Frische Schlachtewurst, ganz heiße…

Seit einigen Jahren sind Leute, die noch Schweine oder Rinder privat zur eigenen Schlachtung halten, echte Sonderlinge. Heute steigen die Zahlen an Hausschlachtungen wieder. Aber es hat sich in der Flaute etwas getan. Die Schlachtungen finden selten auf dem eigenen Grundstück statt und das Schwein wird selten selbst gemästet. Hausschlachtung wurde zum Event im kleinen, aber professionellem Schlachthaus beim regionalen Fleischermeister. Die Schweine stammen oft aus Landwirtschaftsbetrieben, die eine kleine Gruppe zu diesem Zweck länger ausmästen. Die Wurstgesellschaft stammt auch nicht vom Land. Stadtmenschen wollen etwas Solides erleben und sich bewusst ernähren, warum dann nicht gleich selber an der Molle stehen.

Neben dem Geschmack der Hausmacherwurst ist auch die amtliche Untersuchung der Schlachtkörper wichtig, diese darf nur von geschultem Personal durchgeführt werden (berechtigter Tierarzt), des Weiteren muss die Schlachtung in den meisten Landkreisen bei der Verwaltung angemeldet werden. Hierbei werden vor Allem die Innereien auf Parasiten untersucht, aber auch die Trichinenbeschau spielt nach wie vor eine Rolle. Trichinen traten zwar in der Vergangenheit nahezu nie auf, dennoch handelt es sich dabei um totbringende Fadenwürmer. Gegen Trichinen gibt es keine wirksame Behandlungsmethode. Die Untersuchung wird nur noch im landkreiseigenen Labor an bestimmten Untersuchungstagen vorgenommen. Wer also frischen Hackepeter genießen möchte, sollte sich vorher kundig machen. Wichtig zu beachten ist, dass klassische Hausschlachtewurst sowie Fleisch nicht vermarktet werden dürfen. Der Verbrauch ist auf den eigenen Haushalt beschränkt. Zudem müssen Schlachtabfälle sowie Risikomaterial bei Rindern ordnungsgemäß der Tierkörperbeseitigung übergeben werden.

Aber auch die klassische Hausschlachtung vom Einstallen der Ferkel bis zum Schinken auf dem eigenen Gehöft nimmt wieder an Fahrt auf. Metzger mit dem nötigen Knowhow und der Lizenz zum Töten sind rar. Die Hygienebestimmungen beim Eigenverbrauch sind zwar nicht so hoch wie bei den Profis, aber ein sauberer Raum mit fließend Wasser sowie ein Becken zum Spülen und ein Kessel zur Heißwasserbereitung sind eine Grundvoraussetzung. Ebenfalls muss die Kühlung stimmen. Das Fleisch muss zügig runterkühlen, daher sind die Monate Januar und Februar am besten geeignet, wenn man kein Kühlhaus hat.

Auch beim Haltbar-machen gibt es Neuerungen, nicht nur das Einkochen in Gläsern oder Büchsen sowie das Einfrieren in Beuteln ist möglich. Die Vakuumverpackung eröffnet neue Chancen. So ist auch das Reifen von Fleisch damit möglich. Wer also das kleine 1x1 der Mast und Hausschlachtung beherrscht, wird viel Freude an den eigenen Lebensmitteln haben. Essen ist nicht nur Sattwerden, Essen ist Kultur. Wie schön, wenn man den Sonntagsbraten mit Respekt vor dem Tier genießen kann.