Mallorca, Spanien, Italien, Kroatien – neue Ideen für die Landwirtschaft

Mallorca, Spanien, Italien, Kroatien – neue Ideen für die Landwirtschaft

Wie vor 100 Jahren

Relativ zentral im 17. Bundesland Deutschlands konnte ich in eine für mich völlig neue Wirtschaftsweise eines Bauernhofes eintauchen. Bei Marie Luise Eicke, die ursprünglich aus der Nähe von Bruchhausen Vilsen – ebenfalls Norddeutschland – stammt, konnte ich auf Mallorca mehr über ihre Philosophie und die „biodynamische Landwirtschaft“ erfahren. Auf dem Betrieb arbeiten fünf Personen, die etwa 15 Hektar mit zwölf Kühen, Ponys, Hühnern und Schweinen halten. Der Hof gehört teilweise einer Stiftung für die „biodynamische Landwirtschaft“ an. Mit diesem Begriff konnte ich anfangs nichts anfangen. Marie Luise hat es mir wie folgt beschrieben: Biodynamische Landwirtschaft ist eine Wirtschaftsweise, bei der nur mit Hilfsmitteln gearbeitet wird, die aus der Natur stammen.

Sie versteht ihren „Bauernhof“ nicht als funktionierenden Betrieb, sondern eher als selbstgetragenes Forschungs- und Anregungsinstitut.

Zukunftsaussichten fraglich

So wie ich den „Betrieb“ wahrgenommen habe, stelle ich mir einen Bauernhof vor 100 Jahren vor. Alles wird wiederverwendet, die Geräte für die Bewirtschaftung des Ackers werden selbst gebaut, Ochsen und Ponys werden für die Feldarbeit ausgebildet und nur das Nötigste zum Leben befindet sich auf dem Hof. Ich muss zugeben, dass ich das Projekt noch nicht richtig durchschaut habe. Wie der Biorhythmus die Landwirtschaft derart beeinflussen kann, dass wir ohne Dünger und ohne Trecker auskommen und so die Welt ernähren können, bleibt fraglich.

Mallorca – mehr Landwirtschaft als erwartet

Die rund 300.000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche auf Mallorca werden zu circa zehn Prozent ökologisch bewirtschaftet. Überwiegend wird Hafer, Weizen und Gerste angebaut, aber auch Mandeln, Oliven, Kartoffeln, Melonen und Wein spielen eine Rolle. Die Niederschläge sind auf Grund der Höhenzüge regional sehr unterschiedlich. Vielerorts gibt es sogar zu viel Wasser, da es von den Bergen auf die darunterliegenden Flächen fließt.

Tourismus als Hauptverdienst

Die Landwirtschaft spielt auf Mallorca jedoch wie erwartet eine eher untergeordnete Rolle, denn 75 Prozent des Einkommens wird durch den Tourismus erwirtschaftet.

Allerdings bereitet der Massentourismus zunehmend Probleme. Wassermangel sowie hohe Kosten für die Wasseraufbereitung führen teilweise zu Überlegung von Wasserimporten. Auch die Flächenpreise sind stark gestiegen, denn Geschäftsleute aus der Tourismusbranche interessieren sich vor allem für bebaute landwirtschaftliche Flächen. So betragen die Flächenpreise für Ackerflächen etwa acht Euro pro Quadratmeter, was für Landwirte unerschwinglich ist. Auch Arbeitskräfte in der Landwirtschaft sind schwer zu gewinnen, da die Arbeit in der Tourismusbranche meist keine Ausbildung erfordert und mit geregelten Arbeitszeiten sowie einem besseren Verdienst befürwortet wird.

Fazit Spanien

Die Unterschiede der klimatischen Bedingungen im Vergleich zu Deutschland sind deutlich spürbar. Temperaturen von 35 °C im Sommer sind hier die Regel. Minusgrade im Winter sind kaum vorzufinden. Im Jahresdurchschnitt gesehen ist es eher trocken – regional fallen unter 300 Liter je Quadratmeter Niederschlag pro Jahr, die vorwiegend in Herbst, Winter und Frühjahr fallen. Die Betriebe sind flächenmäßig recht groß, im Schnitt 300 Hektar. Auch in Spanien stellt Weizen die wichtigste Kultur dar. Maisanbau spielt in Spanien eine eher untergeordnete Rolle, was ich auf fehlende Niederschläge in den Sommermonaten zurückführe. Dafür gibt es in der Region um Cordoba in Andalusien das größte Anbaugebiet für Oliven weltweit. Häufig konnte ich auf meinem Trip durch Spanien Weinanbau und Mandelbäume sehen. Diese Spezialkulturen scheinen mit geringen Niederschlägen und steinigen Böden gut zurecht zu kommen. Der Umweltschutz, die Auflagen der Politik und die zunehmende Skepsis gegenüber der Landwirtschaft durch Verbraucher scheinen hier nicht so extrem zu sein, wie in Deutschland. Die meisten Betriebe können auf Grund der Betriebsgröße auch niedrige Verkaufserlöse verkraften. Der Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft ist auch hier ein Problem, jedoch habe ich dies als noch nicht so problematisch empfunden wie in anderen Ländern.

Nische in der Saatgutproduktion genutzt - Stolzer Lohnunternehmer in Italien

Andrea ist ein sehr innovativer Lohnunternehmer in seiner Region, die sich auf die Produktion von Saatgut für Zuckerrüben, Karotten, Salat, Mais, Luzerne und Sonnenblumen spezialisiert hat. Für mich eine völlige neue Erfahrung diese Produktionsbereiche kennenzulernen.

Andrea und seine 34 Mitarbeiter betreuen etwa 400 Landwirte von der Bodenbearbeitung bis zur Aussaat mit teilweise selbstgebauten Maschinen.

In der klein strukturierten Gegend mit etwa 900 Millimeter Niederschlag, der Möglichkeit der Bewässerung sowie schweren Böden, herrschen ideale Bedingungen für den Anbau von Saatgut der genannten Kulturen.

Komplexe Ernte

Diese Sonderkulturen stellen Andrea jedoch vor außergewöhnliche Herausforderungen: Mit der Ernte und dem Erntezeitpunkt von der Saatgutgewinnung der Karotten, Zuckerrübe und Luzerne werden Maschinen benötigt, welche die teilweise zwei Meter hohen Bestände ohne große Verluste ernten können. Außerdem wird fast ausschließlich nachts gearbeitet, da die Verluste der Samen dann am geringsten sind.

Das war nur ein kurzer Ausschnitt von meinem sehr interessanten Aufenthalt in Italien.

Das Schrumpfen der Dörfer Kroatiens

Weiter nach Kroatien, wo ich überwiegend sehr kleine Betriebe erwartet habe – habe ich nach mehreren Kilometer ins Landesinnere meine Vermutung bezweifelt. Die Betriebe in der besuchten Region bewirtschaften im Schnitt etwa 130 Hektar. Ivan, ein Landwirt den ich dort besuchte habe, bewirtschaftet gemeinsam mit seinem Vater und einem Mitarbeiter einen 250 Hektar Ackerbaubetrieb. Der Hof liegt in der Nähe von Vrbanja, Nähe der Grenze zu Bosnien und Serbien und ist der größte Betrieb in dieser Region. Viele junge Leute ziehen hier weg aus dem Dorf in die Stadt oder ins Ausland. So ist das Dorf von einst 2.500 auf weniger als 1.500 Einwohnern geschrumpft. Die wenigen Arbeitsplätze und geringen Löhne von im Schnitt circa 500 Euro Brutto reichen nicht aus um zu leben. Etwa 80 Prozent der Auswanderer ziehen nach Deutschland.

Serbien – Erfolgreich mit Pfirsichanbau 

In Serbien durfte ich Mirko kennenlernen. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern sowie Saisonarbeitskräften einen Acker- und Obstbaubetrieb mit insgesamt 70 Hektar, wovon zehn Hektar Apfelbäume und drei Hektar Pfirsiche sind.

Die Pfirsichernte neigt sich derzeit dem Ende zu. Bereits in zwei Wochen werden die ersten Äpfel von den Saisonarbeitskräften geerntet. Die Ernte ist einer der wenigen Arbeiten, die per Hand gemacht wird.

Bei der Düngung werden pro Jahr jeweils zwei Bodenproben und zwei Blattanalysen durchgeführt. So kann über die Tropfenbewässerung, mittels Mineraldünger der Nährstoffbedarf genau abgedeckt werden.

Ernten kann Mirko bis zu 100 Tonnen Äpfel pro Hektar. Dabei spielt die richtige Sorte auf dem richtigen Standort, die perfekte Witterung und das ideale Alter der Bäume (zwischen fünf bis 15 Jahren) eine entscheidende Rolle. Von einem Hektar kann er bis zu 40.000 Euro erwirtschaften, wobei ein Großteil des Geldes für die intensive Pflege des Obsts investiert werden muss. Des Weiteren muss die Plantage nach 25 bis 30 Jahren erneuert werden, was wiederum 60.000 Euro kostet. Auch die Lagerung der Äpfel in einem Kühlhaus und das Sortieren nach der Ernte sind kostenintensiv.

Nächste Woche geht es nach Griechenland. Was ich dort erlebe erfahrt ihr in der nächsten Woche!

Ihr Nicolai Mackenstedt.