Ährengabe und Qualitätsgabe im Winterweizen

Für und Wider einer Spätgabe

Bei der Vermarktung von Qualitätsweizen spielen neben dem Kornertrag die Fallzahl, der Sedimentationswert und der Rohproteingehalt nach wie vor eine große Rolle. Neben der Start- und Schosser-N-Gabe und der witterungsabhängigen Bestandesentwicklung werden letztere Parameter vor allem durch die sogenannte Qualitäts- oder Ährengabe beeinflusst.

Bekannt ist aber, dass mit dieser Gabe oft nur eine unbefriedigende N-Ausnutzung erreicht wird. Pauschale N-Düngungsempfehlungen sind deshalb gerade in puncto Qualitätsgabe grundsätzlich nicht möglich. Vielmehr gilt es, die konkrete Situation hinsichtlich der Wirksamkeit bisheriger Düngungsmaßnahmen und die aktuelle Witterungssituation zu berücksichtigen. Im aktuellen Jahr lassen die vielerorts noch feuchten Bedingungen eine gute Wirksamkeit erwarten. Es gibt aber in Mitteldeutschland auch Standorte, in denen es erneut bereits seit Wochen kaum mehr nennenswerte Niederschläge gab. Dort sollte die Effizienz dieser letzten N-Gabe zumindest kritisch hinterfragt werden.  Wer die feuchten, warmen Bedingungen im Frühjahr 2024 ausgenutzt hat, um einen Großteil der bedarfsgerechten Düngermenge bereits zu Vegetationsbeginn oder in der Schossphase zu applizieren, für den sind die Spielräume für die Abschlussdüngung ohnehin gering.

Ertrag und Qualität im Auge behalten

Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist die nicht selten kritisch betrachtete Spätdüngung auf leistungsstarken Standorten durchaus angeraten. Sie wirkt dem sogenannten »Verdünnungseffekt« entgegen, der dazu führt, dass der Rohproteingehalt zugunsten hoher Kornerträge geringer ausfällt.

Bereits wenige Millimeter Niederschlag auf einen bereits durchfeuchteten Boden reichen aus, um den Dünger in die Bodenlösung zu bringen und auch für die Qualitätsgabe eine gute N-Verwertung zu ermöglichen. Während bis Ende Ährenschieben die späte N-Gabe noch vorwiegend den Kornertrag erhöht, fließt sie – während der Blüte ausgebracht – vor allem ins Rohprotein und erhöht dessen Gehalt im Korn. Ammoniumstabilisierte Düngungssysteme, zum Beispiel zusammengefasste Gaben von ALZON® neo-N, gelten oft als ertragsbetont, während die klassischen drei Teilgaben von PIAGRAN® pro oder KAS eher als Protein-Booster betrachtet werden.

Allerdings zeigen unsere Versuchsergebnisse immer wieder, dass ammoniumstabilisierte Strategien ebenfalls zu hohen Qualitäten führen können. Das gilt umso mehr, da sie sich intelligent mit nitratbetonten Teilgaben kombinieren lassen (Abb. 1).

Die Spezifik der N-Form gezielt nutzen

Für die Abschlussgabe mit traditionellen Düngemitteln sind harnstoffbasierte Produkte, insbesondere auch in Kombination mit einer Schwefelkomponente, ebenso gut oder sogar besser geeignet als KAS. Ein Überangebot an Nitrat zu späten Entwicklungsstadien verzögert die Abreife und Kornausbildung und begrenzt die Rohproteinbildung im Korn. Außerdem erhöht sich das Lagerrisiko. Die unterschiedliche Abreife im Feld kann dann zu einem großen Problem werden, zumal chemische Maßnahmen zur Reifevereinheitlichung nicht mehr zulässig sind.

Als vorteilhaft haben sich unsere Harnstoffspezialitäten mit Ureaseinhibitor (PIAGRAN® pro) bzw. mit Urease- und Nitrifikationsinhibitor (ALZON® neo-N) sowie deren Kombination nach dem Baukastenprinzip erwiesen (Abb. 1).

Dabei ergänzt sich eine bedarfsgerechte N-Aufnahme mit dem umfassenden Schutz vor N-Verlusten. Der ureaseinhibierte Harnstoff ist hochlöslich und so mobil, dass bereits Tau und geringste Regenmengen ausreichen, um ein initiales Eindringen und Verteilen im Boden auszulösen.

Randgenaue Flüssigdüngung – auch nach dem Schossen überzeugend!

Flüssigdünger erlauben ein randgenaues Ausbringen und eine akkurate Verteilung des Düngers. Wer Erfahrungen mit der Flüssigdüngung hat, erreicht auf diese Weise mindestens ebenso gute Ernteergebnisse, wie die Nachbarn, die mit dem Düngerstreuer unterwegs sind (Abb. 2). Die Faustregeln lauten dabei:

  • Dünger in Markenqualität wählen
  • nicht bei feuchten Bedingungen applizieren
  • ausreichend zeitlichen Abstand zu Fungizidanwendungen (ca. sieben Tage) einhalten
  • bei Verdünnung mindestens vier Teile Wasser pro Teil Dünger aufwenden
  • die richtigen Düsen wählen

Gerade beim letzten Punkt spielt das Entwicklungsstadium der Pflanzen eine große Rolle. Bis zum Fahnenblattschieben sind, unter Einhaltung der Faustregeln, Flüssigdüngerdüsen (FD) oder Mehrlochdüsen das Mittel der Wahl. Sie erzeugen fast ausschließlich Grobtropfen, welche gut von den Blättern abrollen können. Nach dem Fahnenblattschieben und immer dann, wenn eine gute Verträglichkeit der Flüssigdüngerspritzung nicht zu erwarten ist, sollten Schleppschläuche bzw. Schlepprohre zur Ausbringung genutzt werden. Allerdings kann es bei dieser Form der Applikation vor dem Erscheinen des Fahnenblattes zu einer ungleichmäßigen N-Bereitstellung und N-Aufnahme und dadurch zu Streifenbildungen – der sogenannten technischen Streifenkrankheit – kommen.

Schnell gelesen

Für die Ährengabe gilt es, die konkrete Situation im Hinblick auf die bisherige Düngung, sonstige pflanzenbauliche Maßnahmen, den Zustand der Bestände sowie die aktuelle Witterung und Bodenfeuchte zu berücksichtigen. Nur unter günstigen Bedingungen lassen sich Ertrag und Rohproteingehalt noch substanziell verbessern. Spätgaben mit innovativen Düngern auf Harnstoffbasis (PIAGRAN® pro, PIAMON® 33-S) erzielen regelmäßig Spitzenresultate, ebenso die randgenaue Flüssigdüngung.

In Kombination mit startbetonten ammoniumstabilisierten Strategien lassen sich weitere Vorteile generieren, darunter die Einsparung von Arbeitszeit und Treibstoff, die Mobilisierung bodeneigener Mikronährstoffe und die umfassende Minimierung von Verlustrisiken.