Heute schon ans Frühjahr denken
Die Etablierung eines Feldbestandes nach der Ernte von Getreide ist immer vom Niederschlag in den Monaten Juli und August abhängig. Hohe Temperaturen und ein oft sehr harter Boden erschweren die Entscheidung zu Gunsten von Zwischenfrüchten. Aber haben wir denn in den letzten Jahren nichts dazugelernt?
Zwischenfrüchte kosten nicht nur Geld, nein, bei ordentlichem Management helfen Sie die Bodenaktivität zu erhöhen. Die notwendige Sorgfalt bei der Saat ist sogar noch höher als bei Winterraps. Die Ansprüche an das Saatbett und die Nährstoffversorgung sind zwar ähnlich, aber in den Zwischenfrüchten fehlt die Möglichkeit der chemischen Unkraut- und Ungraskontrolle, was auch den Getreideauflauf beinhaltet.
Viele Wege führen nach Rom. Das gilt auch für die Saat der Zwischenfrüchte. Als ideal hat sich eine Drillsaat nach der ersten Getreidewelle herausgestellt, weil man den Boden in vielen Fällen vor der Aussaat tief lockern und mischen kann. Die Bedingungen sind trocken und damit kann man keine Strukturschäden verursachen. Nach erfolgreichem Anbau muss der Boden dann auch zur nächsten Kultur nur noch flach bearbeitet werden, wenn das überhaupt notwendig wird. Denn die Wurzeln hinterlassen eine ideale Bodengare. Es bestehen aber auch viele andere Ansichten, welche auch zum Erfolg führen können. Ist eine tiefe Lockerung unnötig, weil zum Beispiel kein Stroh eingearbeitet werden muss (mindestens zwei Zentimeter je Tonne Stroh) oder mit Maschinen gearbeitet wird, welche die Saatreihe räumen, so kann ohne Schadverdichtungen im Boden auch auf eine tiefe Lockerung verzichtet werden. Die Lockerungskapazität der Wurzeln ist begrenzt, aber durch Luft können sie auch nicht wachsen. Nach einer Lockerung muss also auch wieder auf ein gesundes Maß verdichtet werden. Vor allem die Oberfläche muss nach der Saat kompakt liegen (Bodenschluss am Samen), um den Auflauf zu ermöglichen. Es darf also nicht zu schnell gefahren werden.
Ein Ansatz ohne Stoppelsturz ist kritisch zu hinterfragen (zum Beispiel Einstreuen der Zwischenfrüchte vor dem Auftreffen des Hächselgutes bei der Ernte oder Ausbringung per Schleuderstreuer in Kombination mit Strohstriegel). Kleine, bereits vorhandene Unkräuter und Ungräser entwickeln sich dann zügiger als die Zwischenfruchtmischungen und können nicht unterdrückt werden. Des Weiteren bleibt der Wurzeldruck der Stoppel erhalten und es wird permanent Wasser an die Oberfläche gefördert. Hier geht also auch wichtiges Wasser verloren. Ein abschneidender Stoppelsturz (Gänsefußschare) hinterlässt im Gegensatz zur Kurzscheibenegge einen abgeschnittenen, flach durchmischten Horizont. Die Voraussetzungen sind allerdings ein lagerfreier Bestand, am besten mit Strohbergung. Auch ein aggressiver Striegelstrich kann das Getreide bereits zum Auflaufen bringen. Der Wurzeldruck bleibt aber auch hier erhalten.
Es bleiben also einige Möglichkeiten zur Wahl, wobei nicht jede in jedem Jahr zur Anwendung kommen kann. Wie immer entscheidet das Fingerspitzengefühl des Betriebsleiters über den Erfolg. Bei der Auswahl der Zwischenfrüchte gibt es weniger Kompromisse. Die Fruchtfolge engt die Auswahl der Komponenten erheblich ein. Des Weiteren sollte man sich keine schwer bekämpfbaren Kräuter und Gräser auf den Acker holen. Leguminosen können in wenigen Fällen (zeitige Etablierung, FF-Regeln einhalten) eine kostbare Ergänzung sein.
Die Nährstoffspeicherung im Aufwuchs ist im Spätsommer und Herbst einwandfrei, daher ist ein Mineralisationsschub aus der vorhergehenden Bodenbearbeitung zu verkraften. Nicht zu vergessen, dass das auf dem Feld bleibende Stroh und die Wurzelrückstände ebenfalls abgesättigt werden müssen. Die Düngebilanz der Vorfrucht ist bei einer Entscheidung über eine mögliche zusätzliche Nährstoffversorgung der Zwischenfrucht mit einzubeziehen. Große Überhänge aus der Qualitätsweizenproduktion sollten ausreichen. Nach einer guten Ernte einer abtragenden Vorfrucht sollte eine Düngung der Zwischenfrucht in Betracht gezogen werden. Die Düngung sollte nach Möglichkeit im August erfolgen. Späte Applikationstermine zum Stichtag (1. Oktober) sind oft nicht mehr Massewirksam und werden gegebenenfalls im nächsten Frühjahr in den Nmin-Werten wiedergefunden. Eine schlechte Lösung für die Umwelt und für die Düngebedarfsermittlung der Folgefrucht.
Ein vollständiges Freisetzen der im Herbst gebundenen Nährstoffe zur Folgefrucht ist nicht zu erwarten, weil das C:N-Verhältnis oft zu groß ist und die Halbwertzeit der Zersetzung zu lang. Nichtsdestotrotz können kleine Abschläge bei der Düngebedarfsermittlung toleriert werden, wenn die Zwischenfrüchte zeitig abfrieren oder zerstört werden. Der Vorteil des Zwischenfruchtanbaus zeigt sich in mineralisationsstarken Jahren. Das heißt in Jahren mit dauerhaft mäßiger Bodenfeuchte und hohen Ertragserwartungen. Die schlummernden Nährstoffe können dann die Qualität und die Erntemenge positiv beeinflussen. Ein weniger aktiver Boden ist in solchen Jahren auf die Düngebedarfsermittlung limitiert. Keine guten Aussichten um der Abwärtsschraube entgegenzuwirken. Zwischenfrüchte bewahren Nährstoffe im System. Bei Missmanagement behindern sie allerdings den täglichen Ablauf und haben das Vermögen Nachernte-Nmin- Werte der Folgefrucht zu erhöhen.