Sonnenschein kultivieren: Ausweitung des Sonnenblumenanbaus?

Der Sonnenblumenanbau spielte in den letzten Jahren eine eher untergeordnete Rolle in Deutschland. Seit dem Ukrainekonflikt stieg allerdings die Anbaufläche in Deutschland von 38.000 Hektar auf 86.000 Hektar an (Abb. 1). Vor allem in Brandenburg (34,8 Prozent) und Sachsen-Anhalt (26,7 Prozent) liegt der Schwerpunkt des Sonnenblumenanbaus in Deutschland [1]. Jedoch stellt sich die Frage, ob die Anbauflächen weiter ansteigen oder wieder zurückgehen werden.

Verborgene Stärken der Sonnenblume

Dabei haben Sonnenblumen zahlreiche positive Eigenschaften. Aufgrund einer tiefgehenden Pfahlwurzel (bis drei Meter tief) sind sie in der Lage, Wasser aus tieferen Bodenschichten zu ziehen. Somit genügen der Sonnenblume 400 Millimeter Niederschlag während der Vegetation [2], weshalb der Anbau sich vor allem auch in trockenen Regionen lohnen könnte. An den Boden stellen Sonnenblumen auch keine hohen Ansprüche: Leichte bis mittlere Böden mit einem pH-Wert von 6,5 bis sieben [2], sie sollten jedoch nicht verdichtet sein, sonst kann die Pfahlwurzel sich nicht richtig entwickeln. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Auflockerung getreidebetonter Fruchtfolgen und die Eignung des Anbaus an Flughafer-Problemstandorten. Auch die Funktion als bedeutende Bienentracht sollte nicht außer Acht gelassen werden.

Herausforderungen des Anbaus

Trotz der positiven Aspekte gibt es allerdings auch ein paar Tücken beim Anbau der Sonnenblume. Sie können zwar die Fruchtfolge auflockern, sind jedoch nicht selbstverträglich aufgrund von auftretender Furchtfolgekrankheiten wie Sklerotinia. In dem Zuge sollte innerhalb der vier- bis fünfjährigen Anbaupause auch kein Raps angebaut werden, da dann das Krankheitsrisiko durch langüberdauernde Sporen im Boden erhöht wird [2]. Probleme kann es auch in der Jugendentwicklung mit dem Unkraut geben. Hier sind auch nur Vorauflaufherbizide verfügbar und ansonsten besteht die Möglichkeit, zweimal nach dem Auflaufen zu hacken [3] (Abb. 2).

Vorsicht bei der Stickstoffdüngung

Sonnenblumen besitzen im Vergleich zu anderen Kulturarten einen geringen N-Bedarf mit 20 bis 50 Kilogramm pro Hektar [2]. Zu hohe und späte Gaben können zu Lager-, erhöhter Krankheitsanfälligkeit und Ertrags- und Qualitätsverlusten führen. Darüber hinaus wird auch von organischer Düngung eher abgeraten wegen der unkontrollierten N-Mineralisation. Außerdem sollten die verwendeten Dünger chloridarm sein. Es wird empfohlen, in mehreren Gaben zu düngen (Abb. 2).

Hoher Bedarf an Schwefel und Bor

Aufgrund des hohen Ölgehalts der Sonnenblumensamen (50 bis 80 Prozent) besteht auch ein hoher Schwefelbedarf mit 0,4 Kilogramm pro Dezitonne im Korn [5]. Der Schwefel wird hauptsächlich für die Bildung der Fettsäuren durch die Aktivität S-haltiger Enzyme benötigt. Empfohlen wird hier eine Düngung von 20 bis 30 Kilogramm Schwefel pro Hektar in Form von S-haltigen N-Düngemitteln [5].

Bormangel in Sonnenblumen kann zu Wuchsdepressionen und Ertragseinbußen führen. Hier kann die Borversorgung mit Blattdünger sichergestellt und mit Pflanzenschutzmaßnahmen kombiniert werden.

Wie sieht es mit dem Marktpotenzial aus?

Gerade mal 10 Prozent Selbstversorgunggrad mit Sonnenblumenöl haben wir hierzulande. Da ist noch viel Luft nach oben [6]. Die Vielseitigkeit der Verwertung z. B. als Speise- und Frittieröl oder auch als Energiepflanze können den heimischen Markt vergrößern. Jedoch ist der Marktanteil an Öl verschwindend gering im Vergleich zu Raps, da das Ertragsniveau noch bei 18 bis 26 Dezitonnen pro Hektar liegt (Raps: 30 bis 45 Dezitonnen pro Hektar) [1].

Fazit

Der Sonnenblumenanbau hat einen großen Aufschwung in den letzten Jahren erfahren. Dennoch ist der Anbauumfang aktuell noch sehr gering und könnte ausgebaut werden. Zu betonen wären die gute Trockenstresstoleranz, dank des tiefen Wurzelwerkes und die geringen Standortansprüche. Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen wie zum Beispiel der Pflanzenschutz und die N-Düngung. Der Sonnenblumenanbau hat großes Potenzial, jedoch hängt dieses weiterhin vom Preis und künftigem Züchtungsfortschritt ab.

Quellen:

[1] Bundessortenamt (2023): „Beschreibende Sortenliste Getreide, Mais, Öl- und Faserpflanzen, Leguminosen, Rüben, Zwischenfrüchte“ URL: https://www.bundessortenamt.de/bsa/media/Files/BSL/bsl_getreide_2023.pdf (zuletzt aufgerufen am 21.12.2023).

[2] Graf, T.; Biertümpfel, A.; Degner, J.; Götz, R.; Zorn, W. (2006): „Leitlinie zur effizienten und umweltverträglichen Erzeugung von Sonnenblumen“. URL: https://www.tll.de/www/daten/publikationen/leitlinien/sonn0906.pdf (zuletzt aufgreufen am 21.12.2023).

[3] ISIP Informationszentrum (2023): „Unkrautbekämpfung in Sonnenblumen“. URL: https://www.isip.de/isip/servlet/isip-de/infothek/oelsaaten/sonnenblumen/unkrautbekaempfung (zuletzt aufgerufen am 21.12.2023).

[4] Lidea Germany GmbH (2022): „Anbauberater Sonnenblumen“. URL: anbauberater-sonnenblume-2022.indd (lidea-seeds.de) (zuletzt aufgerufen am 21.12.2023).

[5] ISIP Informationszentrum (2023): „Düngung“. URL: www.isip.de/isip/servlet/isip-de/infothek/oelsaaten/sonnenblumen/duengung (zuletzt aufgerufen am 21.12.2023).

[6] Zinke, O. (2022): „Alles über Sonnenblumen: Ernte, Preise – Halbwahrheiten“. URL: https://www.agrarheute.com/markt/marktfruechte/alles-ueber-sonnenblumen-ernte-preise-halbwahrheiten-593107 (zuletzt aufgerufen am 21.12.2023).