Erntebericht Baden-Württemberg 2023 – Teil 1

Mit überwiegend gut entwickelten Beständen starteten die Kulturen in das Jahr 2023. Die zumeist günstigen Bedingungen zur Aussaat im Herbst 2022 und der milde Winter waren an sich gute Voraussetzungen für die bevorstehende Saison. Im Frühjahr führte die anhaltend nass-kühle Witterung bis weit in den Mai hinein zu Verzögerungen bei den Feldarbeiten und einem teils erheblichen Entwicklungsrückstand der Kulturen. Durch die schwierige Befahrbarkeit konnten anstehende Dünge-, Pflanzenschutz- und Pflegemaßnahmen stellenweise nur deutlich verspätet oder gar nicht durchgeführt werden. Hierbei zeigte sich erneut die Vorzüglichkeit stabilisierter Düngersysteme. Bestände, die bereits frühzeitig, noch vor Beginn der nassen Phase im März, mit stabilisierten Düngern, wie ALZON® neo-N, gedüngt wurden, waren von Beginn an optimal mit Nährstoffen versorgt und deutlich vitaler ohne der Gefahr von Nährstoffverlagerung oder Mangelphasen zu unterliegen.

Die im zeitigen Frühjahr sehnlichst vermissten warmen Temperaturen und Sonnenschein gab es ab Mitte Mai mehr als ausreichend. In einigen Regionen gab es von Mitte Mai bis Anfang Juni keinen nennenswerten Niederschlag, was die Entwicklung der Kulturen extrem beschleunigte und vorhandene Ertrags- und Qualitätspotentiale erheblich reduzierte. Die ammoniumbetonte Ernährung stabilisierter Dünger fördert die Wurzelentwicklung überproportional stark, wovon die Kulturen in den ausgeprägten Trockenphasen überdurchschnittlich profitieren.

Auf vielen Feldern in diesem Frühjahr war die „technische Streifenkrankheit“ zu beobachten, verursacht durch Dünger minderer Qualität und falsch eingestellte Düngerstreuer. Die mangelhafte Querverteilung und Streufehler resultierten nicht selten in einer Fehldüngung von 25 Prozent und mehr mit entsprechend negativen Auswirkungen auf Ertrag, Qualität, Nährstoffeffizienz und Wirtschaftlichkeit.

Die traditionell ohnehin frühe Ernte in Teilen Baden-Württembergs fand dieses Jahr noch früher statt, da Trockenheit und hohe Temperaturen die Kornfüllungsphase verkürzten und die Abreife stark beschleunigten. Die schlechten Aussichten für die Grundfutterversorgung aus Grünland und Mais sowie die niedrigen Getreidepreise veranlasste viele Landwirte ihr Getreide noch vor der Ernte als GPS zu häckseln. Landesweit wurden mehrere Tausend Hektar Getreide gehäckselt, was die verfügbare Erntemenge an Getreide weiter reduziert. Inzwischen ist die Getreideernte bis auf wenige Restflächen abgeschlossen.

Mitte Juni startete die Ernte von Wintergerste in den frühen Regionen in Baden. Insgesamt lag der Ertrag im Mittel der Jahre. Teilweise konnten die Qualitätsanforderungen hinsichtlich Vollgerstenanteil und HLG nicht erfüllt werden. Bei Sommergerste waren erhebliche Einbußen bei Ertrag und Qualität zu verzeichnen.

Beim Weizen zeigt sich ein deutlich variableres Bild. Die ersten begannen trockenheitsbedingt bereits Ende Juni mit der Ernte. In anderen Gebieten konnte erst nach der Regenpause im August gedroschen werden. Entsprechend schwankend fallen die Erträge mit 4 bis 10 t/ha aus, was einer sehr niedrigen bis durchschnittlichen Ernte entspricht. Der früh geerntete Weizen hatte insbesondere Probleme mit mangelhafter Kornfüllung, Proteingehalt und Korngröße. Die späten Weizenpartien konnten häufig die Anforderungen an Brotgetreide nicht mehr erfüllen. Zunehmender Pilzdruck, stark reduzierte Fallzahl bis hin zu deutlich sichtbarem Auswuchs und niedrige Proteingehalte bewirkten eine Einstufung als Futterweizen bei entsprechenden Preisabschlägen.

Die Rapsernte erfolgte in den Höhenlagen und Spätdruschgebieten durch einsetzende Niederschläge und hohe Restfeuchte im Stroh erheblich verzögert. Teils wird von schwierigen Erntebedingungen berichtet. Die Erträge zeigten sich sehr schwankend und lagen zwischen 2 und 4,5 t/ha. Insgesamt ist mit einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte mit zufriedenstellender Qualität zu rechnen.

Der Dinkelanbau ist aktuell deutlich rückläufig. Die großen Lagerbestände aus den Vorjahren macht eine Vermarktung aktuell extrem schwierig. Das extrem niedrige Preisniveau beim Dinkel führte dazu, dass größere Flächen noch vor der Ernte als GPS gehäckselt wurden.

Empfehlungen Herbstdüngung

Zu der bevorstehenden und teils schon begonnenen Aussaat der Herbstkulturen stellt sich die Frage, wie sich diese bestmöglich etablieren lassen und welche Maßnahmen hierfür erforderlich sind.

Laut Düngeverordnung darf im Herbst nur Stickstoff gedüngt werden, wenn dieser auch von der Pflanze vor dem Winter aufgenommen werden kann. Dies ist auf maximal 30 kg/ha Ammonium-N bzw. 60 kg/ha Gesamt-N beschränkt und bezieht sich sowohl auf mineralische als auch auf organische Dünger. Eine N-Düngung im Herbst darf nur zu den Kulturen Winterraps, Wintergerste, Zwischenfrüchte und Grünland erfolgen. Allein die Förderung der Strohrotte ist keine Voraussetzung für eine Herbstdüngung, hier muss die N-Applikation unterbleiben. In Roten Gebieten gelten teils striktere Vorgaben.

Für die genaue Ausgestaltung der zulässigen Düngertermine, Kulturen, Sperrfristen und Düngehöhen sind die jeweils regionalen rechtlichen Vorschriften zu beachten. Wichtig ist, dass sämtliche im Herbst gedüngten N-Mengen vollumfänglich in der Düngebedarfsermittlung zu berücksichtigen und im Frühjahr anzurechnen sind.