Endspurt auf Hof und Feld – Was 2025 unbedingt noch erledigt werden muss
Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu. Während viele Kulturen inzwischen in der Winterruhe sind, bleibt für Ackerbaubetriebe noch einiges zu tun, um Bestände sicher in das Frühjahr zu bringen, Pflanzenschutzmaßnahmen fachgerecht abzuschließen und die Basis für eine erfolgreiche Vegetation im kommenden Jahr zu legen. Die folgenden fünf Schwerpunkte zeigen, was jetzt – im Endspurt – unbedingt erledigt sein muss.
1. Propyzamid-Spritzung (z.B. Kerb Flo oder Cohort) im Winterraps – Wieso, weshalb, warum und was ist zu beachten
Propyzamid hat sich in den vergangenen Jahren zu einem zentralen Baustein im Resistenzmanagement gegen schwer bekämpfbare Ungräser im Winterraps entwickelt. Besonders Ackerfuchsschwanz, Windhalm und zunehmend auch Weidelgras sowie Trespen-Arten weisen in vielen Regionen starke Resistenzentwicklungen gegen ACCase- und ALS-Hemmer auf. Propyzamid, als Bodenherbizid mit Hemmung der Zellteilung (KIK-Hemmer), wirkt unabhängig von diesen Resistenzen und gewinnt dadurch erheblich an Bedeutung.
Warum jetzt?
Die Wirkung von Propyzamid wird maßgeblich durch Bodentemperaturen unter 10 °C und hohe Bodenfeuchte begünstigt. Dies sorgt für eine längere Wirkstoffverfügbarkeit im Boden und ein besseres Eindringen in die Wurzelzone der Ungräser. Typischerweise liegen diese Bedingungen ab November bis Januar vor – je später im Jahr, desto stabiler.
Anwendungshinweise
- Bodentemperatur: optimal < 8 bis 10 °C in 10 cm Tiefe
- Bodenfeuchte: feucht bis nass, aber nicht gefroren oder mit stehender Nässe
- Applikation: möglichst feintropfig, 200 bis 300 l/ha, gute Benetzung des Bodens
Praxis-Tipp
Frühzeitige Feldkontrolle ist entscheidend: Dicht stehende Fuchsschwanz-Nester im Herbst lassen die Dringlichkeit der Maßnahme schnell erkennen. Wird Propyzamid ausgelassen, ist eine Korrektur im Frühjahr oft nicht mehr möglich.
2. Feldspritze richtig einwintern
Eine korrekt eingewinterte Pflanzenschutzspritze verhindert Frostschäden, Korrosion und Ablagerungen, die im Frühjahr hohe Reparaturkosten verursachen können. Bis zu 70 Prozent der Winterdefekte entstehen durch Reste von Wasser und Pflanzenschutzmitteln im System.
Schritt 1: Gründliche Innenreinigung
• Alle Leitungen, Filter, Tankräume und Düsen gründlich mit 3-facher Tankfüllung Wasser (inkl. Reiniger) spülen
• Filterkörbe ausbauen, mechanisch reinigen
• Besondere Aufmerksamkeit: Druck- und Saugfilter, Innenkanten, Toträume
Schritt 2: Frostschutz einbringen
Nach vollständiger Reinigung die Anlage mit Frostschutzmittel (z. B. Propylenglykol) durchspülen. Dieses sollte in allen Leitungen, Pumpen und Düsen ankommen.
Achtung: Nicht mit natürlichem Frostschutz wie „nur leer laufen lassen“ arbeiten – Restfeuchte kann auch Schäden verursachen.
Schritt 3: Äußere Inspektion
• Pumpendichtungen prüfen
• Gestänge auf Risse, lose Teile, Korrosionsstellen untersuchen
• Düsen auf Verschleiß testen (Durchflussmessung)
• Elektrik und Sensorik checken
Schritt 4: Lagerung
• Spritze in frostfreier Halle abstellen
• Druck entlasten
• Elektronische Steuergeräte trocken lagern
• Reifen entlasten oder Druck leicht erhöhen
Praxis-Tipp
Im Dezember bereits einen Termin zur Jahresprüfung nach PflSchGeräteV für Frühjahr sichern – die Wartezeiten werden zunehmend länger.
3. Bonitur Ungräser im Getreide
Eine systematische Bonitur ist unerlässlich, um den Befallsdruck der Ungräser zu erkennen, Bekämpfungserfolge von Herbstmaßnahmen zu beurteilen und das Frühjahr zielgerichtet zu planen. Besonders Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Trespen und zunehmend Weidelgräser bestimmen die Bekämpfungsstrategien.
Boniturzeitpunkt
• Zwischen Auflaufen und Bestockungsbeginn (BBCH 10 bis 25), wenn die Gräser sicher ansprechbar sind.
• Worauf ist zu achten?
• Deckungsgrad (z. B. Anteil der Bodenbedeckung durch Ungräser in Prozent)
• Pflanzenzahl/m² (Stichprobe auf mindestens fünf Flächen je Schlag)
• Artbestimmung anhand von
- Blatthäutchen
- Blattstellung
- Triebanzahl
- Halmquerschnitt
• Verteilung im Schlag: Nesterbildung oder flächiger Befall?
• Resistenzhinweise: Überleben trotz korrekter Herbstbehandlung? → Resistenzverdacht
Ableitung für Frühjahr
Bei >50 Pflanzen/m² Ackerfuchsschwanz sind Frühjahresmaßnahmen oft nur begrenzt wirksam → Strategiewechsel für das Folgejahr überlegen, z. B. spätere Aussaat, Kulturwechsel, Propyzamid in Raps, Herbstbehandlung.
Mildes Wetter 2025 begünstigt Durchwuchs – Bonitur daher evtl. mehrfach nötig.
Praxis-Tipp
GPS-Kartierung der Nester ermöglicht eine teilflächenspezifische Behandlung im Frühjahr.
4. Bonitur Erdfloh im Winterraps nach Berlese-Methode
Die Berlese-Methode (auch: Trichter-Extraktion) ist die präziseste Methode, um den tatsächlichen Befallsgrad des Rapserdflohs zu bestimmen. Sie liefert deutlich bessere Ergebnisse als reine Blattlochzählung.
Warum Berlese?
Während Larven im Herbst und Winter im Blattstiel verborgen sind, lassen sich ihre Populationsdichten nur über eine Extraktion aus Pflanzenmaterial sicher erfassen. Gerade 2025 – mit vielerorts mildem Herbst – sind Larvenzahlen oft höher als optisch erkennbar.
Durchführung
- Stichprobe entnehmen: 20 bis 25 Rapspflanzen je Boniturfläche ausstechen
- Pflanzen zerkleinern: Blattstiele grob zerschneiden (ca. 1 bis 2 cm Stücke)
- Material in Berlese-Trichter geben:
Oben Pflanzenmaterial
Unten Auffangglas mit Alkohol - Wärmequelle über Trichter (z. B. Lampe) sorgt dafür, dass Larven nach unten flüchten
Auszählung nach 12 bis 24 Stunden
Interpretation der Ergebnisse
- <1 Larve je Pflanze: unkritisch
- 1 bis 3 Larven je Pflanze: Beobachtung fortführen
- >3 Larven je Pflanze: wirtschaftliche Schadschwelle erreicht
Praxis-Tipp
Ergebnisse dokumentieren – sie gehören zwingend in ein ganzjähriges Schädlingsmonitoring und beeinflussen Sortenwahl, Saatzeit und N-Düngungsstrategie.
5. Bonitur Frischmasse im Winterraps – Quadratmeter schneiden oder Satellitendaten?
Die Bestimmung der Frischmasse ist für Düngeplanung, Bestandsführung und Risikoabschätzung (z. B. Lager, Krankheitsdruck, Seitenverzweigung) essenziell. Zwei Methoden haben sich bewährt: klassische Quadratmeter-Bonitur und moderne Satellitenanalyse.
Methode 1: Quadratmeter schneiden
Vorteile
- Absolut präzise Messergebnisse
- Direkter Einblick in Pflanzenarchitektur
- Messung von Wurzelhalsdurchmesser, Blattzahl, Biomasse
- Gute Grundlage für Nmin-Interpretation und N-Bedarf
Durchführung
- 1 m² Rahmen an repräsentativer Stelle platzieren
- Pflanzen bodennah abschneiden
- Sofort wiegen (Frischmasse)
- Bei Bedarf: Teilprobe trocknen für TM-Anteil
- Pro Schlag mind. drei Wiederholungen
Zielwerte
- Optimal 1,0 bis 1,5 kg Frischmasse/m² zum Winter
- 2,0 kg/m²: Gefahr von Lager, Fäulnis, höherem Krankheitsdruck
- <0,8 kg/m²: erhöhtes Auswinterungsrisiko
Methode 2: Satellitendaten (NDVI / Biomassekarten)
Moderne Tools liefern nahezu wöchentliche Biomassewerte. Für große Schläge ist dies ideal, um räumliche Unterschiede zu erkennen.
Stärken
- Sehr gute Flächenabdeckung
- Frühzeitiges Erkennen schwacher Zonen
- Kombinierbar mit Applikationskarten für N-Düngung
- Speziell im Winter oft möglich (je nach Bewölkung)
Einschränkungen
- Keine absolute Masse messbar – nur relative Werte
- Bewölkung, Schnee oder Nebel können Datenqualität mindern
- Sortenunterschiede und Entwicklungsstadien beeinflussen NDVI
Praxisempfehlung
Die Kombination beider Methoden liefert das beste Ergebnis:
Quadratmeter-Bonitur für absolute Werte + Satellitenkarten für die Verteilung im Bestand.
Abschluss
Mit diesen fünf Maßnahmen – von der Propyzamid-Applikation über technische Wintervorbereitung bis hin zu fundierten Bonituren – schaffen Betriebe eine solide Basis für das Agrarjahr 2026. Wer jetzt gründlich arbeitet, kann viele Probleme des kommenden Frühjahrs präventiv entschärfen. Für weiterführende Informationen zur Düngestrategie, Tools und Fachartikeln steht wie immer www.duengerfuchs.de bereit.

