Den Mangel verwalten 2.0

Langsam schleichend kommt nun doch der Winter. Die Tageshöchstwerte liegen unter 10 °C und Bodenfrost ist nicht mehr auszuschließen. Die Bodentemperaturen sanken mit den kühlen Regenfällen und das Wachstum der Pflanzen ist drastisch reduziert. Im Herbst entwickelten sich die meisten Bestände gut und vor allem nicht zu kräftig. Das sind gute Voraussetzungen für das Erntejahr 2022.

Die Führung der Bestände wird ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl abfordern. In Zeiten von Stickstoffknappheit muss die Strategie grundlegend überarbeitet und auch die Verteilung von Wirtschaftsdünger überdacht werden.

Wirtschaftsdünger sollte im Frühjahr immer dort zum Einsatz kommen, wo seine N-Ausnutzung über die Vegetationszeit am größten ist, das gilt besonders in Jahren mit hohen Stickstoffpreisen. Hier ist der mittelspäte Mais als Hauptfrucht mit nicht zu spätem Getreidenachbau ideal. Als gelungen können auch Kombinationen aus der Hauptfrucht Getreide und Nachfrucht Winterraps oder Zwischenfrucht gelten. Als ungünstig kann das Beispiel Winterraps mit Nachfrucht Getreide angeführt werden. Der Winterraps ist im Frühjahr nicht in der Lage, den mineralisierenden Stickstoff auszunutzen. Das folgende Getreide hat bis zum Ende der Vegetationsperiode keine allzu große Möglichkeit, den Stickstoff aus dem Bodenpool aufzufangen. Als nicht ideal kann auch ein zu später Mais gelten, welcher keine gute Entwicklung der folgenden Winterung zulässt.

Die mineralische N-Düngung sollte vor allem als Startgabe fungieren. Hier ist der Bedarf relativ klar formulierbar und der Aufbau der Ertragsanlagen wird von Granulat wie von Flüssigdünger sehr gut unterstützt. Die klassische zweite N-Gabe kann auch durch Gülle oder Gärrest ersetzt werden. Die Applikation kann bereits im Februar/März erfolgen. Zu späte Gaben ins Schossen hinein sind für Getreide nicht anzuraten. Anders ist es bei Jauche, ist nahezu keine organische Substanz vorhanden und der Gesamtstickstoff liegt zu großen Teilen als voll verfügbares Ammonium vor. Eine rasante Düngewirkung ähnlich wie bei Mineraldünger ist zu erwarten. Eine mögliche Qualitätsgabe zu Weizen sollte wiederum als Granulat appliziert werden.

Die Höhe der N-Gabe richtet sich nach dem Anspruch der Handelsabrechnung. Bei Weizen der Handelsklassen E und A/B kann kaum auf Stickstoff verzichtet werden. Bei einem ertragreichen Roggen ist es hingegen gleichgültig, ob dieser mit 9 Prozent oder 12 Prozent Protein durchs Ziel geht, insofern er den Hof verlässt. Bei Raps können mögliche Ertragsrückgänge durch eine verminderte N-Düngung durch höhere Ölgehalte zum Teil oder sogar ganz aufgefangen werden. Es spielt aber nicht nur die Kultur eine Rolle, sondern auch der Boden auf dem die Kultur im Erntejahr 22 steht. Ist der Standort ertrags- und qualitätstreu, so sollten Abzüge bei der N-Düngung nicht im Vordergrund stehen, vor allem dann nicht, wenn man Ernteteile bereits mit guten Preisen absichern konnte. Anders verhält es sich auf Feldern mit sehr unsicherer Wasserversorgung aus dem Bodenkörper. Standorte mit deutlich geringer Ertragshöhe oder extremen Schwankungen sollten mit (relativ) höheren Abschlägen bedacht werden. Vor allem dann, wenn ein Gewinn auf der benannten Fläche infrage gestellt werden kann. 

 

In jedem Fall ist die Produktion von werthaltigem Grundfutter wichtig. Nie darf gespart werden, weder am Stickstoff noch an den anderen Grundnährstoffen. Eine Grundfutterlücke wird in jedem Fall sowohl quantitativer als auch qualitativer Natur teuer zurückgekauft.