Späte Gülle verwerten

Wie sinnvoll es ist, Gülle spät in einen Bestand zu fahren, hängt nicht nur vom Mineraldüngeräquivalent ab. Die Lagerkapazität, aber auch eine strategische Düngung zur Strohrotte oder zur Folgekultur kann ein ausschlaggebender Punkt sein. 

Im Getreide sinkt nun das Mineraldüngeräquivalent mit jedem Tag der späteren Ausbringung für die Kultur. Lediglich der Ammoniumanteil kann noch angerechnet werden, sodass nur noch ein Mineraldüngeräquivalent von etwa 50 Prozent oder weniger erreicht wird. Daher macht eine Gülledüngung im Hinblick auf die Anrechnungsfaktoren aus der DüV nur Sinn, wenn die Folgekultur die Differenz zum Gesamtstickstoff aus der Gülle möglichst gut verwerten kann oder die Strohrotte beflügelt werden soll. Hier kommt also vor allem Winterraps sowie Feldfutter (Gras) in Frage. Eine zusätzliche Gülledüngung zur Herbstaussaat wäre in diesem Fall überflüssig.

Im Mais wird aktuell der Hochpunkt des Mineraldüngeräquivalent erreicht. Güllegaben sind daher in jedem Fall noch sinnvoll, hier können Anrechnungsfaktoren von bis zu 70 Prozent, in späten Sorten bis zu 75 Prozent erreicht werden. Ein späte Güllegabe Ende Mai oder Anfang Juni ist in den meisten Fällen weniger sinnvoll, weil es nach Mais keine Fangpflanze für spät mineralisierenden Stickstoff gibt. Die Ausnahme ist die Kultur Futterroggen, jedoch nur bei früher Saat, spätestens in der vorletzten Septemberwoche. Futterroggen sollte für einen guten Ertrag im Folgejahr sehr gut bestockt in den Winter gehen. Auch hohe Maisstrohmengen nach Körnermais sind kein Argument für eine übertragende Gülledüngung, denn Maisstroh weist im Vergleich zu Getreidestroh ein engeres C/N-Verhältnis auf, sodass zur Rotte deutlich weniger Stickstoff benötigt wird. Nur sehr späte Silomaissorten (Ernte ab Mitte Oktober) in ausgeglichenen Wetterlagen, welche nicht zur Notreife neigen (zum Beispiel Bewässerungsstandorte/Luch, Niederung) können zur späteren Gülledüngung Ende Mai in Frage kommen. Wichtig ist die Einarbeitung der Gülle zwischen den Reihen, weil die Ammoniakverluste bei guter Witterung, Wind und hohen Temperaturen stark ansteigen können (bis zu 30 Prozent vom anrechenbaren Stickstoff).

Der Einsatz von PIADIN® ist bei einer Spätgabe in den stehenden Bestand (Getreide zum Beispiel Stadium BBCH 32, Mais zum Beispiel BBCH 14-16) nicht mehr sinnvoll. Im Gegensatz dazu sollte der Gülleveredler jedoch vor der Saat zu Mais auch bei Güllegaben im April eingesetzt werden. Der Boden erwärmt sich schnell und der Stickstoffumsatz von Ammonium zu Nitrat wird verzögert, Mais profitiert von einer anhaltenden Ammoniumernährung.