Reportage Ackerfuchsschwanz-Bekämpfung

Autorin: Manja Landschreiber (Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein)

Ackerbauliche Maßnahmen als Teil des gesamten Unkraut- und Ungras-Managements

Klassische Unkrautflächen, ohne Gräser, kommen in vielen Regionen kaum noch vor. Vielerorts sind Jährige Rispe, Windhalm, Trespen-Arten oder Ackerfuchsschwanz präsent. Bundesweit gesehen, hat nicht nur die Fläche mit Ackerfuchsschwanz zugenommen, sondern auch die Besatzstärke und Resistenzentwicklung. Mit Vorkommen spezieller Gräser-Arten steigt die Intensität der Bekämpfung, und zwar nicht nur der chemischen Maßnahmen, sondern des gesamten Aufwandes.

Nacherntemanagement – Keimruhe

Die Frühsommer Witterung hat einen entscheidenden Einfluss auf das Keimvermögen ausgefallener Ackerfuchsschwanzsamen. Die Länge der sogenannten primären Keimruhe, Bodenfeuchtigkeit und die Art der Bodenbearbeitung sind ausschlaggebend dafür, ob ausgefallene Samen keimen oder nicht.

Dr. Stephen Moss bezeichnete die standardmäßige Stoppelbearbeitung mal als „waste of time“ (Zeitverschwendung). Mit Kenntnis der Biologie des Ackerfuchsschwanzes wird schnell klar warum. Ackerfuchsschwanzsamen fällt nach der Ernte durch jegliche Bodenbedeckung von der primären Keimruhe in die sekundäre Keimruhe. In dieser sekundären Keimruhe ist ein Keimen im aktuellen Jahr nicht möglich. Aus der sekundären Keimruhe keimt der Samen erst im nächsten Jahr bei Lichtreiz und Feuchtigkeit.

Die gängigen Geräte, wie Kurzscheibenegge und Grubber arbeiten in einer Tiefe, die zwangsläufig zu einer Bodenbedeckung des ausgefallenen Ackerfuchsschwanzsamens führt. Bodenbedeckung bedeutet Dunkelheit, somit keine Keimung aufgrund der sekundären Keimruhe und in dessen Folge Anreicherung des Bodensamenvorrates.

Versuche diesbezüglich zeigten, dass bei einem starken Samenausfall eine flache Bodenbearbeitung mit dem Striegel nach der Ernte bei kurzer primärer Keimruhe und vorhandener Bodenfeuchtigkeit, zu einem Auflaufen von Ackerfuchsschwanzpflanzen führten. Die Länge der primären Keimruhe ist ausschlaggebend für den zeitlichen Prozess und somit für die entscheidende Frage: wann erfolgt die Grundbodenbearbeitung, klappt ein Saattermin noch Mitte Oktober oder muss eine Sommerkultur folgen?

Dem gegenüber führt die klassische Bodenbearbeitung mit einer Kurzscheibenegge, flach und stark wühlend, in den meisten Jahren zu keinem wesentlichen Auflauf von Ackerfuchsschwanz. Die aktuellen Samen fallen in die sekundäre Keimruhe. Allerdings können ältere Samen, die sich im oberen Bodenhorizont befinden Lichtreize erhalten und keimen dann aus der sekundären Keimruhe.

Das Jahr 2021 war ein super Jahr für eine kurze primäre Keimruhe. Die Temperaturen im Juni waren die Voraussetzung dafür. So keimte noch vor der Rapsernte der Ackerfuchsschwanz auf der Fläche. Nachfolgende flache Bodenbearbeitung nach der Ernte und mehrere kurze Regenschauer brachten hervorragende Auflaufraten von ausgefallenem Ackerfuchsschwanzsamen. Das war auch gut so, denn 2021 war, basierend auf verschiedenen Ursachen, ein extremes Ackerfuchsschwanzjahr. In diesem Jahr ist die primäre Keimruhe deutlich länger ausgeprägt. Die Begründung liegt in den Temperaturen. Erst nach der Reife der Ackerfuchsschwanzsamen ist es konstant wärmer geworden.

Bei aktuell stärkerem Besatz mit Ackerfuchsschwanz und folglich einem höheren Samenausfall sorgt der Einsatz eines flach arbeitenden Gerätes, vorzugsweise eines Striegels, für den erforderlichen Lichtreiz und fördert bei vorhandener bzw. ausreichender Bodenfeuchtigkeit die Keimung oberflächennaher Ackerfuchsschwanzsamen. Die Länge der primären Keimruhe ist dann ausschlaggebend, für den zeitlichen Prozess und somit für die entscheidende Frage, spätere Saat oder doch eine Sommerkultur.

Das Thema Strohverteilung kommt zusätzlich erschwerend dazu. Strohschwaden sind ein Problem. Die Gefahr steigt mit zunehmender Schneidwerkbreite, gute Strohhäcksler sind zwingend erforderlich. Im Zweifel muss das Stroh abgefahren werden. Denn, unter einer Strohmatte keimt wenig bzw. stark zeitverzögert Ackerfuchsschwanz.

Bei einer aktuell Ackerfuchsschwanz-freien Kultur (Ackerbau- und Herbizidmaßnahmen mit sehr hohem Wirkungsgrad), aber Samenpotential im Boden, erfüllt die Stoppelbearbeitung einerseits den Zweck zur Förderung der Strohrotte. Andererseits sollte sie, die im Boden befindlichen vorjährigen Ackerfuchsschwanzsamen aus der sekundären Keimruhe zum Leben erwecken. Durch Lichtreiz und Feuchtigkeit (kurze Niederschläge) wird die Keimung dieser Samen angeregt. Die Wahl des Bearbeitungsgerätes und die Bearbeitungstiefe hängen auch davon ab, wo sich der Großteil der Samen befindet. Die klassische Kurzscheibenegge ist besonders gut geeignet für Samenpotential in den oberen 5 cm Boden. Ein mehrmaliger Einsatz bietet neue Lichtreize und somit neue Auflaufwellen. Somit besteht die Möglichkeit, die Ackerfuchsschwanz-Samenbank im Boden reduzieren.

Anpassung der Saatzeit

Anfang September, das Wetter ist gut, die Flächen bearbeitet und man ist bereit: Zeit zum Drillen? Für verseuchte Ackerfuchsschwanzflächen lautet die Antwort zweifelsohne Nein! Auch wenn einem mit Sicherheit verregnete Herbste einfallen. Saaten Anfang – Mitte September sind keine Option. Denn zu dieser Zeit erfolgt der Hauptauflauf des Ackerfuchsschwanzes. Keimen die Samen gleichzeitig mit der Kultur, bedeutet das, dass die Last ausschließlich auf den Bodenherbiziden liegt. Und diese sind extrem abhängig, von Bodenfeuchtigkeit, Humusgehalt und Auflaufverhalten der Samen. Je verzettelter, umso schlechter sind die Wirkungsgrade.

Spätere Saattermine, wohlgemerkt „spätere Saat“ und „nicht Spätsaat“, denn das ist ein Unterschied, führen in Kombination mit dem Verfahren des Falschen Saatbetts, das heißt Saatbettbereitung, Liegenlassen, Glyphosat-Einsatz (Vorsaatbehandlung nur noch bei Mulch- oder Direktsaat möglich) und anschließend ohne weitere Bodenbearbeitung Drillen, zu positiven Auswirkungen auf den Ackerfuchsschwanzauflauf. Wohlgemerkt, es geht hier nicht um eine explizite Spätsaat, die man sofort mit Saatterminen Ende Oktober-Anfang November verbindet, sondern um angepasste Saattermine je nach Wetterlage. Jeder Tag zählt.

Die Herausforderung in der Praxis bestehen allerdings in der Etablierung von späteren Saatterminen. Wetterumschwünge mit Niederschlägen, die daraus resultierenden Probleme bei der Befahrbarkeit der Flächen, aber auch zunehmender Vogelfraß durch Krähen, Kraniche und Gänse, bieten sehr häufig Grenzen in der Umsetzung.

Ist aufgrund schlechter Witterung absehbar, dass spätere Termine nicht mehr umsetzbar sind, muss auf eine Sommerkultur ausgewichen werden. Schlecht bestelltes, weil bei Nässe reingeschmiertes Wintergetreide, kann keine Option sein.

Durch die Wahl des Aussaattermins beeinflusst man nicht nur den Auflaufzeitpunkt des Ackerfuchsschwanzes, sondern legt zusätzlich die Weichen für die nachfolgenden Herbizid-Maßnahmen. Hier ist die Nähe zu potentiellen Regenereignisses entscheidend. Anschließende Niederschläge sind die Basis für erzielte Wirkungsgrade der Bodenherbizide und entscheiden maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg.

Fruchtfolge

Gerade auf den Hochertragsstandorten waren Sommerungen die Stiefkinder der Fruchtfolge. Das hat sich die letzten Jahre etwas gewandelt. Denn Sommerungen sind besser als ihr Image.  So hat sich die Erkenntnis in der Praxis durchgesetzt, dass der Einbau von Sommerungen in die Fruchtfolge am effektivsten zur Ackerfuchsschwanzreduzierung beiträgt. Zusätzlich helfen sie in der Flufenacet-Diskussion. Ein Jahr Sommerung bedeutet auch, ein Jahr kein Flufenacet-Einsatz.

Die Sommerung hat den entscheidenden Vorteil, dass die Zeit bis zur Aussaat zur Ackerfuchsschwanz-Bekämpfung genutzt werden kann. Durch Bodenbearbeitung ist es möglich Samen zum Keimen zu bringen und so den Bodensamenvorrat zu reduzieren. Gleichzeitig kann man sich die Biologie des Ackerfuchsschwanzes zu Nutze machen. Die Auflaufraten im Frühjahr sind geringer, die Pflanzen schwächer und die Ähren kürzer. Eine Sommerkultur muss schnell, gut abdecken, um den Auflauf der Ackerfuchsschwanzpflanzen zu erschweren. Sommergerste und Hafer sind besonders gut geeignet. Sommerweizen dagegen benötigt viel Zeit, um einen geschlossenen Bestand zu erzielen. Dies trifft auch auf die Ackerbohne zu. Die steht extrem lange sehr offen und schließt erst spät die Reihen. Mais darf nur angebaut werden, wenn kein ALS-Hemmer in Form von Maister Power eingesetzt wird, da besonders auf Flächen mit langjähriger Atlantis-Historie eine Superselektion provoziert wird, in dessen Ergebnis dann kein ALS-Hemmer mehr gegen Ackerfuchsschwanz wirkt.

Bei der Aussaat der Sommerung ist es wichtig, dass diese möglichst ohne Bodenbewegung eingeschlitzt wird. Auch hier sollte das Verfahren des Falschen Saatbetts zwingend zum Tragen kommen. Besonders im Sommergetreide können keine Ackerfuchsschwanz-wirksamen Bodenherbizide eingesetzt werden, so dass – wenn Glyphosat möglich ist – dieses für ein sauberes Saatbett sorgt. Sollte Glyphosat gänzlich wegfallen, sieht das Ganze deutlich schwieriger aus.

Bei der Betrachtung der Sommerung darf nicht nur auf den Ertrag geschaut werden, auch der Aufwand muss mit betrachtet werden. 70 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) Sommergerste zu 95 dt/ha Wintergerste sind ertragsbezogen sicherlich ein Unterschied. Allerdings hat man auf Problemflächen in der Wintergerste mit 0,6 Liter pro Hektar (l/ha)Herold SC im Vorauflauf und anschließend 2,0 l/ha Trinity auch deutlich höhere Herbizidkosten. Da Axial 50 auf solchen Flächen resistenzbedingt nicht mehr wirkt, muss die Ackerfuchsschwanz-Bekämpfung über Bodenherbizide erfolgen, mit ungewissem Ausgang, da Trockenheit die Wirkungsgrade der Bodenherbizide auch mal deutlich verringern kann.

Gerade auf stark verseuchten Ackerfuchsschwanzflächen bietet die Sommerung die Chance auf Sanierung. Ist das „Kind noch nicht komplett in den Brunnen gefallen“, trägt der regelmäßige Einbau einer Sommerung in die Fruchtfolge dazu bei, Ackerfuchsschwanzprobleme gar nicht erst entstehen zu lassen oder zu verlangsamen.

Verfahren „Falsches Saatbett“

Der Zweck dieses Verfahrens liegt darin, die Fläche saatfertig zu machen, den entstandenen Aufwuchs mit Glyphosat zu behandeln und anschließend ohne weitere Bodenbewegung, die Lichtreize zur Keimung bieten würden, zu drillen. Dies ist besonders gut durchführbar, in Verbindung mit späteren Saatterminen oder einer Sommerung, da die Auflaufraten von Ackerfuchsschwanz einfach höher sind.

Das ganze Verfahren steht und fällt zum einen mit der aktuellen Wetterlage und mit der Entscheidung, ob Glyphosat eingesetzt werden kann oder nicht. Denn eines ist klar, ohne Glyphosat kann der Auflauf von Ackerfuchsschwanz nur mechanisch bekämpft werden. Das bedeutet aber, ein weiterer großflächiger Bodeneingriff mit Lichtreizen und erneuten Auflaufwellen. Geräte, die sogenannte Eier legende Wollmilchlaus, die flach arbeiten, kleine und größere Pflanzen, wie zum Beispiel auch Ausfallraps, ganzflächig abschneiden und keine neue Auflaufwellen provozieren, sind schwierig zu finden.

Das Verfahren des „falschen Saatbetts“ hat zwei Schwachstellen, einerseits das Wetter mit möglichen Regenereignissen und andererseits die Einsatzmöglichkeit und die langfristige Verfügbarkeit von Glyphosat. Im Gegenzug bietet dieses Verfahren eine aktive Ackerfuchsschwanzbekämpfung ohne dass kulturbezogene Herbizide beansprucht werden. Auch das bedeutet Resistenzmanagement.

Einfluss eines optimierten Herbizideinsatzes

Im Schnitt der Jahre zeigen sich gute Wirkungsgrade durch den Einsatz der Bodenherbizide. Die Basis ist hier der Wirkstoff Flufenacet. Allerdings muss sich der genaue Spritztermin an der Bodenfeuchtigkeit orientieren. Somit muss man sich wieder mit der Handlungsoption Saatzeit beschäftigen. Herrschen trockene Bedingungen, sind schlechte Wirkungsgrade vorprogrammiert. Die Aussaat muss dann nach hinten geschoben werden. Denn häufig reicht die Restfeuchtigkeit im Boden zwar zum Auflauf von Getreide und Ackerfuchsschwanz, für eine gute Bodenherbizidwirkung allerdings kaum. Ziel sollte die Behandlung im Vorauflauf des Ackerfuchsschwanzes sein. Somit bilden Aussaat und Spritzung eine zeitliche Einheit. Noch kann man 240 Gramm pro Hektar (g/ha) Flufenacet ausbringen. Eine Reduzierung dieser Wirkstoffmenge führt zu einer Reduzierung des Wirkungsgrades. Die Folgen wären fatal, denn der Druck auf die ohnehin angeschlagenen Blattherbizide steigt dann weiter und eine Beschleunigung der Resistenz wäre die Folge.

Gerade bei schwerem Boden bietet sich nach dem Drillen und vor dem Bodenherbizid der Einsatz einer Walze an. Sie zerstört die Kluten und verhindert somit das verzettelte Auflaufen von Ackerfuchsschwanzsamen. Gleichzeitig wird der Wirkungsgrad der Bodenherbizide erhöht. Genauso wie der Striegel, kann natürlich auch die Walze nur bei trockenen Bedingungen aufs Feld.

Bei schlechter Wirkung der Bodenherbizide bzw. hohem Ackerfuchsschwanzdruck stellt sich zwangsläufig die Frage, nach der Terminierung der Blattherbizide. Der Erfolg dieser ist mit dem Resistenzstatus der Fläche eng gekoppelt. Die schlechten Wirkungsgrade von Produkten, basierend auf dem Wirkstoff Mesosulfuron lassen den Rückschluss auf eine vorhandene Wirkort-Resistenz gegenüber ALS-Hemmern (Sulfonylharnstoffen) zu. Dagegen weisen schlechte Wirkungsgrade der Produkte Traxos und Axial auf eine starke FOP-/DEN-Resistenz hin.

Die Wirksamkeit der Blattherbizide hängt somit hauptsächlich vom Resistenzstatus der Fläche ab. Langjähriger Winterweizenanbau, in Kombination mit jährlichem Atlantis WG-Einsatz, führt zwangsläufig zu Resistenzproblemen. Die Anwendungshäufigkeit und die Besatzstärke spielen beim Selektionsdruck eine Schlüsselrolle.

Herbizidempfehlung:  Zur effektiven Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz sind 240 g/ha Flufenacet nötig. Der Zusatz von Diflufenican verbessert die Wirkung gegen die Gräser und bringt zusätzlich entscheidende Unkrautwirkung mit. Der optimale Termin für den Einsatz ist der Vorauflauf. Feuchter Boden mit nachfolgenden Niederschlägen ist der Garant für eine gute Wirkung. Die Zugabe von 2,5 bis 3,0 l/ha Boxer oder 3,5 bis 4,0 l/ha Jura verbessern die Wirkung. Die Ergebnisse der Zusatzleistung schwanken über die Jahre, je nach Bodenfeuchtigkeit zwischen 5 bis 30 Prozent. Über einen Zeitraum von 10 Jahren konnten in Versuchen der Landwirtschaftskammer S.-H. Wirkungssteigerungen von durchschnittlich 10 Prozent erzielt werden.

In der Wintergerste gibt es auf Standorten mit FOP- und DEN-Resistenz keine Alternative zu Bodenherbiziden, da die einzige Nachbehandlungsmöglichkeit Axial 50 entfällt. Um die Wintergerste in der Fruchtfolge zu halten, kann als zweite Bodenherbizid-Maßnahme (Spritzfolge) 2,0 l/ha Trinity im Stadium des Keimens (ES 10 AFU) zum Einsatz kommen. Danach muss das Wuchsverhalten der Gerste helfen, den Ackerfuchsschwanz zu unterdrücken.

Im Winterweizen ist besonders auf Flächen mit beginnender Metabolischer Resistenz von Atlantis sowie bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck eine Bodenherbizid-Nachlage von 3,0 bis 4,0 l/ha Jura oder 3,0 bis 5,0 l/ha Boxer (zugelassene Gesamtmenge beachten) empfehlenswert, ebenfalls im Stadium der Keimung (BBCH 10).

Der Einsatz von Trinity sollte auf die Wintergerste beschränkt bleiben, um in der Fruchtfolge Raps, Winterweizen, Wintergerste keinen zweimaligen Einsatz von Chlortoluron durchzuführen.

Standardempfehlung auf normalen Standorten im VA (Beispiele):

  • 0,6 l/ha Herold SC (+ 2,0-3,0 l/ha Boxer)
  • 0,6 l/ha Herold SC (+ 2,0 l/ha Trinity) Diese Variante sollte schwerpunktmäßig in der Wintergerste zum Einsatz kommen.
  • 0,5 l/ha Cadou + 0,7 l/ha Mateno Duo

Gewässerabstandsfreie Varianten sind:

  • 0,5 l/ha Cadou + 2,5-3,0 l/ha Boxer
  • 0,48 l/ha Sunfire + 2,5-3,0 l/ha Boxer oder + 60 g/ha Sumimax (Sumimax nur im WW)

In den beiden DFF-freien Varianten muss man Abstriche in der Ackerfuchsschwanz- und Unkrautwirkung hinnehmen, da die Zusatzleistung des Wirkstoffs DFF fehlt. Die Zugabe von DFF in Form der Produkte Diflufenican, Lyskamm oder Sempra würde wieder zu einem Gewässerabstand von 10 Metern führen.

Empfehlung bei starkem Ackerfuchsschwanzdruck sowie auf Flächen mit Resistenzproblemen der Blattaktiven Produkte (Atlantis-Wirkstoff, Traxos und Axial):

  • 0,6 l/ha Herold SC (+ 2,5 bis 3,0 l/ha Boxer) im VA

2,0 l/ha Trinity in EC 10 (5 bis 10 Tage später als VA) Variante für die Wintergerste

  • 0,6 l/ha Herold SC im VA

3,0 bis 4,0 l/ha Jura oder 3,0 bis 5,0 l/ha Boxer (5 bis 10 Tage später als VA, Aufwandmengen je nach Boden- und Niederschlagsverhältnissen)

Beim Einsatz der Bodenwirkstoffe Flufenacet, Diflufenican und Prosulfocarb wird schnell die Frage der Verträglichkeit gestellt. Zum einen gibt es Unterschiede in der Empfindlichkeit der Kulturen. Besonders Roggen und Gerste zählen zu den empfindlichsten Kulturen. Weizen ist etwas robuster, kann aber bei zu flacher Ablage ebenfalls kritisch reagieren. Verträglichkeitsprobleme sind immer jahresbedingt. Fallen beispielsweise direkt nach einer Boxer-Applikation größere Mengen Niederschlag, so können zum Teil massiver Aufhellungen auftreten. Auch der Wirkstoff Diflufenican führt dann zu Aufhellungen. Bei Flufenacet sind hauptsächlich Ausdünnungen zu beobachten. Auch hier spielen Menge und Heftigkeit nachfolgender Niederschläge eine entscheidende Rolle. Flufenacet zieht im Gegensatz zu Prosulfocarb in der Wirkung noch nach.

Aussaatmenge und Ablagetiefe sowie Bodenschluss (Rückverfestigung), sind wichtige Kriterien bei der Saat.

Als Blattherbizide kommen in der Gerste Axial 50, in Weizen und Triticale Traxos und im Roggen Sword in Frage. Liegen aber auf der zu behandelnden Fläche FOP- und DEN Resistenzen vor, ist ein vager Ausgang vorprogrammiert.

Kühle Temperaturen sind für die Spritzung von Vorteil. Eingangs des Winters können dann auf sensitiven Standorten 1,2 l/ha Traxos oder in der Wintergerste 0,9 l/ha Axial 50 zum Einsatz kommen (sogenannte Nikolausspritzung). Temperaturen unter 5 °C, aber kein völliger Vegetationsstopp sind förderlich. Leichte Nachtfröste, leicht feuchte Bestände oder Raureif bei der Behandlung wirken sich nicht negativ aus.

Ist klar, dass resistenzbedingt Axial und Traxos auf der Fläche nicht mehr wirkt, stellt sich im Winterweizen die Frage, ob dann Atlantis im Herbst oder milden Winter eingesetzt werden kann. Besonders bei milder Witterung wächst der Ackerfuchsschwanz munter weiter, so dass bei dem Frühjahrseinsatz ab 16. März ein Atlantis Flex auf relativ große Pflanzen treffen kann. Ein früherer Einsatz ist mit diesem Produkt auf dränierten Flächen zulassungstechnisch nicht möglich.

Ein Herbsteinsatz kommt nur mit Niantic (entspricht Atlantis WG) mit 400 g/ha, auf dränierten Flächen bis zum 31. Oktober, und Atlantis OD mit 1,2 l/ha in Frage. Ein AHL-Zusatz ist nicht möglich. Wenn, dann muss dieser Einsatz bei Hochdruckwetterlage erfolgen. Allerdings dürfen diese Herbsteinsätze ebenfalls nur als Notlösung bei starkem Ackerfuchsschwanz-Besatz und der nachfolgenden Verdrängung des Weizens gesehen werden.  Der Vorteil liegt in der geringen Pflanzengröße, der Nachteil in der geringeren Aufwandmenge. Ein Herbsteinsatz mit Niantic und ein folgender Frühjahrseinsatz mit Atlantis Flex wäre unter dem Aspekt, dass Ackerfuchsschwänze beide Behandlungen überleben, der absolute Supergau.

Bodenfeuchtigkeit ist das A und O für Bodenherbizide. Bei ausreichenden Niederschlägen können durchaus Wirkungsgrade von 80 bis 95 Prozent erzielt werden. Dieselben Varianten erzielen bei Trockenheit aber nur zwischen 30 bis 40 Prozent Wirkung.

Drilltermin und nachfolgender Spritztermin, eventuell vorher noch Walzen, angepasst an nachfolgende Niederschläge, müssen somit eine Einheit bilden.