Wintergerste – auf die richtige Strategie kommt es an

In vielen Teilen Deutschlands steht die Wintergerste in der Ähre. Damit ist aus ackerbaulicher Sicht alles gelaufen, sowohl Pflanzenschutz als auch Düngung. Zeit ein Resümee zu ziehen.

Pflanzenschutz – Gelbrost und Ramularia

Durch das warme, sonnige Wetter standen 2022 vor allem zwei pilzliche Blattkrankheiten bei der Wintergerste im Fokus: Gelbrost und Ramularia. Um mit den richtigen Wirkstoffen auf eine Infektion zu reagieren, ist es wichtig die pilzlichen Schadorganismen richtig anzusprechen.

Die Schadsymptome des Gelbrostes sind im Jugendstadium über die gesamte Blattspreite verteilte orangegelbe Rostpusteln (Uredosporenlager). Ab dem Schossen beschränkt sich das Schadbild auf streifenförmig bzw. perlschnurartig angeordnete gelbe Pusteln zwischen den Blattadern. Im frühen Stadium tritt der Gelbrost auf der Fläche zufällig verteilt nesterweise auf.

 

Vorbeugende Maßnahmen:

  • Brechen der „grünen Brücke“
    • Ausfallgetreide bekämpfen
    • Frühe Aussaaten vermeiden
  • Anfällige Sorten im Anbau vermeiden
  • Vermeidung von N-Luxuskonsum. Hier spielt u. a. eine ammoniumbetonte N-Versorgung eine entscheidende Rolle. Durch die aktive Pflanzenernährung wird automatisch ein Luxuskonsum vermieden.

 

Ramularia collo-cygni oder auch die Sprenkelkrankheit hat einige typische Merkmale um angesprochen zu werden:

  • Die dichten feinen Sprenkelungen sind auf der belichteten Seite dunkler als auf der unbelichteten Blattseite
  • Das Zentrum der Ramulariaflecken ist dunkler als die Randregionen
  • Die Flecken werden durch die Blattadern abgegrenzt
  • In der Regel ist ein gelber Vorhof zu sehen (schwindet jedoch, mit zunehmendem Infektionsverlauf)

Ein großes Problem bei der Ramularia-Bekämpfung: Es gibt kaum noch Wirkstoffe, die gegen Ramularia collo-cygni zugelassen sind.

 

Bei der Wintergerste ist es wichtig, die Düngung zum richtigen Zeitpunkt zu setzen.

Von der Theorie …

Gerade vor dem Hintergrund, dass der Großteil der Wintergerste in den Futtertrog wandert, ist es eher irrelevant, welchen Rohproteingehalt das Gerstenkorn aufweist. Somit sollten späte Stickstoffdüngungen auch vor dem Hintergrund der Vorsommertrockenheit vermieden werden. Der Stickstoff wird sowieso eher ineffizienter (im Vergleich zu früheren Gaben) von der Pflanze genutzt. Trotz, dass die Pflanze einen Großteil des „späteren“ Stickstoffs aufnimmt, gelangt nur ein Teil ins Korn und relativ viel wird in den Ernteresten (Stroh) gebunden. Diese hohen N-Gehalte im Stroh können wiederum bei viehhaltenden Betrieben die Stickstoffbilanz stören.

… in die Praxis

Auch in diesem Jahr hat sich bei der Düngung der Wintergerste wieder bewährt: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“. Bestände, die vor Vegetationsbeginn gedüngt wurden, weisen eine höhere Anzahl an ährentragenden Halmen pro m² auf als die Varianten, die nach Vegetationsbeginn gedüngt wurden. Das heißt für die Landwirtschaft: Höherer Ertrag zu gleichen Kosten = Der Geldbeutel freut sich.

Dabei ist der große Vorteil: Wird ein Großteil des Düngebedarfs zu Vegetationsbeginn in stabilisierter Form appliziert, werden die Niederschläge aus dem Winter ausgenutzt. Der Dünger geht sofort in Lösung und wird dort als Depot gespeichert. Aus diesem Ammoniumdepot kann sich die Pflanze dann entlang ihrem Stickstoffbedarf ernähren. Durch die Ammoniumform ist der Stickstoff anders wie in der Nitratform deutlich weniger auswaschungsgefährdet, sodass auch bei hohen Niederschlagsmengen im zeitigen Frühjahr keine Stickstoffverluste entstehen. Des Weiteren gehen die Ammoniakverluste durch die niedrigen Temperaturen gegen null. Somit gehen Ökonomie und Ökologie Hand in Hand.