Schwere Zeiten für Raps und Getreide
„Dem Bauern kann man es nicht recht machen“, sprach Frau Holle und schüttelte die Betten zum letzten Mal kräftig aus. So hätte es zu Grimms Zeiten jedenfalls geheißen, aber wir wollen Ihnen keine Märchen auftischen. Auch die Faktenlage ändert nichts am chaotischem System des Wetters, schwer nachvollziehbar und von einer verlässlichen Prognose ganz zu schweigen. Weiß Gott, dass wir zur Zeit hinter dem Ofen zittern, so war der Winter doch wärmer als im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. Auch die phänologischen Daten sprechen die gleiche Sprache, sowohl Vor- als auch der Erstfrühling sind deutlich zeitiger eingetreten als noch vor Jahren. Der Klimawandel lässt grüßen, wenngleich sich der Niederschlag in diesem Jahr leicht überdurchschnittlich präsentiert, wobei nur der Monat März einen echten Ausreißer darstellt. Im Moment ist der Boden in jedem Fall kalt und von der Lausitz hin in die Prignitz nahezu wassergesättigt.
Aus physiologischer Sicht ergeben sich dadurch zeitweise Probleme. Der Boden stellt im Moment nicht ausreichend Nährstoffe bereit. Vor allem an Tagen mit kräftiger Strahlung, sind die spät mineralisierenden Nährstoffe im Minimum und die Bestände zeigen zum Teil Verfärbungen als Stresssymptom. Der Raps war in der Vorwoche auf leichten Standorten im Süden der Mark bereits 30 Zentimeter gestreckt, weil die zunehmende Tageslänge die Entwicklung ankurbelt. Auch das frühe Getreide zeigt bereits eine sichere BBCH 31 an. Das Schossen hat begonnen. Für die überwachsenen Bestände ist die aktuelle Kühle nicht verkehrt, weil sich die Bestände nur langsam entwickeln und ausdifferenzieren. Der Boden ist feucht und die Anschlussdüngung muss nicht zu verfrüht erfolgen, denn der nächste Stickstoffschub sollte in kräftigen Beständen auf ertragslimitierten Standorten erst zu BBCH 32 einsetzen. Die 1. Gabe ist dann noch nicht verbraucht. Eine Reduktion von überzähligen Trieben ist aber aufgrund der geringen Stickstoffkonzentration in der Bodenlösung möglich. Eine übereifrige Nachdüngung fördert hingegen noch bereits im Herbst angelegte Nebentriebe 2. Ordnung, welche generell zu vermeiden sind.