Jetzt geht’s los

Die Witterung ermöglicht es, der Acker ist endlich befahrbar. Die Bodenbearbeitung läuft vielerorts auf vollen Touren und im Unterschied zu den vergangenen Jahren staubt es nicht. Der Wetterbericht verspricht in der Prognose sogar noch mehr Niederschlag.

Die Sonne erwärmt den Boden allmählich, jedoch ist in der letzten Woche auch in den bereits im Februar gedüngten Parzellen noch nichts passiert. Von oberirdischem Wachstum keine Spur, das wird sich nun aber in den nächsten Tagen mit Temperaturen um 10 °C deutlich ändern. Vor allem bleiben die Nächte warm, wodurch sich der Boden tief erwärmen kann. Gut drainierende Böden waren auch in der Vorwoche nicht wassergesättigt, der Luftaustausch funktioniert hervorragend. Das Ergebnis sind fantastische Wurzeln aus dem Herbst bis zum aktuellen Kalenderblatt. Das Getreide ist weit in den Boden eingedrungen und hat viele Feinwurzeln gebildet. Der Raps wurde hingegen vier Wochen früher in die spätsommerliche Trockenheit gesät und ist erst mit voranschreitender Durchfeuchtung in die Tiefe gewachsen, das ist den Wurzeln anzusehen. Das Wachstum war im Herbst durch die hohen Temperaturen stärker als es die Durchfeuchtung zuließ. Im Ergebnis sind die Wurzeln nicht beinig im klassischen Sinne, aber die Seitenwurzeln sind zum Teil deutlich stärker in ihrer Ausprägung und haben sich horizontal weit verzweigt. Das Wachstum in die Tiefe setzte sich nach und nach fort. Zum Teil sind die Wurzeln stark verkorkt, der Druck von Kohlfliege und Erdfloh war mancherorts offenbar groß. Bei knapper Borversorgung war durch die extrem lange und intensive Vegetation zum Teil Hohlherzigkeit zu finden. Im Moment zeigt der Raps auf Grund des kalten Bodens seine typische Anthocyanverfärbung. Dieser Stress wird sich aber im Laufe der Woche verwachsen. Bormangel hingegen sollte durch eine Applikation beseitigt werden. Die nächste Überfahrt wird aber bei Zuflugwetter kaum auf sich warten lassen, die Gelbschalen müssen jetzt unbedingt auf dem Acker stehen.

Im Getreide sollte in Abhängigkeit der Düngeintensität auch die Wachstumsregulation geplant werden. Teilweise ist das Getreide nach früher und dichter Saat sehr weit in der Entwicklung vorangeschritten und reckt den Hals allmählich nach oben. Mit dem ersten Abheben eines Knotens muss in diesen Fällen die Halmbasis unterstützt werden, sonst droht Lager, weil sich die Pflanzen übereifrig nach oben treiben. Auch Halmbruchinfektionen sind zu erwarten. Sollte es schnell trocken werden, kann die Pflanze den Befall abwerfen. Jedoch bleiben dichte Bestände viel länger feucht und die selbstregulierenden Szenarien der letzten trockeneren Jahre kann nicht auf 2023 übertragen werden. Eine Bonitur ist auf jeden Fall von Septembersaat bis Mitte Oktober anzuraten.