Jeder Tropfen zählt

Ist das nicht ärgerlich, der bestellte Acker steht im Wasser, überflutet vom Regen der letzten Wochen. Nein, in Brandenburg brauchen wir zum Glück keine Sandsäcke, um Siedlungsgebiete zu schützen. Der Acker wird es uns danken, wenn wir den einen oder anderen Hektar im Frühjahr nicht befahren werden. Der ganze Rest kann aber endlich, nach Jahren mit Niederschlagsdefizit, aufatmen. Wegen der extremen Trockenheit waren die Pegel über Jahre in den Niederungsgebieten abgesackt, Seen drohten umzukippen und der Wald brach stellenweise aufgrund des starken Borkenkäferbefalls zusammen (unter Wassermangel können die Bohrungen nicht verharzt werden). Natürlich verlassen Anionen und leicht lösliche Kationen die Krume und verlagern sich in tiefere Schichten. Zum Teil können die Nährstoffe auch im Vegetationsverlauf nicht mehr erreicht werden.

Davon abgesehen ist die Situation im oberen Krumenbereich nicht grundlegend anders. Nitrat, Schwefel, Kalium und zum Teil Magnesium wurden Jahr für Jahr leicht unterhalb des aktiven Wurzelraumes verlagert. Ein Blick in die Nmin-Werte der Vorjahre zeigt, dass in 0 bis 30 cm Tiefe im Wesentlichen nur Ammoniumstickstoff vorhanden war. In zahlreichen Pflanzenanalysen wurde auch im Jahr 2023 Schwefelmangel nachgewiesen, wenn die erste Gabe nicht verabreicht wurde. In jedem Jahr hieß die Botschaft, leicht lösliche Nährstoffe müssen auf sandigen Böden im zeitigen Frühjahr der Pflanze bereitgestellt werden. In diesem Jahr sollte die verbindliche Düngung auf Kalium und Magnesium erweitert werden. Kleine Mengen sind hier sicher ausreichend, um Anschluss an tiefere Schichten zu schaffen. So führen die erfolgreicheren Betriebe diese Maßnahme regelmäßig durch. Gerade unter anschließendem Trockenstress können die Makronährstoffe in einer austrocknenden Krume der Pflanze besser zur Verfügung stehen.

Stabilisierter Harnstoff ist die erste Wahl

Was den Stickstoff betrifft, so ist die Wahl für ein Harnstoffdünger mit einem Nitrifikationsinhibitor meistens richtig. Harnstoff ist sehr gut wasserlöslich. Eine Umwandlung von Harnstoff zu pflanzenverfügbarem Ammonium geschieht innerhalb von ein bis drei Tagen, wobei die Hydrolyse mit dem Auftreffen der Granalie auf dem Boden beginnt.

Aber halt. Verzögert der gesetzlich vorgeschriebene Ureaseinhibitor nicht diesen Prozess? Wenn man es ganz genau nimmt schon, aber sobald sich das Düngerkorn über das Volumen einer handelsüblichen Streichholzschachtel ausgebreitet hat, so ist die Hydrolyse unaufhaltsam, weil der Inhibitor bereits zu stark verdünnt ist. Im Anschluss kann nun der Nitrifikationsinhibitor seine Stärken zur Schau stellen. Eine lange Ammoniumphase, bei gleichzeitiger dosierter Nitratfreisetzung verhindert die Verlagerung im zeitigen Frühjahr, vermeidet Lachgasverluste unter anaeroben Bedingungen (Wassersättigung) und eine Gabenzusammenfassung bleibt ebenso möglich. Das hohe N-Angebot unterstützt die Bestockungsleistung und kompensiert so geringere Nitratkonzentrationen im Boden. Ebenso wichtig wie die N-Menge ist die Versorgung mit Schwefel, wenn es um Bestockungsleistung geht. Selten gibt es Bestände, welche nach dem Winter massiv gefördert werden müssen, da bei Spätsaaten in aller Regel auch die Saatstärke stark angehoben wird. Sollte es aber mal der Fall sein, so können die Düngemittel PIAMON® 33-S oder PIASAN®-S 25/6 mit einer anzuhebenden Gabe empfohlen werden (je besser der Boden, desto höher der Zuschlag). Alle anderen Bestände führen Sie unter den oft kontinentalen Bedingungen Ostdeutschlands mit stabilisierten Harnstoff + Schwefel (ALZON® flüssig-S 25/6, raps-power® neo-N (37/8)) zu Höchsterträgen.

Kopfkalkung nicht vergessen

Eine Anmerkung sei mir noch erlaubt, schwache Wurzeln aufgrund von Staunässe werden erst wachsen, wenn wieder Luft im Boden und Calcium verfügbar sind. Calcium kann nicht aus der Pflanze in die Wurzel verlagert werden, allerdings ist Calcium für den Zellwandaufbau und das Wurzelwachstum von großer Bedeutung. Bei aller Diskussion um die Düngung ist daher in diesem Jahr nach den erheblichen Niederschlägen die Kopfkalkung entscheidend, in erster Linie für die Aggregatstabilität (gegen Verschlämmung, für Porenstabilität/Lufteintritt) und danach für die pH-Wert Stabilisierung im oberen Krumenbereich (Nährstoffverfügbarkeit). Eine weitere Unterstützung bietet die vorwiegende Ammoniumernährung in den ersten Tagen der Vegetation, welche von vielen ammonium- und harnstoffbasierten Düngemitteln unterstützt wird, denn das Ammonium muss von der Wurzel „erwachsen“ werden. Ein echter Vorteil, wenn es auch um die Verfügbarkeit von Phosphat geht. Dieser Nährstoff ist im Wesentlichen immobil, eine hohe Wurzellängendichte ist also eine Grundvoraussetzung. Nährstoffe, welche mit dem Massenfluss (Nitrat, Magnesium, Calcium) angeflutet werden, sind darauf weniger angewiesen. Unter im Jahresverlauf trockener werdenden Bodenbedingungen sind kurze Wege aber auch kein Nachteil.