Alles Weizen oder was?
Der Weizen nimmt global eine herausragende Stellung für die Ernährung von Mensch und Tier ein. In Deutschland ist er sogar die größte Ackerbaukultur mit einer jährlichen Anbaufläche von etwa drei Millionen Hektar.
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Eine facettenreiche Kultur
Weizen (lateinisch: Triticum) ist neben der Gerste die zweitälteste von Menschen kultivierte Getreideart. Erste Funde gehen bis auf etwa 7.000 v. Chr. zurück. Doch Weizen ist nicht gleich Weizen. So haben sich im Laufe der Jahre mehrere Arten entwickelt, die es zu unterscheiden gilt: Die Urformen des Weizens wie Emmer und Einkorn sowie Nacktweizenarten, die durch natürliche und menschliche Selektion entstanden sind. Im mitteleuropäischen Raum war vor allem der Anbau von Emmer, Einkorn sowie Dinkel (Nacktweizenunterart) bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitet, da diese sehr robust und wenig krankheitsanfällig waren. Andererseits sind diese Arten nicht sehr ertragreich.
Durch Züchtung sowie Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Produktionstechnik begann weltweit der Siegeszug der ertragreicheren Nacktweizenarten. Der Anbau von Emmer, Einkorn und Dinkel kam hierdurch nahezu zum Erliegen. So sind alle heute angebauten Weichweizen-, Hartweizen- und Dinkelsorten Nacktweizenunterarten, wobei die Weichweizensorten die mit großem Abstand wichtigste Bedeutung in der Praxis haben. Dinkel und Hartweizen (auch Durum oder Nudelweizen genannt) sind hingegen eher Nischenprodukte.
Winter- oder Sommerweizen
Neben den verschiedenen Arten und Unterarten des Weizens, muss auch noch zwischen Winter- und Sommerform unterschieden werden. Weltweit hat der Anbau von Winterformen im Weichweizenanbau die größte Bedeutung, da diese deutlich ertragsreicher sind als Sommerformen. Die Besonderheit der Winterformen liegt darin, dass sie zur Förderung der generativen Ertragsanlagen eine Vernalisation durch Temperaturen von unter 6 °C brauchen. Der Anspruch an die Vernalisationsdauer liegt bei etwa 30 bis 50 Tagen. Ohne diesen Kältereiz kommt es zu einem grasartigen Überwachsen ohne Kornbildung. Zudem sind die Winterformen, je nach Sorte, Frosthart bis circa - 20 °C.
Demgegenüber stehen die weniger ertragsreichen Sommerformen ohne ausreichende Frosthärte und Vernalisationsanspruch. Darüber hinaus gibt es im Weichweizenbereich noch eine Art Mischform von Winter- und Sommerform. Diese sogenannten Wechselweizensorten haben nur einen geringen beziehungsweise keinen Vernalisationsanspruch und sind frosthärter als Sommerweichweizen. Sie bilden eine Alternative, wenn aufgrund des Saatzeitpunktes die Aussaat von Winterweichweizen nicht mehr möglich ist.
Mein Praxistipp:
Wechselweizensorten zur Aussaat in Betracht ziehen, wenn für Winterweizensorten keine ausreichende Entwicklung bis zum Vegetationsende, oder zu geringe Vernalisationsbedingungen zu erwarten sind.
21.10.2020 – 18:00 bis 19:00 Uhr
Online Seminar „ISABEL – agrarmeteorologische Informationsplattform“
27.10.2020 – 18:00 bis 19:00 Uhr
Online Seminar „Mäßige Ernte – mäßiger Preis?“