Warum Zwischenfrüchte?

Der Anbau von Zwischenfrüchten ist unter anderem im Zusammenhang mit der Düngeverordnung (Rote Gebiete), den Vorgaben zur Mindestbodenbedeckung sowie dem Greening heute wieder verstärkt ein Thema. Die Zwischenfrüchte sollen dabei Nitratausträge und Bodenerosion mindern und zugleich die Fruchtfolgen diversifizieren. Doch ordentlich etablierte Zwischenfrüchte können weitaus mehr als nur gesetzliche Vorgaben erfüllen. Sie können bereits kurzfristig maßgeblich zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit beitragen, was beispielsweise vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen die Ertragsstabilität erhöht. Und auch aus Sicht der Nährstoffnutzungseffizienz sind Zwischenfrüchte überaus interessant. Nachfolgend sollen in dieser und auch in den beiden kommenden Wochen beispielhaft einige positive Aspekte einer Zwischenfruchtintegration in die Fruchtfolge vorgestellt werden.

Schutz vor Bodenerosion

Bodenerosion ist der Abtrag von Boden durch Windverwehung oder Wasser. Die leichtesten Bodenteile (Ton) gehen dabei häufig als erstes verloren, sind zugleich aber auch die fruchtbarsten. Insofern ist jede Bodenerosion mit einem überproportionalen Verlust an Bodenfruchtbarkeit verbunden.

Unbewachsener Boden ist besonders erosionsgefährdet, da er sowohl für Wasser als auch für Wind eine große Angriffsfläche bietet. Jedweder Bewuchs hingegen mindert die Erosionsgefahr deutlich, weil Wind und Wasser gebremst werden und der Boden durch die Pflanzenwurzeln festgehalten wird. Je länger also ein Boden ohne Bewuchs ist, umso größer ist die Erosionsgefahr.

Das Erosionsrisiko vor Sommerungen – wie Mais oder Zuckerrübe – ist besonders groß, da zwischen der Ernte eines Weizens und der Aussaat eines darauffolgenden Maises sieben bis acht Monate liegen, in denen der Boden der Witterung ausgesetzt ist. Eine direkt nach dem Weizen etablierte, abfrierende Zwischenfrucht kann das Erosionsrisiko über Winter deutlich vermindern. Anschließend kann der Mais im Frühjahr direkt in die Mulchschicht gesät werden, was das Erosionsrisiko auch bis zum Reihenschluss herabsetzt.

Generell sollte das Ziel sein, einen möglichst durchgehenden Bewuchs zu gewährleisten beziehungsweise die vegetationslosen Phasen im Zusammenhang mit Bodenbearbeitung etc. möglichst kurz zu halten.

Ferner wird durch die Zwischenfrüchte organische Substanz in den Boden eingebracht, wodurch der Aufbau erosionsstabiler Ton-Humus-Komplexe gefördert wird. Es steigt dadurch auch das Porenvolumen und auch die Strukturstabilität des Bodens: Seine Regenverdaulichkeit (Infiltrationsleistung) steigt. Auch das schützt indirekt vor Bodenerosion.

N-Konservierung über Winter

Ein weiterer, maßgeblicher Effekt ist die N-Speicherung in der Biomasse der Zwischenfrüchte über Winter. Im Sommer beziehungsweise Herbst gut etablierte Zwischenfrüchte können über Winter ganz beachtliche N-Mengen in ihrer Substanz binden und somit vor Austrägen schützen. Im Zuge des Klimawandels wächst das Risiko erheblicher Mineralisierungsschübe im Herbst und Winter. Die entstehenden Mineral-N-Mengen können potenziell der Auswaschung unterliegen und somit zur Belastung des Grundwasserkörpers beitragen. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu wissen, dass im Rahmen einer bedarfsgerechten N-Düngung durch eine Reduktion der N-Zufuhr unter Bedarf bestenfalls geringfügig auf die Nachernte-Nmin-Werte Einfluss genommen werden kann. Diese resultiert in erster Linie aus der sommerlichen Nachmineralisierung.

Humusaufbau durch Zwischenfrüchte?

Geht es um die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, so geht es häufig auch um Möglichkeiten zur Steigerung des Gehaltes an Humus beziehungsweise organischer Substanz. Die Landwirtschaft soll neuerdings damit gleichsam auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Hintergrund der Überlegung ist, dass die Pflanzen im Rahmen der Photosynthese CO2 in ihrer Biomasse binden. Letztere stellt dann im Boden das Ausgangsmaterial für den Humusaufbau dar, sodass der Boden also zu einer „CO2-Senke“ wird. CO2 kann folglich nur angereichert werden, wenn auf bzw. in einem Boden auch Vegetation vorhanden ist, welche Photosynthese betreibt. Ist hingegen keine Vegetation vorhanden, dann bezieht das Bodenleben die Energie für seine Stoffwechselprozesse aus der Veratmung der organischen Substanz des Bodens. Kurzum: Während der Vegetationszeit überwiegt der Aufbau, in der vegetationslosen Zeit hingegen der Abbau organischer Bodensubstanz. Für eine Netto-Anreicherung von organischer Substanz müssen wir also nach einem möglichst durchgehenden Bewuchs streben, wobei die Zwischenfrüchte eine tragende Säule darstellen.

Aber: Man darf bezüglich der Humusgehalte keine sofortigen Wunder erwarten, denn Humusaufbau ist ein sehr langsamer Prozess. Ferner kennt die Humusanreicherung auch standortabhängige Obergrenzen, welche neben dem Klima in erster Linie durch den Tongehalt des Bodens vorgegeben sind. Je leichter ein Boden, umso niedriger im Allgemeinen diese Obergrenze.

Organische Substanz reicht schon

Die gute Nachricht: Aus Sicht der Bodenfruchtbarkeit müssen wir nicht jahrzehntelang auf den Aufbau von „echtem Humus“ warten. Die positiven Effekte eines permanenten Eintrages von frischer Biomasse im Zusammenhang mit einem möglichst durchgehenden Bewuchs kommen recht bald zum Tragen. Eine intensive Durchwurzelung des Bodens bedeutet eine fortwährende Freisetzung von Wurzelexsudaten, also von organischen Ausscheidungen der Pflanzen in den Boden. Diese stellen –genau wie die später absterbende Biomasse – Futter für das Bodenleben dar. Das Bodenleben und die Lebendverbauung werden gefördert und bereits relativ kurzfristig wird durch den Aufbau einer stabilen Krümelstruktur die Stabilität des Bodengefüges (Bodengare) gefördert. Diese positiven Effekte müssen sich nicht sofort notwendigerweise in höheren Gehalten an organischer Substanz wiederfinden, da diese im Rahmen der Veratmung durch das Bodenleben zum Großteil ein „durchlaufender Posten“ ist; gleichsam steigt jedoch die biologische Aktivität des Bodens an. In der Folge wird das Porenvolumen positiv beeinflusst, sodass der Gas- und Wasserhaushalt des Bodens verbessert werden.

 

Autor: Dr. Michael Dreyer, Agrarberatung Dreyer