Bodenbearbeitung – Mit welchem Verfahren zum Erfolg?

Die Getreide- und Rapsernte steht vor der Tür. Für viele Landwirte stellt sich wieder die Frage nach der Art, der Intensität und der Häufigkeit der Bodenbearbeitung zwischen der Ernte und der Aussaat der Folgekultur: wendende Bodenbearbeitung mit dem Pflug oder doch konservierend? Tief oder flach? Häufig oder selten? Welches Bodenbearbeitungsverfahren ist für meinen Betrieb das richtige? Gibt es überhaupt ein Richtig oder Verkehrt? Oder ist vielleicht die Kombination der Verfahren ein geeigneter Weg? Im Hinblick auf diese Fragen sollen nachfolgend einige Grundsätze zur Bodenbearbeitung aufgezeigt werden. 

Bei der Bodenbearbeitung nach der Ernte lässt sich unterscheiden zwischen der Stoppelbearbeitung und der sich anschließenden Grundbodenbearbeitung bis zur Aussaat der Folgekultur.

Erste Maßnahme: Stoppelbearbeitung

Nach der Ernte von Getreide und Raps wird der Boden üblicherweise mit Grubber, Scheibenegge oder Schälpflug zunächst flach bearbeitet, unter anderem um:

  • Ausfallgetreide bzw. -raps und Unkrautsamen in Keimlage zu bringen.
  • Kapillaren zu brechen und somit die Bodenwasserreserven zu schonen.
  • Durch Vermischung mit dem Boden die Rotte der Ernterückstände anzuregen.
  • Altverunkrautung zu stören.

Es geht bei diesem ersten Schritt zunächst hauptsächlich um Fragen der Feldhygiene und des Wasserhaushaltes. Zum Zweck der Strohverteilung bzw. einer ersten Strohzerkleinerung sowie ggf. auch der Schneckenbekämpfung kann vor der ersten Bearbeitung auch noch der Strohstriegel zum Einsatz kommen.

Grundbodenbearbeitung

An die Stoppelbearbeitung schließt sich die Grundbodenbearbeitung an.

Böden verdichten sich im Laufe der Zeit häufig selbst bzw. werden durch Befahren (Reifendruck) oder durch Landmaschinen und Werkzeuge (z.B. Drillmaschinenhorizont) verdichtet. Insofern weisen Böden nach der Ernte häufig eine (zu) hohe Lagerungsdichte auf. Oftmals ist die Luft- und Wasserführung des Bodens bzw. die Durchwurzelbarkeit dann derartig beeinträchtigt, dass ein ungestörtes Wachstum der Folgekultur nicht mehr möglich ist. Zentrale Ziele der Grundbodenbearbeitung sind daher:

  • Strukturschäden bzw. Verdichtungen auf mechanischem Wege aufzubrechen und somit eine standorttypische Bodenstruktur wiederherzustellen.
  • Die Einebnung des Bodens als Vorstufe der Saatbettbereitung.

Weitere wichtige Ziele sind:

  • Die Einarbeitung von Ernterückständen der Vorfrucht mit dem Ziel der Rotteförderung (N-Sperre, Krankheitsdruck).
  • Beseitigung von vorhandenen Unkräutern sowie von aufgelaufenem Ausfallgetreide.

Für die Grundbodenbearbeitung kommt traditionell die wendende und somit sehr intensive Methode mit dem Pflug und in den letzten Jahrzehnten vermehrt auch die extensivere, konservierende Methode mit Grubber oder Scheibenegge zum Einsatz. Obwohl beide Verfahren seit vielen Jahren immer wieder Gegenstand von Diskussionen und auch von zahlreichen Versuchen sind, herrscht nach wie vor kaum Einigkeit darüber, welches nun das bessere Verfahren ist. Stellen wir dazu nachfolgend einige Überlegungen an.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten

Neben den bereits beschriebenen generellen Vorzügen und Notwendigkeiten der Bodenbearbeitung darf nicht vergessen werden, dass jede Bodenbearbeitung immer auch einen mehr oder minder schweren Eingriff in den Boden darstellt. Unter ungünstigen Bedingungen kann es geschehen, dass mit einer Bodenbearbeitung mehr neue Probleme geschaffen als alte Probleme gelöst werden. So kann jede Bodenbearbeitung generell auch unerwünschte „Nebenwirkungen“ mit sich bringen. Einige Beispiele:

  • Bodenerosion durch Wind und Wasser; besonders bei langer Zeitspanne bis zur Aussaat bzw. bis zum Reihenschluss der Folgekultur. 
  • Nährstoffmobilisierung durch die Bodenbelüftung und anschließende Nährstoffausträge, wenn die Nährstoffe von der Folgefrucht nicht aufgenommen werden können.
  • Beeinträchtigung des Bodenlebens.
  • Bearbeitungshorizonte (z.B. Pflugsohlenverdichtung) bei zu hoher Bodenfeuchte während der Bearbeitung. 
  • Klutenbildung, Verschmierungen etc.

Die Frage ist also immer auch: Mit welchem Verfahren – Pflug oder konservierend – lassen sich die Ziele der Grundbodenbearbeitung erreichen, ohne sich die angeführten Probleme einzuhandeln? Schauen wir uns die wesentlichen Vor- und Nachteile der beiden Verfahren nachfolgend an.

Wendende Bodenbearbeitung (Pflug)

Pro Contra
„Reiner Tisch“: komplette Einarbeitung von Ernterückständen temporäre Störung der biologischen Aktivität, z.B. der Regenwürmer
geringer Krankheitsdruck hohe Erosionsgefahr bis zum Reihenschluss der Folgekultur
geringes Risiko einer N-Sperre Austrocknung, da temporär wenig Bodenschluss in der gesamten Bearbeitungstiefe
recht sichere Etablierung der Folgekultur Pflugsohlenverdichtung bei ungünstigen Bearbeitungsverhältnissen
die Populationsdynamik von Schaderregern – wie z. B. Mäusen oder Schnecken – wird massiv gestört  

Konservierende Bodenbearbeitung

Pro Contra
Verminderung von Bodenerosion durch Verbleib der Ernterückstände an der Bodenoberfläche Krankheitsdruck: Ernterückstände stellen eine Brücke für Krankheiten zur Folgefrucht dar, was besonders in engen Fruchtfolgen ein Problem ist (z. B. Mais-Weizen, Stoppelweizen)
Schonung des Wasserhaushaltes durch die Bodenbedeckung (Vermeidung von Verdunstung über die Bodenoberfläche) Altverunkrautung wird mitunter nicht ausreichend beseitigt, was Probleme in der Folgekultur nach sich zieht. Die konservierende Bodenbearbeitung ist daher stärker als die wendende Bodenbearbeitung auf den Einsatz von Herbiziden, insbesondere auch von Totalherbiziden, angewiesen.
Schonung des Bodenlebens durch geringere Intensität der Bodenbearbeitung Die Mulchschicht direkt im Saathorizont kann eine temporäre N-Sperre in der Folgefrucht nach sich ziehen (z. B. Weizen-Raps) und somit die Bestandesetablierung gefährden.
Humusaufbau in Problemjahren können Schaderreger wie Mäuse oder Schnecken überhandnehmen
hohe Schlagkraft  
geringerer Zugkraftbedarf  

Es wird deutlich, dass jedes der beiden Verfahren eindeutige Vorteile, aber auch ebenso eindeutige Nachteile mit sich bringt.

Entscheidend für die Verfahrenswahl ist, welches der oben genannten Ziele am wichtigsten ist und somit oberbeste Priorität hat. Zudem kommt es auch darauf an, welcher Nachteil eine hohe bzw. eine geringe Relevanz hat. Die Devise dabei: Generell darf man sich niemals mehr Probleme aufbauen, als man sich vom Halse schafft.

Autor: Dr. Michael Dreyer, Agrarberatung Dreyer