Zwischenfrüchte: Von Null auf Hundert – das funktioniert oft nicht.

Wie die Zwischenfrucht etablieren?

„Wie die Saat, so die Ernte“. Diese Regel gilt auch für die Zwischenfrüchte. Die wesentlichen Ziele des Zwischenfruchtanbaus können nur erreicht werden, wenn die Pflanzen sowohl ober- als auch unterirdisch viel Biomasse bilden können. Jedwede Verzögerung beim Auflaufen sowie auch während der Jugendentwicklung stehen diesem Ziel entgegen. Die Zwischenfruchtetablierung darf daher einer Hauptfruchtetablierung in nichts nachstehen.

Generell gilt, dass die Aussaat möglichst dicht nach der Ernte der Vorfrucht erfolgen sollte, da die Schattengare und die Restbodenfeuchte noch erhalten sind, was der Keimung und Jugendentwicklung der Zwischenfrucht zugutekommt.

Bodenbearbeitung zur Zwischenfrucht – intensiv oder extensiv?

Zwischenfrüchte können mit ihren Wurzeln Bodenverdichtungen aufbrechen und somit die Bodenstruktur verbessern. Auch durch ihre indirekten Nachwirkungen auf das Bodenleben tragen sie zu einer nachhaltigen Verbesserung der Bodenstruktur bei. Das heißt aber nicht, dass auf eine vernünftige Bodenbearbeitung zur Zwischenfrucht verzichtet werden kann. Besonders dann, wenn der Boden – beispielsweise als Folge hoher Radlasten – stark verdichtet ist, ist die Zwischenfrucht häufig überfordert und die Pflanzen kommen gar nicht erst in Gang. Sie müssen also ein Mindestmaß an Bodenstruktur vorfinden, um den Boden mit ihren Wurzeln erschließen zu können. Kann der Zwischenfruchtbestand nicht sicher etabliert werden, so wird er mitunter stark lückenhaft, was wiederum eine massive Verunkrautung zur Folge haben kann.

Beispiel: Wird ein stark verdichteter Boden mit Pflug oder Grubber aufgebrochen, dann werden im Zusammenwirken mit nachlaufenden Werkzeugen zunächst Kluten gebildet, zugleich aber auch „gangbare Wege“ für die Wurzeln. Davon ausgehend können die Wurzeln die Kluten dann von den Seiten her erschließen und aufbrechen und nach und nach zu einem stabilen Krümelgefüge umbauen, was wiederum der Nachfrucht zugutekommt. Diese kann sich dann ebenfalls besser etablieren und stabilisiert ihrerseits die Bodenstruktur; eine positive Rückkopplung! Im Laufe der Zeit wird die Bodenstruktur immer stabiler, der Boden wird tragfähiger und reagiert weniger auf mechanische Belastungen. Das heißt also, dass die Bodenbearbeitung immer weiter in den Hintergrund treten kann, da diese faktisch von der Bodenbiologie übernommen wird. Nur muss das Ganze schrittweise erfolgen; „Von Null auf Hundert“ – das funktioniert oft nicht.

Beispiel wie eine erfolgreiche Zwischenfruchtetablierung gelingt

Zwischen Weizen und Mais soll eine Zwischenfrucht gestellt werden. Zur Zwischenfrucht erfolgt eine Pflugfurche: dadurch „reiner Tisch“ für die Aussaat, lockere Struktur, zügige Mineralisierung der N-Reserven, keine N-Sperre, keine Probleme mit Ausfallweizen in oder nach der Zwischenfrucht.

Die Zwischenfrüchte bauen mitunter tiefe Wurzelkanäle. Nach dem Abbau der Wurzelrückstände kann die Folgefrucht diese Kanäle für die Entwicklung ihrer eigenen Wurzeln nutzen, daher dürfen diese Kanäle nicht zerstört werden. Somit nur flach einarbeiten beziehungsweise falls möglich sogar direkte Saat.

Die Maisaussaat erfolgt daher direkt in die abgefrorene Zwischenfrucht; dadurch bleibt die Mulchschicht zum Schutz vor Bodenerosion und zur Minderung der Wasserverdunstung (Evaporation) bis zum Reihenschluss des Maises bestehen.

Natürlich kann man die Zwischenfruchtreste – besonders nach milden Wintern – auch einarbeiten, so zum Beispiel mit dem Schälpflug. Generell gilt: Möglichst flach! Eine zu tiefe Ablage – besonders von noch grünem Material – zieht häufig Fäulnisprozesse nach sich, was wiederum die Entwicklung der Nachfrucht stark einschränken kann.

Welche Zwischenfrucht anbauen beziehungsweise wie die Mischung zusammensetzen?

Die Auswahl der Zwischenfrüchte orientiert sich einerseits an den primären Zielstellungen und andererseits an pflanzenbaulichen Einschränkungen. Dazu muss man einige Überlegungen anstellen.

Beispiele aus Sicht der Nährstoffdynamik:

  • Abbau des N-Überhangs der Vorfrucht: Viel ober- und unterirdische Biomasse; keine beziehungsweise wenig Leguminosen in Zwischenfruchtmischung.
  • Bindung von Stickstoff aus der Luft: leguminosenreiche Zwischenfruchtmischung mit sinnvoller Nachfruchtgestaltung.
  • Aktivierung von Nährstoffreserven des Bodens: zum Beispiel Phosphor: Leguminosen, Gräser, Buchweizen.

Beispiele aus phytosanitärer Sicht:

  • Nematodenbekämpfung in Zuckerrüben: Nematodenresistente Sorten von Senf, Ölrettich.
  • Blattfrucht/Halmfrucht: Je nach Schwerpunkte in der Fruchtfolgegestaltung, Beispiel: Gräser in der Zwischenfrucht können in getreidereichen Fruchtfolgen problematisch werden.
  • Stehen viele Leguminosen in der Hauptfruchtfolge, dann sollten diese nicht in der Zwischenfrucht vorkommen.
  • In (engen) Raps-Fruchtfolgen Verzicht auf Kreuzblütler.

In vielen Fällen gilt, dass Zwischenfruchtmischungen einer Solo-Zwischenfrucht vorzuziehen sind, weil ganz einfach die Vorteile der einzelnen Mischungspartner kombiniert werden. Gleichsam werden Nachteile einzelner Mischungspartner „verdünnt“. Das betrifft beispielsweise eine unterschiedlich tiefe Durchwurzelung des Bodens sowie auch das Nährstoffaneignungsvermögen.

Wichtiges Ziel bei der Fruchtfolge: Bestehende Probleme lösen und keine neuen Probleme aufbauen!

 

Autor: Dr. Michael Dreyer, Agrarberatung Dreyer