Frostfrei aber unbeständig

Auch in diesem Jahr hat es sich bewährt, die ersten Tage im Düngejahr zu nutzen und Wirtschaftsdünger wie Mineraldünger auszubringen. Auf vielen Standorten in Brandenburg war die Befahrbarkeit gegeben. Am vergangenen Wochenende gab es zum Teil ganz erhebliche Niederschläge, ein Abtrocknen der Krume wird jedoch durch kleinere Niederschlagereignisse verzögert. Auch die nächtlichen Temperaturen kommen nicht unter den Gefrierpunkt, daher ist eine kurzzeitige Tragfähigkeit für die stickstofffreie Düngung ausgeschlossen.

Der Bedarf der Pflanzen ist noch nicht hoch. Aus dieser Sicht drängt die Zeit noch nicht, vor allem beim Einsatz von Flüssigdünger muss man nicht nervös werden. Es lohnt sich aber immer die Feuchtigkeit zu nutzen und Niederschlagsereignisse zur Verteilung des Düngers heranzuziehen.

In Gebieten mit Vorsommertrockenheit in Kombination mit an der Oberfläche schnell austrocknenden Böden (Sandböden ohne nennenswerten Schluffanteil oder Tonböden) sind Düngemittel mit Nitrifikationsinhibitor wie ALZON® flüssig-S 25/6 oder rapspower®-neo-N ein Pflichtinstrument, um hohe Stickstoff(N)-Mengen (relativ zur DBE) zeitig in den Bodenkörper zu bekommen, ohne dabei die Bestandesdichte zu überziehen. Sandböden vertragen extrem geringe Bestandesdichten, weil die unproduktive Verdunstung durch einen sehr geringen kapillaren Aufstieg auf grundwasserfernen Standorten stark eingeschränkt ist. Diese Böden haben ein Ertragsniveau von weniger als 50 Dezitonnen je Hektar, hier sind nicht mehr als 350 ährentragende Halme je Quadratmeter anzustreben.

Die Grundvoraussetzung für dünne Bestände ist nicht etwa die stabilisierte Düngung, sondern eine deutliche Reduzierung der Saatstärke. Die hohe Düngung inklusive des Nitrifikationsinhibitor umschifft lediglich Lösungsprobleme des Düngers in Trockenphasen (Mitte März bis Mai).

Bessere Standorte mit mittleren und hohen kapillaren Aufstiegsraten wie Schluff oder Lehm sollten zu mindestens 500 Ähren je Quadratmeter geführt werden, um eine Beschattung des Bodens zu gewährleisten mit dem Ziel einer Verhinderung von unproduktiver Verdunstung. Der gesteigerte Blattflächenindex ist hier eine Notwendigkeit, um die Sonnenstrahlen sicher abzufangen. Die Bestände können natürlich auch stabilisiert gedüngt werden. Zum einen, weil die absolute N-Menge auf Grund höheren Durchschnittserträge ansteigt und Bestockung begünstigt, zum anderen verbietet das pflanzeneigene Feedback ein Überwachsen, weil es mit stabilisierten Harnstoff keinen Luxuskonsum gibt. Auch hier sind geringe Saatstärken anzuraten. Diese Standorte können aber auch konventionell gedüngt werden, weil auch in Trockenphasen oft noch eine feuchte Bodenoberfläche vorhanden ist und der Dünger sicher gelöst wird. Lediglich Felder mit mehr als 80 Dezitonnen je Hektar Ertrag sollten eine Bestandesdichte über 500 Ähren je Quadratmeter anstreben.

Bei einer Saatstärke von 225 keimfähigen Körnern je Quadratmeter bedeutet das bei normaler Saatzeit (Ende September bis erste Oktoberwoche) nach diesem warmen Herbst, dass die Bestände deutlich zu viele Triebe haben. Gerste, Weizen und Roggen (180 keimfreie Körner je Quadratmeter) haben deutlich mehr als vier kräftige Triebe je Pflanze, diese dürfen nicht alle erhalten bleiben. Nur eine moderate nitratfreie Andüngung oder eine stabilisierte Harnstoffdüngung kann hier bremsen. Es ist unbedingt ein Düngefenster anzulegen, weil die Bestände trotz aller Sparsamkeit nicht hungern dürfen.