Dinkel – mit ressourcenschonenden N-Düngestrategien zum Erfolg

Die Ähren des Dinkels sind lang und locker. Sie zerfallen beim Drusch in sogenannte Veesen – Ährchen, die jeweils zwei Körner enthalten. Das Korn ist fest mit den Spelzen verwachsen (Spelzweizen), so dass diese vor dem Vermahlen in einem Extraarbeitsgang entfernt werden müssen. Dinkelkörner besitzen ein nussartiges Aroma und weisen einen hohen Protein- und Feuchtklebergehalt auf. Das relativ fettreiche Mehl wird schnell ranzig und muss entsprechend zügig verarbeitet werden.

Der Bedarf ist infolge verstärkter Nachfrage gestiegen, obwohl es bis heute keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über die bessere Verträglichkeit von Dinkel gibt.

Kleine Geschichts- und Lebensmittelkunde

Schon vor 1.000 Jahren sprach Hildegard von Bingen dem Dinkel positive Eigenschaften zu. Heute findet sich eine wahre Flut von Artikeln in den Medien, die von den erstaunlichsten Vorteilen dinkelhaltiger Produkte berichten. Kein Wunder, dass sich die Anbaufläche seit der Jahrtausendwende vervielfacht hat. Zuletzt war die Vermahlung in Deutschland innerhalb von nur fünf Jahren von knapp 110.000 t auf fast 242.000 t gestiegen.  

Aufgrund der geringen Kleberqualität (Sedimentationswerte meist < 30) sind Teige aus Dinkelmehl zwar dehnbar, aber wenig plastisch und erlauben nur niedrige Gebäckvolumina. Das Mehl wird deshalb häufig mit klassischen Weizenmehlen gemischt, um eine gute Backqualität zu erzielen.

Dinkel-Backwaren sind hipp. Trotzdem: Vor dem Kaufen Hirn einschalten!

Es gibt auch Bäcker, die zugunsten des reinen Dinkelmehls auf diesen Mehl-Mix verzichten. Kurioserweise werden derlei Backwaren nicht selten mit dem Attribut „weizenfrei“ versehen, wohl um dem Trend „weg vom Weizen“ zu folgen. Dabei ist Dinkel ein enger Verwandter des klassischen Weizens: Beide gehören der Gattung Triticum an. Kompliziert wird es schließlich, wenn „weizenfrei“ auch noch mit „glutenfrei“ gleichgesetzt wird, denn Dinkelmehl ist – wie Gluten-Allergiker schon leidvoll feststellen mussten – eher reich an diesem Klebereiweiß.

Dinkel – Anbau und Düngung

Bedeutung im Anbau besitzt nur der Winterdinkel. Ertragsniveau und Stickstoffbedarf sind relativ niedrig, das N-Aneignungsvermögen demgegenüber hoch. Dinkel verträgt auch ein raueres Klima als der klassische Weichweizen. Als anspruchsloses Getreide mit besonderer Kornqualität ist Dinkel prädestiniert für den Anbau in ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Er kann aber auch für konventionelle Landwirte eine sehr attraktive Kultur sein, denn die genannten Eigenschaften und dabei vor allem das “sich Abheben“ vom normalen Weizen führten bislang zu einer wachsenden Nachfrage. In jüngster Zeit häufen sich allerdings Warnungen vor einer “Dinkelblase“. Wer sich dennoch für den Dinkelanbau entscheiden möchte, sollte nach wie vor mögliche Absatzwege bereits im Vorfeld absichern.

2022 – ein Jahr mit überraschend guten Dinkel-Erträgen

Je nach Bodenbonität und lokalen Niederschlagsereignissen unterlag der Dinkel wie auch andere Getreide im Jahr 2022 an den meisten Versuchsstandorten erneut den Auswirkungen einer mehr oder weniger gravierenden Frühjahrstrockenheit. Allerdings hielten sich die damit verbundenen ertragsmindernden Effekte offenbar in Grenzen. So lagen die Kornerträge beispielsweise am Standort Güntersleben in Bayern mit rund 100 dt/ha oder im stets dürregefährdeten Cunnersdorf in Sachsen mit mehr als 80 dt/ha auf vergleichsweise hohem Niveau. Auch die Rohproteingehalte konnten mit Werten zwischen 13 % und 15,5 % überzeugen. Mit N-Aufnahmewerten von > 200 kg/ha (bei 160 kg/ha Input) in Güntersleben und > 160 kg/ha (bei 150 kg/ha Input) in Cunnersdorf wurde in allen Düngungsvarianten mehr Stickstoff entzogen als gedüngt.

PIAGRAN® pro und ALZON® neo-N mit überzeugender Performance

PIAGRAN® pro erwies sich unter den oft trockenen und warmen Witterungsbedingungen einmal mehr als dem KAS überlegen bzw. mindestens gleichwertig.

Gleiches trifft auf ammoniumbetonte Systeme mit ALZON® neo-N zu, bei denen durch Zusammenfassung von Teilgaben eine Überfahrtund damit wertvolle Arbeitszeit und Energie eingespart werden konnten. Der Verzicht auf die oft verlustträchtige Qualitätsgabe spiegelte sich allerdings in etwas geringeren Rohproteingehalten wider. Weitere Versuchsreihen sollen klären, inwieweit sich ammoniumstabilisierte bzw.  teilstabilisierte Systeme durch eine bessere Standortanpassung auch in diesem Punkt noch optimieren lassen.

Neben den guten Ertragsergebnissen garantieren die harnstoffbasierten Systeme auf alle Fälle auch eine vorzügliche Ökoeffizienz mit minimierten Verlustrisiken über alle potenziellen N-Austrittspfade.

Schnell gelesen

Dinkel erfreut sich in ernährungsbewussten Kreisen der Bevölkerung nach wie vor großer und wachsender Beliebtheit. Der Dinkelanbau kann daher auch für konventionelle Betriebe attraktiv sein, wobei die Vermarktung bereits im Vorfeld zu klären ist.

Bei der Düngung lässt sich oft eine sehr gute N-Bilanz erzielen. Die Düngung mit PIAGRAN® pro und ALZON® neo-N oder Baukastensysteme mit beiden Spezialitäten konnten im Dinkel auch in der trockenen und warmen Vegetationsperiode 2022 überzeugen.

Achtung: Auch Dinkel ist eine Weizen-Spezies und überdies alles andere als glutenfrei.