Schlechte Düngerqualitäten – wenn billig noch zu teuer ist

Hohe Düngerqualität für mehr Effizienz

Hohe Gaspreise und daraus resultierende hohe Mineraldüngerpreise in Deutschland haben den Markt für Import-Harnstoff geöffnet. Immer mehr Ware aus Regionen mit deutlich geringeren Qualitätsansprüchen an das Produkt und deren Produktion dominieren den Markt. Dabei wird es gerade in Zeiten hoher Mineraldüngerpreise immer wichtiger, dass die Qualität des gekauften Düngemittels auch bis zur Applikation erhalten bleibt, um keine Zusatzkosten für die Landwirte und die Umwelt zu verursachen. Eine praxisgerechte Verteilung und damit auch optimale Effizienz ist gerade beim Harnstoff nur durch gute Qualität zu gewährleisten.

Stabilisierte Dünger – die Wirkstoffkonzentration muss stimmen

Hinter dem Überbegriff stabilisierte Dünger verbergen sich zwei Inhibitoren, die die Stickstoffumwandlung im Boden optimieren. Der Ureaseinhibitor einerseits schützt den Harnstoff vor zu schneller Umwandlung zu Ammonium über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen. Somit wird die Bildung von gasförmigem Ammoniak unterbunden. Das ist gut für die Umwelt und Landwirtschaft. Der Nitrifikationsinhibitor andererseits wirkt auf den ersten Schritt der Nitrifikation ein und verlangsamt so die Gesamtumwandlungsdauer in die Nitratform auf die zwei- bis vierfache Zeit, über einen Zeitraum von ca. sechs bis zehn Wochen. Damit wird zum einen die Nitratauswaschung reduziert und zum anderen weitere Stickstoffverluste in Form von klimaschädlichem Lachgas oder Stickoxiden verhindert. Nach rechtlichen Vorgaben kann eine Harnstoffausbringung ohne darauffolgende Einarbeitung nur noch dann erfolgen, wenn der Harnstoff einen Ureaseinhibitor enthält. Hier setzt der wichtigste Unterschied zwischen Importware und Markenqualität an. Bei stabilisierten Fertigprodukten ist der Wirkstoff in der von der Düngemittelverordnung geforderten Konzentration inkludiert. Der Urease- bzw. Nitrifikationsinhibitor (oder auch beide Wirkstoffe) sind damit bereits im Dünger enthalten. Somit steht Ware mit einer definierten und hohen Qualität zur Verfügung. Bei der Verwendung von Importware riskiert der Anwender nicht nur einen Verstoß gegen die Düngemittelverordnung, sondern auch die stärkere Belastung der Umwelt mit klimaschädlichen Gasen einerseits und erhöhten Nitratwerten im Grundwasser andererseits; mit absehbaren restriktiven Folgen für ihn selbst.

Besprühter Harnstoff anfällig für Qualitätsmängel

Um den rechtlichen Anforderungen zu entsprechen, wird importierte Ware im Nachgang mit einem Ureaseinhibitor besprüht. Diese Vorgehensweise ist zwar möglich, birgt aber einige Risiken, die sich negativ auf die Düngemittelqualität und die Verkehrsfähigkeit nach Düngegesetz auswirken können. Die Düngemittelverordnung schreibt Mindest- und Höchstgehalte an Ureaseinhibitoren zum Applikationszeitpunkt vor.

Bei einer stichprobenartigen Analyse von 27 Harnstoffproben mit aufgesprühtem Ureaseinhibitor waren 13 davon nicht verkehrsfähig. 12 Proben unterschritten den Mindestgehalt an Wirkstoff und eine überschritt den Höchstgehalt (Abb. 1). 

Ein Teil der Ware wurde bereits mit einer zu geringen Konzentration an Ureaseinhibitor ausgeliefert. Zusätzlich trat noch ein Wirkstoffabbau während der Lagerung auf. Der gewählte und aufgesprühte Ureaseinhibitor erreicht zudem nicht die Lagerstabilität von bis zu 12 Monaten, die ein Fertigprodukt oder qualitativ hochwertige Ureaseinhibitoren bieten.

Düngerqualität beeinflusst auch die Querverteilung

Durch das nachträgliche Aufbringen von Wirkstoff bei Importharnstoff verändert sich die Granulatoberfläche. Da es nicht für jeden besprühten Harnstoffdünger Streutabellen gibt, kann das veränderte Streuverhalten zu teils massiven Abweichungen in der Querverteilung führen. Bei Fertigprodukten ist die Produkteigenschaft definiert und es liegen Streutabellen vor. Auch die Lagerung von Ware unterschiedlicher Herkunft in einer Box kann Ursache für Streufehler sein. Gerade bei Importware variiert der mittlere Korndurchmesser sehr stark. Werden dann deutlich voneinander abweichende Düngerqualitäten auf ein Haufwerk gekippt, ist eine exakte Querverteilung mit einem Scheibenstreuer nicht mehr möglich. Eine ungenügende Querverteilung ist die Folge. Es kommt zur sogenannten „technischen Streifenkrankheit“, welche zu deutlichen Ertragsausfällen und damit finanziellen Verlusten führt. Grund: Eine Streuabweichung ist erst ab ca. 30 % überhaupt für das menschliche Auge sichtbar (Abb. 2).

Der genauen und gleichmäßigen Querverteilung des eingesetzten Düngemittels muss jedoch oberste Priorität eingeräumt werden, um den gesamten Pflanzenbestand eines Schlages bedarfsgerecht düngen zu können.

Unterschiedliche Korngröße beeinflusst Variationskoeffizient

Eine Abdrehprobe und ein Test der Querverteilung mit Streuschalen sind für die Stickstoffeffizienz genauso wichtig wie die Düngermenge. Als Parameter zur Einschätzung der Verteilgenauigkeit hat sich der Variationskoeffizient (VK) als maßgeblich erwiesen. Doch was sagt der VK überhaupt aus? Der VK ist das Maß für die Genauigkeit der Düngerausbringung. Er bildet die mittlere prozentuale Abweichung der Ist-Streumenge von der Soll-Streumenge je Teilbereich der Arbeitsbreite ab. Werte zwischen 10 % und 15 % beschreiben ein gutes Streubild und führen zu einer guten Querverteilung der applizierten Nährstoffe in der Fläche.

Beeinflusst wird der VK auch durch die Korngröße und Kornhärte, welche bei Import-Düngern häufig stark variiert (Abb. 3).

Eine optimale Korngrößenverteilung von 1,6 bis 5 Millimeter - der Hauptteil bei 3,5 Millimeter - bringt auf dem Feld einen optimalen Variationskoeffizienten (Abb. 4). Größere Düngergranalien fliegen bei gleichem Schüttgewicht weiter als kleinere. Rein physikalisch gesehen bietet ein größeres Korn weniger Angriffsfläche für den Luftwiderstand und hat somit bessere Flugeigenschaften. Je höher der Feinkornanteil, desto schlechter lässt sich der Dünger streuen. Streubreiten von über 30 Metern sind mit qualitativ minderwertigem Dünger praktisch nicht möglich. Hinzu kommt die extreme mechanische Belastung des Düngers bei größeren Streuweiten und die Gefahr des größeren Düngerkornabriebs bei längeren Streuschaufeln. Um die daraus resultierende Staubentwicklung abzumildern, sollte auf eine gute Düngerqualität geachtet werden.

Für eine exakte und bedarfsgerechte Applikation von granulierten Düngemitteln, müssen folgende Punkte unbedingt beachtet werden:

  • Schon beim Einkauf auf qualitativ hochwertige Düngemittel achten!
  • Sachgerechte Lagerung des Düngemittels, um Düngemittelqualität bis zur Applikation zu erhalten.
  • Einwandfreier technischer Zustand des Düngerstreuers (z. B. Wurfflügel).
  • Einstellung des Düngerstreuers nach Streutabelle.
  • Querverteilung mit Hilfe eines Streuschalensets überprüfen.