Kein Regen in Sicht

Die Freude über die regelmäßigen Niederschläge ist schnell in Vergessenheit geraten, denn jetzt ist der Sommer nicht mehr zu bremsen. Die Temperaturen liegen über 20 °C und die Sonne wird, wenn man der Vorhersage Glauben schenkt, nur noch selten von Wolken verdeckt. War es doch anfangs ärgerlich nicht jeden Quadratmeter befahren zu können, so kann man nun froh sein, dass noch viel Wasser im Boden ist. Der weitsichtige Bauer hatte es damals schon erkannt und freut sich über eine hervorragende Ausgangssituation, wie lange nicht. Zur Untermauerung des Betriebserfolges und Wandlung von Erwartung in Realität sollte die Intensität im Pflanzenschutz wie in der Düngung angepasst werden.

Die vergangenen feuchten Wochen haben die Sporenlager von Etage zu Etage wandern lassen. So ist im Roggen der Rost in den Startlöchern und im Weizen ist Septoria tritici zur Leitkrankheit geworden (das gab es schon Jahre nicht). Im Unterschied zu Septoria lassen sich Roste auch nach Erscheinen des Befalls gut bekämpfen. Noch wichtiger ist aber im Moment die protektive Wirkung (Dauerwirkung). Die Ernte ist noch weit weg und die oberen Blätter sollten unbedingt gesund bleiben. Bei Gerste und Roggen ist der letztmögliche Behandlungstermin nah, denn die Gerste zeigt bereits die Grannen und der Roggen darf keinesfalls in der Blüte behandelt werden, das Zeitfenster schließt sich also rasch. Ganz nebenbei muss auch noch über eine zusätzliche Wachstumsregulation in dichten und weniger Standfesten (auch Ährenknicken bei Gerste) Sorten nachgedacht werden.

Die Düngung sollte demnächst abgeschlossen werden, weil die Bodenoberfläche mit ausbleibenden Niederschlägen abtrocknet. Die Nährstoffe Stickstoff und Schwefel sollten aber unbedingt in den aktiven Wurzelraum vordringen, daher sind jetzt Düngemittel ohne Nitrifikationsinhibitor gefragt. Flüssigdünger sind nach BBCH 37 in ihrer Wirkung (Verätzungsgefahr und streifige Ausbringung mit Schleppschlauch) nicht ideal. In gut mit Schwefel versorgten Beständen sind reine N-Düngemittel die erste Wahl.