli in vielen unberegneten Beständen Stickstoffmangel im Laub erkannt werden. Blattanalysen und Nmin-Bodenproben bestätigten diese Beobachtung. In der Abbildung 2 ist die geringe Stickstoff (N)-Nachlieferung sehr gut erkennbar. Während im linken Bild das Laub noch dunkelgrün und vital erscheint, hellt sich der Bestand im mittleren Bild auf und im rechten Bild sterben bereits erste Blätter ab. Die Ursache ist, dass im linken Bild 120 Kilogramm (kg) Stickstoff pro Hektrar (N/ha), in der Mitte 60 kg N/ha und rechts 0 kg N/ha gedüngt wurden (Sorte Orwell, 60 Bodenpunkte, Region Niederrhein).

In der Praxis wurde häufig versucht die Stickstoffmangelsituationen mit Blattdüngern zu überbrücken. Dabei stellte sich heraus, dass diese Blattdünger zwar die Blattfarbe verbessern, den Effekt einer klassischen Stickstoff-Mineraldüngung konnten sie jedoch nicht erreichen.

Das Ziel sollte es sein solche temporären Stickstoffmangelsituationen zu vermeiden. Eine Feldbewässerung kann eine gleichmäßigere Stickstoffnachlieferung herstellen und somit diese Mangelsituationen verhindern. Da es jedoch nicht möglich ist, jede Fläche zu bewässern und das Problem der Trockenheit und Starkniederschlägen in den nächsten Jahren sicherlich zunehmen wird, ist es an der Zeit die Düngestrategie zu überdenken und an das Wetter anzupassen.

Düngestrategie überdenken?

Während das Jahr 2021 mit Dauerregen und guten Nachmineralisierungen verlief, war das Anbaujahr 2022, wie auch die Jahre 2018, 2019 und 2020 von Trockenheit geprägt. Nun stellt sich die Frage: Wie kann unter diesen Bedingungen die Stickstoffversorgung sichergestellt werden?

An dieser Stelle möchte ich das System der stabilisierten Stickstoffdüngung vorstellen. Hierbei geht es darum das Winterwasser durch eine frühzeitige Einmalgabe mit ALZON® für die Umwandlung des Stickstoffs in pflanzenverfügbares Ammonium zu nutzen und damit die Pflanze ammoniumbetont zu ernähren.

Dies hat folgende Vorteile:

  • Bedarfsgerechte und wachstumsorientierte Stickstoffbereitstellung
  • Luxuskonsum der Pflanze wird unterbunden à die Gefahr von Hohlherzigkeit wird reduziert
  • pH-Wert Absenkung im wurzelnahen Bereich der zum Aufschluss und damit besseren Aufnahme von Phosphor und Mikronährstoffen wie z. B. Mangan führt zu glatteren Schale
  • bessere Stresstoleranz der Pflanze durch ein ausgeprägtes Feinwurzelwachstum

Gleichzeitig wird der Stickstoff durch einen Nitrifikationsinhibitor vor Auswaschungen geschützt.

In mehrjährigen Versuchen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (NRW) konnte festgestellt werden, dass durch die spezifische N-Gabe mit stabilisierten N-Düngern die Stickstoffdüngung in Kartoffeln um 10 Prozent reduzieren lässt, ohne Abstriche in Ertrag und Qualität (LWK NRW 2021). Während früher dieser Vorteil durch den Mehrpreis für den stabilisierten Dünger aufgezehrt wurde, stellt sich die Sachlage unter den aktuellen Marktbedingungen anders dar.

In Gülle betonten Düngesystemen können die Vorteile Ammoniumernährung durch die Zugabe von PIADIN® erzielt werden. Generell muss beim Anbau von Kartoffeln jedoch vorsichtig mit Gülle und organischen Düngern gedüngt werden. Denn neben möglichen Mineralisationsschüben und der schlechteren N-Verfügbarkeit unter Trockenheit können durch die Gülle Problemunkräuter und wachstumsbeeinträchtigende Stoffe wie beispielsweise Herbizid-Rückstände eingetragen werden. Deshalb sollte sichergestellt werden, dass der eingesetzte organische Dünger unbedenklich für den Kartoffelanbau ist.

Je nach Sorte, Verwertungsrichtung und der Möglichkeit der Feldbewässerung sollten maximal 30 bis 70 Prozent des Nährstoffbedarfs mit organischen Düngern gedeckt werden. Dies verhindert, dass durch die schwankende Mineralisationsrate des organischen Düngers Qualitätseinbußen entstehen.

Schnell gelesen

In diesem Jahr hatte der Kartoffelbau nicht nur mit Trockenheit, sondern örtlich auch mit den Folgen von Starkregen zu kämpfen. Diese Witterung erschwert es dem Anbauer eine geeignete Düngestrategie zu finden. Die Düngung mit stabilisierten Stickstoffdüngern bietet hier Chancen sich auf trockene, wie auch nasse Witterungsereignisse vorzubereiten.