Harnstoff – schnell wirksam auch bei spätem Düngestart

Das Jahr 2024 war in vielerlei Hinsicht besonders. Der wärmste Februar seit Wetteraufzeichnung bescherte am Standort der Landwirtschaftlichen Anwendungsforschung in Cunnersdorf einen um drei Wochen vorgezogenen Vegetationsbeginn. Am 25. Februar war die korrigierte Grünlandtemperatursumme von 200 Grad Celsius bereits erreicht. Sonst liegt dieser Termin etwa um den 16. März. Vielerorts waren die Felder Ende Februar aufgrund der Nässe jedoch noch nicht befahrbar, so dass das Team gezwungen war, mit der Andüngung auf bessere Bedingungen zu warten.

Auch in diesem Jahr sind die Bedingungen für eine gute Befahrbarkeit, besonders im nördlichen Teil Deutschlands, noch lange nicht gegeben. Ob sich die Situation bis Mitte März ändert, bleibt abzuwarten.
Vorurteil vs. Realität

Es wird häufig behauptet, dass bei einer späten Andüngung nur eine „Nitratspritze“ die richtige Wahl sein kann, da die Umsetzung von stabilisiertem Harnstoff zu lange dauert. Die Befürchtung ist jedoch unbegründet. Zwei identische Exaktversuche in Winterweizen auf Cunnersdorfer Versuchsflächen zeigen, dass auch bei sehr später erster Düngung (drei Wochen nach VB, BBCH 30) mit PIAGRAN® pro unter feuchten Bedingungen gleiche Erträge und Qualitäten erreicht werden wie bei Düngung mit KAS (Abb. 1).
Sowohl bei KAS als auch bei PIAGRAN® pro führte die verspätete Düngung allerdings zur erwarteten Ertragsminderung, jedoch wurde diese durch höhere Rohproteingehalte kompensiert und fiel insgesamt überschaubar aus. So war die N-Aufnahme aller vier Varianten identisch.

Was passiert im Boden?
Wie kann es sein, dass das hoch mobile Nitrat nicht besser abschneidet, als der Harnstoffdünger? Ergebnisse aus Laboruntersuchungen unter kontrollierten Bedingungen zeigen, dass sich der Harnstoff mit Ureaseinhibitor schnell im Boden verteilt und selbst bei kühlen Temperaturen schon innerhalb weniger Tage vollständig zu pflanzenverfügbarem Ammonium umgesetzt wird (Abb. 2).

Bereits einen Tag nach der Düngung steht der Pflanze somit mehr Stickstoff in auswaschungsgeschützter Ammoniumform zur Verfügung, als sie zu diesem Zeitpunkt benötigt. Die Umsetzung des Ammoniums zu Nitrat erfolgt temperaturabhängig. Erwärmt sich der Boden im Frühjahr, steigt der N-Bedarf der Pflanze, gleichzeitig wird aber auch mehr Nitrat gebildet. So wird eine bedarfsgerechte Mischernährung aus Ammonium und Nitrat gewährleistet.
Kurz gelesen
Harnstoff ist auch bei spätem Düngungsstart ein sehr schnell wirksamer Dünger. Sobald sich der bestens wasserlösliche Dünger im nasskalten Boden verteilt hat, ist er bereits nach einem Tag pflanzenverfügbar. Exaktversuche im nassen Frühjahr 2024 ergaben eine Gleichwertigkeit von PIAGRAN® pro mit KAS in Ertrag und Qualität.