Aktueller Blick in die Bestände – Winterraps

Gegenwärtig befinden sich die Winterrapsbestände im Stadium 61 bis Stadium 65. Die meisten Rapsbestände sind sehr gut über den Winter gekommen und haben sich ausgezeichnet entwickelt. Aufgrund der relativ kühlen Nachttemperaturen in diesem Frühjahr war das Schaderreger-Auftreten, insbesondere Stängel-Rüssler und Rapsglanzkäfer, moderat. Die Stickstoffdüngung ist abgeschlossen.

Winterraps hat seinen Wachstumsbeginn meistens ab Anfang bis Mitte März. Von allen Winterungen startet Raps zuerst mit dem Wachstum. Zwischen Vegetationsbeginn und Blüte ist der Stickstoffbedarf am höchsten. Zur Absicherung des Ertrages ist auf eine sehr gute Versorgung mit Makronährstoffen (insbesondere Phosphor, Magnesium und Kalium) und Mikronährstoffen (Bor, Mangan und Molybdän) zu achten. Die Kalkversorgung sollte optimal sein.  Winterraps hat einen sehr hohen Schwefelbedarf. Zur Verbesserung der Stickstoffaneignung sollte die Schwefelversorgung durch mineralische Dünger abgesichert werden. Die Schwefeldüngermengen liegen zwischen 30 bis 50 Kilogramm Schwefel pro Hektar. Alle Kulturpflanzen nehmen den Schwefel nur als Sulfat auf. Das sollte bei der Wahl des Düngers beachtet werden. Bewährt haben sich kombinierte Stickstoff-Schwefel-Dünger.

Stickstoff-Düngestrategien im Winterraps

Die Düngung von Winterraps kann mit traditionellen Düngern in zwei Gaben erfolgen. Der erste Termin ist zum Vegetationsbeginn. Mit Beginn des Schossens bzw. Längenwachstums erfolgt die 2. Gabe mit traditionellen Düngemitteln. Bei beiden Gaben sind Stickstoff-Schwefeldünger zu bevorzugen. Das kann zum Beispiel durch unsere Produkte PIAMON® 33-S oder mit flüssigen Düngemitteln PIASAN®-S 25/6 oder PIASAN®-S 22/4 erfolgen.

Eine andere Strategie ist die sogenannte „Einmal-Gaben-Strategie“. Die gesamte Stickstoffmenge kann mit stabilisierten Düngern vor dem Vegetationsbeginn in einer Gabe ausgebracht werden. Hierfür eignen sich feste Mischdünger zum Beispiel raps-power® neo. Raps-power® neo besteht aus 30 Prozent ALZON® neo-Mplus und 70 Prozent PIAMON® 33-S. Als flüssiger stabilisierter Stickstoff-Schwefeldünger können zum Beispiel ALZON® flüssig-S 25/6 oder ALZON® flüssig-S 22/4 angewendet werden.

Vorteile der stabilisierten Stickstoffdüngung

Stabilisierte Stickstoffdünger auf Ammonium- oder Harnstoffbasis enthalten Nitrifikationsinhibitoren. Diese bremsen die Aktivität von Nitrifikationsbakterien und die Umwandlung von Ammonium zu Nitrat wird dadurch verlangsamt. Dieser Prozess ist dynamisch und abhängig von der Bodentemperatur. Das bedeutet, dass bei steigenden Bodentemperaturen auch die Nitrifikationsraten bei stabilisierten Düngern steigen. Das Pflanzenwachstum ist ebenfalls von der Temperatur abhängig. Der Inhibierungsprozess und das Pflanzenwachstum funktionieren dadurch übereinstimmend. Die Pflanzen werden nicht unterversorgt. Die Ernährung erfolgt kontinuierlich und bedarfsgerecht – auch mit den passenden Mengen an Nitrat. Luxuskonsum und zu üppige Bestände werden vermieden.

Ein weiterer Vorteil der Nitrifikationsinhibierung ist eine ammoniumbetonte Ernährung. Ammonium wird am Sorptionskomplex des Bodens gebunden. Das Risiko von Nitrat-Auswaschung durch Starkniederschläge wird vermieden. Die Aneignung von Ammonium durch die Pflanzen erfolgt weitgehend aktiv. Die Wurzel muss „zum Ammonium hinwachsen“, sodass ammoniumernährte Pflanzen häufig ein deutlich feinverzweigteres Wurzelsystem aufweisen (siehe Bild). Dieser positive Gratis-Effekt der ammoniumbetonten Ernährung führt automatisch zu einer besseren räumlichen Erschließung der Wasser- und Nährstoffreserven des Bodens. Das kann entscheidend sein, um Trockenperioden besser zu überstehen.

Ein weiterer Positiv-Effekt: Die Ammoniumaufnahme ist mit einer Freisetzung von Säure (H+) in der unmittelbaren Umgebung der Wurzel (Rhizosphäre) verbunden, wodurch die Verfügbarkeit beispielsweise von Phosphor und Mikronährstoffen verbessert wird.

Stabilisierte Stickstoffdünger können bereits kurz vor dem Vegetationsbeginn ausgebracht werden. In dieser Phase ist in der Regel ausreichend Bodenfeuchtigkeit vorhanden. Der Dünger kann sich optimal lösen und im Wurzelraum verteilen. Er steht somit den Pflanzen ab Vegetationsbeginn zur Verfügung – die Grundvoraussetzung für eine hohe Stickstoff-Effizienz. Laut Düngeverordnung kann ab dem ersten Februar, also vor Vegetationsbeginn, gedüngt werden. Zugleich dürfen keine Auswaschungsverluste durch Starkniederschläge im Frühjahr entstehen. Durch die Nitrifikationsinhibitoren ist das nahezu ausgeschlossen. Da der gesamte Stickstoff in einer Gabe gedüngt wird, spart man eine Überfahrt.

Ergebnisse der stabilisierten Düngung

In Grafik 1 sind die Erträge und Ölgehalte aus acht Versuchen aus den Jahren 2018 bis 2021 relativ dargestellt. In der klassischen traditionellen Dünger-Variante kamen Ammonsulfatsalpeter (ASS) und Kalkammonsalpeter (KAS) zum Einsatz. Mit Ammonsulfatsalpeter wurde zum Vegetationsbeginn bzw. Wachstumsbeginn mit 56 Prozent der Stickstoff-Menge angedüngt. Die zweite Gabe zum Schossen erfolgte mit 44 Prozent der Stickstoffmenge in Form von Kalkammonsalpeter. Als Vergleich ist eine Variante mit stabilisierten Stickstoff-Düngern dargestellt. Als stabilisierter Dünger wurde raps-power® neo mit der gesamten Stickstoffmenge vor dem Vegetationsbeginn eingesetzt. Bei raps-power® neo handelt es sich um einen Mischdünger. Der Dünger besteht aus den zwei Komponenten ALZON® neo-Mplus und PIAMON® 33-S. Raps-power® neo und hat einen Gehalt von 37 Prozent Stickstoff und 8 Prozent Schwefel. Im Durchschnitt der vier Versuchsjahre brachte die Düngung mit der stabilisierten Stickstoffform drei Prozent Mehrertrag. Durch die Einmal-Gabe vor Vegetationsbeginn mit raps-power® neo konnte der Ertrag um rund 1,3 dt/ha gesteigert werden. Auch der Ölgehalt im Rapskorn stieg signifikant um mehr als vier Prozent an. Die Versuchsergebnisse zeigen, dass der Winterraps den stabilisierten Stickstoff bestens umsetzen kann. Damit werden nachhaltige und effiziente Pflanzenernährung und Düngeranwendung sowie eine optimale garantiert.

Zusammenfassung

Stabilisierte Stickstoffdünger auf Harnstoff- und Ammonium-Basis führen zu Ertragssteigerungen und Qualitätsverbesserungen im Winterrapsanbau. Durch die ammoniumbetonte Ernährung bilden die Pflanzen ein feinverzweigtes Wurzelsystem aus. Gratis-Effekte durch die ammoniumbetonte Ernährung wie zum Beispiel die verbesserte Aneignung von Phosphor oder Mikronährstoffen können genutzt werden. Die gesamte Stickstoffmenge kann ohne Verlustgefahr in einer Gabe vor dem Vegetationsbeginn ausgebracht werden.