Ernte 2022

Zu einer Einschätzung der Ernteergebnisse gehört die Rückschau des Wetters wie der Hut zu Lindenberg. Vorweg, es war nicht grundsätzlich zu heiß oder zu trocken, aber zu den wichtigen Terminen unterstütze die Witterung die Ertragsbildung wenig. Ein insgesamt milder Winter ließ eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Bestände zu, lediglich ein tiefes Frostereignis mit unter minus zehn Grad Celsius gab es im Dezember zu verzeichnen. Seit der Jahreswende bis Ende Februar war es deutlich zu warm, nahezu ohne Frostnächte und Maximaltemperaturen zwischen 5 °C und 15 °C.

So kam man landläufig zu dem Schluss mit der Düngung zügig zu beginnen, denn die Bestände zeigten Leben in den Wurzeln. Schwierig gestaltete sich die Flüssigdüngung, denn der März war zwiegespalten. Sehr starke Tag-Nacht-Gefälle mit nächtlichem Frost und hoher Strahlungsintensität am Tage zogen sich durch den ganzen Monat. Die Bestände wollten loslaufen, aber die Füße waren einfach zu kalt, es kam kein Leben in den Boden, die Nährstoffe lagen fest und die Pflanzen wurden jeden Tag gedrungener.

Die Temperatur ist das Eine, der Niederschlag das Andere. Nach einem regnerischen Februar, der die Krume gut füllte, folgte ein März ohne nennenswerten Regen.

Einen Vorteil hatte der trockene März: die Pflanzen machten hervorragende Wurzeln auf der Suche nach Nährstoffen, die Ertragsversicherung wie sich noch herausstellen sollte.

In der ersten Aprildekade gab es flächendeckenden Niederschlag, der den Bodenpuffer entspannte und den Dünger in Lösung brachte. Die Bestände grünten nach den Wechselfrösten richtig satt durch.

April und Mai blieben in den meisten Regionen im Niederschlag unter dem Durchschnitt, aber vor allem die lange Dauer zwischen ergiebigen Niederschlägen (erste Aprildekaden bis dritte Maidekade) machte den meisten Kulturen zu schaffen. Dem April noch unproblematisch mit einem guten Versorgungsgrad im Bodenwasser bei kühleren Temperaturen folgte ein deutlich zu warmer Mai und die hohen Verdunstungsraten ließen den Boden rasch von oben nach unten austrocknen. Glücklicherweise blieben die Eisheiligen aus, der weit entwickelte Raps und die Gerste hätten sicher Schaden genommen.

Das Zünglein an der Waage aber bleibt der Juni. Zwei dicht aufeinander folgende heiße Perioden mit Maximaltemperaturen bis nahezu 40 °C im Südosten Brandenburgs und bis 35 °C im Nordwesten ließen die Erträge purzeln. Der fehlende Niederschlag, welcher sich auf nahezu ganz Brandenburg ausweitete (Ausnahme Landkreis LOS) belief sich auf nicht mehr als 50 Prozent der üblichen Durchschnittsmenge für Mai und Juni bei problematischer Verteilung.

Nichtsdestotrotz konnte die Gerste mit unerwartet guten Erträgen punkten, sie lag im Landesschnitt mit 64,6 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) etwa 16 Prozent über dem fünfjährigen Mittel. Die Qualitäten waren sortentypisch (meistens sichere Handelsqualität). Der Weizen erntete auf durchschnittlichem Niveau, wobei die Qualitäten sehr weit auseinander liefen. Auf Hochertragsstandorten wirkte sich der Verdünnungseffekt (Proteinkonzentration vs. Ertrag) stärker aus als in Jahren mit günstigen Stickstoffpreisen. Es wurde landläufig weniger Stickstoff appliziert. Die Sortierung sah auf Standorte mit moderater Ährendichte um 450 Ähren pro Quadratmeter (Ä/m2) deutlich besser aus als vergleichbare Bonitäten mit überzogenen Beständen (650 Ä/m2). Hier war Kleinkorn üblich, wobei der Ertrag nicht schlechter war. Roggen blieb wie so oft unter den Erwartungen zurück, jedoch steht dieser auch auf den schwächsten Standorten. Der durchschnittliche Ertrag belief sich auf 38,7 dt/ha, was mit den letzten fünf Jahren vergleichbar ist. Innerhalb Brandenburgs streuten die Erträge schlagweise sehr stark zwischen 20 dt/ha und etwa 100 dt/ha im Maximum. Wiederholt blieben die Sommergetreidearten weit hinter den Winterrungen zurück, hier konnten lediglich Erträge um 30 dt/ha gebucht werden. Raps stabilisierte sich trotz des hohen Schädlingsdrucks mit einem 12 Prozent höheren Ertrag (30,7 dt/ha) im Vergleich zum fünfjährigen Mittel (2017 bis 2021).