Wintergerste und Winterroggen – Bestände biegen auf die Zielgerade ein

In gut zwei Monaten werden die ersten Mähdrescher mit dem Drusch der Wintergerste bereits die Ernte 2023 einläuten. Zeit also für einen Blick in die Wintergersten- und Winterroggen-Bestände zur Beurteilung der aktuellen Situation, Bewertung der bereits durchgeführten Maßnahmen und Planung der noch ausstehenden Arbeiten.

Ausgangssituation aus dem Winter

Die beiden Wintergetreidearten haben im Herbst 2022 in der Regel normale, in einigen Regionen auch üppig entwickelte Bestände aufgebaut. Letzteres war vor allem in Frühsaaten zu beobachten, welche durch den langen und warmen Herbst hohe Biomasseaufwüchse produzierten. Winterniederschläge, des Öfteren auch als Schnee, sorgten dafür, dass die Bodenwasservorräte deutschlandweit bis in circa 6 Zentimetern Tiefe aufgefüllt waren. Darunterliegende Schichten wurden auf Standorten mit hohen nutzbaren Feldkapazitäten (Magdeburger Börde, Thüringer Becken) nicht mit Wasser gesättigt.

Je nach Vorfrucht, Bonität des Standortes und Summe der Winterniederschläge ergab sich hinsichtlich der Boden-Nmin-Gehalte ein durchaus differenziertes Bild:

Unter gut entwickelten Beständen, bei Getreidevorfrüchten sowie auf leichten bis mittleren Standorten (bis 60 Bodenpunkten) waren eher moderate Nmin-Werte zu verzeichnen.

Höhere Nmin-Werte konnten dagegen beobachtet werden, wenn die Bestände schwächer entwickelt waren, als Vorfrüchte Blattfrüchte oder Leguminosen angebaut wurden, langjährig Organik eingesetzt wurde oder eine hohe Bodengüte (ab 60 Bodenpunkten) gegeben ist.

Die schlagindividuelle Bodenprobennahme und Analyse der Nmin - wie auch der Smin-Werte hat sich zur zielgenauen, standortspezifischen Düngebedarfsermittlung einmal mehr bewährt. Besonders Verlagerungen des Nmin im Tiefenprofil konnten so gezielt berücksichtigt werden.

2023 – der Frühling ließ sich bitten

Nass und kalt – diese beiden Worte umschreiben das Frühjahr 2023 kurz und bündig und führten besonders bei der Wintergerste nicht immer zu Wohlfühlatmosphäre.

Einmal mehr haben sich, auch unter diesen herausfordernden Bedingungen, in Wintergerste und Winterroggen frühe Einmalgaben bzw. startbetonte Baukastensysteme mit ALZON® neo-N in Sachen Düngung bewährt. Entscheidend ist in solchen Jahren jede Befahrbarkeitssituation auszunutzen, um den Stickstoff an die Pflanzenwurzel zu bringen. Der enthaltene Nitrifikationsinhibitor ermöglicht es, die Bestände harmonisch mit Ammonium zu versorgen.

Folgende Pluspunkte können für das ammoniumstabilisierte System verbucht werden:

  • Risikovermeidung im Hinblick auf Nitratverlagerung,
  • kein Überwachsen der Bestände,
  • Klimaschutz durch Vermeidung von Lachgasemissionen,
  • und beste Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit ab Wachstumsstart!

Wintergerste und Winterroggen lassen sich so in einer arbeitswirtschaftlich günstigen Einmalgabe „abarbeiten“ – frei nach dem Motto: „einmal hin alles drin“! Besonders auf Standorten mit hohem Risiko für Frühjahrs- und Vorsommertrockenheiten hat sich dieses Vorgehen bewährt (siehe Abb. 1). Aber auch ein nochmaliges „Einwintern“ der Bestände, z. B. durch ein Schneefallereignis, wirken sich in keiner Weise nachteilig aus (siehe Abb. 2). Neben ALZON® neo-N, kann hier ebenso getreide-power® neo-N oder ALZON® flüssig-S 25/6 mit bis zu 160 kg N/ha appliziert werden.

…was noch zu tun ist

Der Fokus der Arbeiten in Wintergerste und Winterroggen liegt nun auf den anstehenden fungiziden und wachstumsregulatorischen Abschlussbehandlungen. Da, wo noch nicht erfolgt, sollten diese nach Bonitur und Warndienstaufruf durchgeführt werden. In der Wintergerste muss vor allem auf Rhynchosporium und Netzflecken, regional auch auf Ramularia, geachtet werden. Beim Winterroggen liegt der Fokus auf der Braunrostbekämpfung. Dann bleibt nur noch abzuwarten, den Vorerntecheck des Mähdreschers nicht zu verpassen und auch an die Aktualisierung der Hagelversicherungspolice zu denken.

Kurz gelesen

Bei Anwendung ammoniumstabilisierter Dünger zeigt sich in Wintergerste und Winterroggen auch 2023, dass diese vorzugsweise vor Vegetationsbeginn (VB) angedüngt werden. So lässt sich die Winterfeuchtigkeit optimal nutzen, und bei Wachstumsstart ist die bedarfsgerechte N-Versorgung garantiert. In Roggen und Gerste haben sich vielerorts stabilisierte Einmalgaben (N-Bedarf ≤ 160 kg/ha) bewährt. Traditionelle Dünger sind im zeitigen Frühjahr verlustgefährdet und sollten generell erst ab Vegetationsbeginn ausgebracht werden. In Abhängigkeit von den konkreten Bedingungen vor Ort können Baukastensysteme aus ammoniumstabilisierten und traditionellen Teilgaben weitere Potenziale erschließen. Gülle und Gärrückstände sollten zur Vermeidung von nässebedingten N-Verlusten gemeinsam mit PIADIN® ausgebracht werden.