Ährengabe zu Winterweizen – Qualität absichern oder Bilanz belasten?

Für und Wider einer Spätgabe sorgsam abwägen!

Bei der Vermarktung von Qualitätsweizen spielen über den Kornertrag hinaus Fallzahl, Sedimentationswert und Rohproteingehalt eine große Rolle. All diese Parameter hängen ganz wesentlich vom Stickstoffgehalt im Korn ab. Dieser wiederum wird durch vorausgegangene N-Düngungsmaßnahmen, aber auch durch die N-Nachlieferung aus dem Boden und die Bestandsentwicklung beeinflusst.

Dass eine Spät- oder Ährengabe vor diesem Hintergrund eine Wirkung entfalten kann, liegt auf der Hand. Allerdings ist bekannt, dass mit dieser Gabe selbst unter optimalen Bedingungen nur eine N-Ausnutzung von 30 bis max. 60 Prozent erreicht wird. Pauschale N-Düngungsempfehlungen sind deshalb grundsätzlich nicht möglich.

Rahmenbedingungen checken!

Vielmehr gilt es, die konkrete Situation hinsichtlich der Wirksamkeit bisheriger Düngungsmaßnahmen, die aktuelle Witterungssituation sowie die voraussichtliche Ertrags- bzw. Kornausbildung zu berücksichtigen. Die erfreulich feuchten Bedingungen in diesem Jahr lassen aus heutiger Sicht für klassische Qualitätsgaben eine vergleichsweise gute Effizienz erwarten. Situationen mit ausgeprägter Trockenheit hingegen begrenzen die N-Verfügbarkeit für die Pflanzen. Aber egal, welche Voraussetzungen vorliegen: die N-Bedarfswerte laut Düngeverordnung sind in jedem Fall einzuhalten. Und so ist der Spielraum für späte N-Gaben ohnehin oftmals gering. Grundsätzlich bietet die ammoniumbetonte Düngung beispielsweise mit ALZON® neo-N oder getreide-power® neo den großen Vorteil, dass auf eine ineffiziente Spätdüngung verzichtet werden kann, da hier die Abschlussgabe spätestens gegen Ende der Schossperiode (BBCH 37) fällt.

Ertrag und Qualität im Auge behalten!

In den letzten trockenen Jahren wurde witterungsbedingt selbst im konventionellen Düngungssystem nicht selten auf die späte N-Gabe verzichtet. In diesem Jahr aber kann – falls die feuchte Witterung anhält und der Düngebedarf noch nicht ausgeschöpft worden ist – die Ährengabe durchaus mal wieder effektiv zur Wirkung kommen. Das gilt besonders auf leistungsstarken Standorten. In Anbetracht der sich vielerorts abzeichnenden hohen Erträge wird dadurch einem „Verdünnungseffekt“ entgegengewirkt.

Bereits 5 Millimeter Niederschlag reichen aus, um den Dünger im Bodenraum zu verteilen. Entsprechende Situationen sollten also gezielt für eine Spätdüngung genutzt werden. Wird die Ährengabe bis zum Erscheinen der ersten Staubbeutel gedüngt, führt sie eher zu einer Stabilisierung und Verbesserung des Kornertrags. Eine spätere Applikation bis Blühende erhöht indes vor allem den Rohproteingehalt. Noch spätere Gabe sollten unterbleiben. Sie können Ertrag oder Rohproteingehalt kaum mehr fördern und belasten nur die Stickstoffbilanz. 

Auf den Schwefel achten!

Für die Abschlussgabe mit traditionellen Düngemitteln sind harnstoffhaltige Dünger meist sogar besser geeignet als KAS. Nachdem gerade in diesem Jahr mit seinem kalten mineralisierungsschwachen Winterausgang und Frühlingsstart vermehrt Schwefelmangel beobachtet worden ist, sind besonders schwefelhaltige N-Dünger, beispielsweise PIAMON® 33-S oder PIASAN®-S 25/6, zu empfehlen. 

N-Form gezielt einsetzen!

Harnstoff bringt auch physiologische Vorteile. Hat sich beispielsweise durch eine gute Mineralisierung viel Nitrat in der oberen Bodenschicht angesammelt und kommt mit der Spätgabe dann noch weiteres hinzu, kann dies zu einem Überangebot führen. Dadurch wird das Lagerrisiko erhöht, und die unterschiedliche Abreife im Feld kann zum großen Problem werden. Aus diesem Grund ist harnstoffhaltigen Düngemitteln wie PIAGRAN® pro oder PIASAN® 28 oder den genannten schwefelhaltigen Qualitätsdüngern der Vorzug zu geben.

Vorteile von PIAGRAN® pro nutzen!

Besondere Vorteile bringt die Kombination Harnstoff plus Ureaseinhibitor. Unsere Spezialität PIAGRAN® pro wird seit einigen Jahren überall in Deutschland erfolgreich eingesetzt und überzeugt auch in schwierigen Witterungsphasen (Abb. 1). Mit PIAGRAN® pro spielt das Risiko von Ammoniakverlusten selbst unter ausgesprochenen Verlustbedingungen keine Rolle mehr. Darüber hinaus verbessert sich die N-Verfügbarkeit bei Trockenheit. Schon eine stärkere nächtliche Taubildung reicht aus, um den hochlöslichen Harnstoff in den Boden eindringen zu lassen.

Mit Flüssigdüngern punkten!

Auch Flüssigdünger haben sich bewährt (Abb. 2). Sie können neben dem Haupteintrittspfad via Boden und Wurzel auch über das Blatt in die Pflanze gelangen. Zu beachten ist, dass sie bei gut ausgebildeter Wachsschicht nur bis nahe an das Ährenschieben heran mit Düsentechnik (AD- oder ID-Düsen) ausgebracht werden können. Sind die Bestände empfindlich, beispielsweise nach stärkeren Niederschlägen, sollten bis zum Ährenschieben Mehrloch- oder spezielle Flüssigdüngerdüsen (FD-Düsen) und danach nur noch Schleppschläuche zum Einsatz kommen.

Kurz gelesen

Eine Ährengabe zahlt sich nur dann wirklich aus, wenn sowohl die Wirksamkeit bisheriger Düngungsmaßnahmen als auch die aktuelle Witterungssituation treffsicher eingeschätzt und berücksichtigt werden. Nur bei ausreichender Wasserversorgung können Ertrag und/oder Rohproteingehalt durch späte Gaben deutlich gesteigert werden. Ureaseinhibierter Harnstoff oder Flüssigdünger lassen gegenüber einem Nitratdünger dabei Vorteile erwarten. Je nach Standort und prinzipieller Düngestrategie bringt der Einsatz von kombinierten Schwefel-Stickstoff-Düngern einen zusätzlichen Effekt.