Mit Stickstoffdüngung – „volle Möhre“ zum Ertragsvorteil

Beliebt bei Groß und Klein: die Möhre … oder eher Karotte?

Ein ausreichender Verzehr von Obst und Gemüse trägt zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung bei. Der Prokopf-Verzehr von Möhren, Karotten und Roten Rüben liegt in Deutschland derzeit bei etwa 10,7 kg pro Jahr. Die Möhre oder „Daucus carota ssp. sativus“ wird damit in Sachen Beliebtheit nur noch von der Tomate übertroffen.

In 2020 wurden in Deutschland auf einer Fläche von fast 14.000 ha Möhren angebaut. Die großen Anbaugebiete liegen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Die Bezeichnungen Möhre und Karotte sind Synonyme, wobei in Produktion und Verkauf dennoch unterschieden wird: rundliche, kurze, dicke Fruchtkörper laufen unter Karotten; als Möhren gelten dagegen längliche, walzenförmige bis spitze Früchte.

Gemüse und Stickstoffdüngung – eine spezielle Liebesbeziehung

Die N-Düngungssysteme im Gemüsebau unterscheiden sich grundlegend von denen im Ackerbau. In den Gemüsebaubetrieben herrschen aufgrund der langjährigen Zufuhr großer Mengen gehaltvoller Erntereste biologisch sehr aktive und mit Nährstoffen gut versorgte Böden vor. Der Anbau der verschiedenen Gemüsesorten läuft über unterschiedlich lange Vegetationszeiten, und teilweise werden sehr hohe N-Mengen gedüngt. Für die Beurteilung der inneren Qualität des Erntegutes werden im Gemüseanbau andere Parameter als im Ackerbau angesetzt, darunter auch die vielfach diskutierten Nitratgehalte. 

Wir können nicht nur Ackerbau

In der Landwirtschaftlichen Anwendungsforschung Cunnersdorf wird auch an angepassten Düngestrategien für den Gemüsebau gearbeitet, denn gerade dort ist ein nachhaltiger Stickstoffeinsatz mehr denn je gefordert. Es gilt Nitratbelastungen zu minimieren und Mineralisierungsspitzen abzuwenden. Hier eröffnen harnstoffbasierte Dünger mit Nitrifikationsinhibitoren neue, innovative Möglichkeiten – und das sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht. Neben einer Minimierung von Auswaschungs- und Denitrifikationsverlusten ist durch den Einsatz von Nitrifikationsinhibitoren auch die Verringerung von Nitratmengen im Vermarktungsprodukt möglich.

Ob Standard oder Härtetest – Wissenszuwachs aus dem Topf

Seit mehreren Jahren werden Gefäßversuche unter anderem mit Möhren (Abb. 1) im Cunnersdorfer Gewächshaus durchgeführt. Unter kontrollierten Bedingungen können wir so unsere Produkte auf Herz und Nieren prüfen. Für das verwendete Substrat (Boden-Quarzsand-Gemisch) werden alle relevanten Bodenparameter bestimmt sowie die Stickstoff-Umsatzdynamik und das Ammoniakverlustpotenzial unter verschiedenen Witterungsszenarien ermittelt. So kommen wir optimierten standortspezifischen Anwendungsstrategien Stück für Stück näher. Sowohl die Umweltbedingungen als auch die Pflanzenentwicklung im Gewächshaus werden kontinuierlich aufgezeichnet. Alle Prüfdünger werden vierfach wiederholt und randomisiert getestet, wodurch der Einfluss von Störgrößen minimiert wird.

Praxisnahe Abläufe – scharfe Prüfungen

Die N-Düngung zu Möhren kann in der landwirtschaftlichen Praxis mit dem Düngerstreuer oberflächlich nach Aussaat (≙ Oberflächendüngung im Gefäßversuch) oder über eine Einarbeitung zur Dammformung (≙ Krumendüngung im Gefäßversuch) erfolgen. Diese Düngungsvarianten wurden in den Gefäßversuchen nachgestellt. Bei der Sortenwahl (Abb. 2) muss natürlich das Platzangebot in den sogenannten Mitscherlich-Gefäßen berücksichtigt werden. Die „Pariser Markt“ Sorten (Abb. 2 a) finden vorwiegend in der Lebensmittel- und Konservenindustrie Verwendung. Fingermöhren (Abb. 2 b, c) dienen als Ausgangsprodukte für Brei, Chips, Pulver, Saft, Nektar oder Brand.

In unseren Gefäßversuchen wurden praxisübliche Mengen von 90 bis 120 kg N/ha gedüngt. Alle Ernteprodukte erreichten eine optimale Qualität und Vermarktungsform. 

Ammoniumstabilisiert für Spitzenerträge

In den bisher vier Gefäßversuchen mit Möhren verschiedener Sorten zeigte sich in eindrucksvoller Konstanz, dass Dünger mit Nitrifikationsinhibitor die signifikant höchsten Erträge im Vergleich zu anderen Düngungsvarianten liefern (Abb. 3). 

Während in den Düngungsvarianten mit KAS und PIAGRAN® pro schnell Nitrat verfügbar ist, sorgt die Düngung mit ALZON® neo-N für eine länger anhaltende Ammonium-Phase im Boden, die zur Aufnahme beider N-Formen mit Ammoniumbetonung führt. Da es sich bei Möhren um ein Wurzelgemüse handelt, sind positive Reaktionen auf die ammoniumbetonte Düngung nicht verwunderlich. Eine derartige Wurzelförderung im Jugendstadium wurde für diverse Ackerkulturen in unseren Forschungsverbünden mehrfach nachgewiesen.

Ausblick

Die Gefäßversuche mit Möhren werden unter verschiedenen Witterungsszenarien auch zukünftig fortgeführt. Die Prüfungen sollen nun auch in Freilandversuchen erfolgen. Diese Versuche werden gemeinsam mit entsprechend spezialisierten und ausgestatteten Praxisbetrieben durchgeführt. Und wenn der Appetit auf Möhren mal nicht so groß ist, wäre da noch die Option, Musik damit zu machen: https://www.londonvegetableorchestra.com/

Aber ob Sie nun volle Möhre trommeln und flöten oder die Musik auch für Sie eher im stabilisierten System liegt – in jedem Fall wünschen wir eine glückliche Hand in all Ihren Entscheidungen und vor allem eine ertragreiche Ernte.