Erntebericht

Die Grundsätze der Landwirtschaft, dass jedes Jahr neue Überraschungen bereithält, eine frühzeitige Ernteplanung meistens sowieso nicht funktioniert und der Ertrag erst dann sicher ist, wenn er sicher eingelagert im Speicher liegt, hat sich auch in diesem Jahr bewahrheitet.

Nach einer größtenteils besser als erwarteten Getreideernte verlangt die Maisernte den Landwirten wie auch den Lohnunternehmen so einiges ab. Der Erntebeginn war in vielen Regionen bis zu drei Wochen früher als gewöhnlich. Hierdurch kam es zu einigen Planungs- und Logistikproblemen, da viele Fahrer der Lohnunternehmen sich noch im Sommerurlaub befanden und eine große Anzahl an Aushilfsfahrern ihren alljährlichen Ernteurlaub auch erst für später geplant hatten. Es musste also teilweise improvisiert und mancherorts auch mit weniger Personal mit der Ernte begonnen werden.

Damit wären wir bei der zweiten Herausforderung - dem passenden Erntezeitpunkt. Dass nur die wenigsten Erntejahre nach den vorgegebenen Daten eines Lehrbuches ablaufen, ist ja weithin bekannt. Jedoch hält die Maisernte 2022 einige besondere Herausforderungen bereit. Optisch braune Maisbestände waren im Korn teilweise erst in der frühen Teigreife und hatten noch Wasser im Stängel eingelagert. Sie wären also theoretisch vom TM-Gehalt noch zu niedrig zur Silage. Da sich die abgestorbenen Pflanzenteile aber irgendwann nicht mehr silieren lassen, musste genau der passende Zeitpunkt zur Ernte gefunden werden. Andererseits waren optisch noch recht grüne Maisbestände in der Abreife der Körner schon so weit, dass diese mit einem Feuchtegehalt von 25 bis 30 Prozent eher druschreif wären. Die Pflanzen sind aber noch zu feucht. Hier mussten viele Kompromisse eingegangen und genau der richtige Erntezeitpunkt bestimmt werden.

Als Hilfsmittel gut bewährt haben sich mal wieder Ganzpflanzen-Trockemassebestimmungen, wie sie von einigen Zuchthäusern und Händlern vor der Ernte angeboten werden. Die Ergebnisse wichen teilweise um 5 bis 10 Prozent von den optisch geschätzten Werten ab und führten in diesem Jahr zu teilweise panischen Anrufen bei Lohnunternehmen um einen schnellen Häckseltermin zu bekommen.

Durch die so heterogene Abreife sind gleichzeitig mit den Häckslern auch schon die Mähdrescher im Mais unterwegs. Je nach Verwertungsmöglichkeit wird in diesem Jahr recht viel auf CCM oder sogar LKS gesetzt. Das ist eine gute Möglichkeit hohe Trocknungskosten zu umgehen. Jedoch sollte auch hier der Feuchtegehalt der Körner immer im Blick behalten werden. Dieser sollte zwischen 34 und 38 Prozent liegen, damit das Silo noch gut verdichtet werden kann und gut siliert.