Stickstoff-Düngung zu Kartoffel – macht viel aus, ist aber nicht alles

Die letzte Novellierung der Düngeverordnung (DüV) führt im Kartoffelanbau nicht zu wesentlichen Einschränkungen. Die Kartoffel ist in Bezug auf den Stickstoffbedarf nicht die anspruchsvollste Kultur; ihr Stickstoffbedarf ist nicht besonders hoch. Zudem sorgt die intensive Bodenbearbeitung zur Aussaat für eine gute Stickstoffmobilisierung. Im Zusammenspiel dieser Faktoren ist selbst eine um 20 Prozent reduzierte Stickstoffdüngung, wie es in den „roten Gebieten“ zu erfolgen hat, nicht oder nur unwesentlich ertragsbegrenzend. Im Hinblick auf andere Faktoren ist die Kartoffel dagegen durchaus eine anspruchsvolle Kultur. Nur durch ein gutes Zusammenspiel von Bodenstruktur, Fruchtfolge, Nährstoff- und Wasserversorgung sowie Pflanzenschutz lassen sich hohe und stabile Erträge erreichen.

Stickstoffbedarf klug berechnen

Die sich ändernden klimatischen Bedingung bleiben nicht ohne Einfluss auf die Stickstoffdüngung der Kartoffeln. Eine größere Stickstoffnachlieferung aus dem Boden wird auch in diesem Jahr erst mit dem Einsetzen höherer Temperaturen in Verbindung mit ausreichend Bodenfeuchte erfolgen. Diese Stickstoffquelle ist für die Kartoffel entscheidend. Die Nmin-Werte und damit auch der Stickstoffbedarf dürften in diesem Frühjahr im Normalbereich angesiedelt sein. Der Stickstoffbedarf laut DüV beträgt bei einem Ertrag von 450 dt/ha Knollen 180 kg N/ha bei einem Abzug bzw. Zuschlag von 10 kg N/ha je 50 dt/ha höherem oder niedrigerem Ertrag. Nach Abzug des Boden-Nmin und der Nachlieferung aus der zu Kartoffeln allgemein üblichen Zwischenfrucht sowie unter Berücksichtigung weiterer möglicher Abzüge bleiben für eine mineralische oder organische Düngung in der Regel zwischen 100 bis 140 kg N/ha.

Die Platzierung der Nährstoffe hat Einfluss auf den Knollenertrag

Bei der Ausbringung von mineralischen oder organischen Stickstoffdüngern hat die Art und Weise der Düngerplatzierung einen großen Einfluss auf die Effizienz der Nährstoffausnutzung

 

  1. Breit vor dem Legen:

Wird der Dünger vor dem Auspflanzen breit appliziert, dann werden die Nährstoffe in den Damm eingearbeitet. Das heißt, sie befinden sich sowohl neben, unter aber auch über der Pflanzknolle. Die Nährstoffe die oberhalb der Pflanzknolle liegen, sind für die Pflanze jedoch nicht erreichbar und werden erst wirksam, wenn sie über Niederschläge in den Wurzelraum verlagert werden

 

  1. Breit nach dem Pflanzen:

Die Effizienz dieser Düngungsvariante ist noch stärker von Niederschlägen abhängig. Es bedarf einer Verlagerung der auf dem Damm applizierten Nährstoffe um circa 20 cm in den Boden, damit sie pflanzenwirksam werden. Eine punktgenaue Pflanzenernährung ist, gerade in trockenen Regionen, nur in Verbindung mit einer Bewässerung möglich

 

  1. Unterfußdüngung:

Bei einer mineralischen Unterfußdüngung wird jeweils rechts und links unter die Pflanzknolle ein Düngeband mit einem flüssigen oder granulierten Mineraldünger gelegt. Damit können die Wurzeln der Mutterknolle den Dünger direkt erschließen und sich aus dem Nährstoffdepot bedarfsgerecht ernähren. Neben der mineralischen Unterfußdüngung ist auch eine organische Unterfußdüngung möglich. Dabei wird die Gülle oder das Gärsubstrat mit einem Abstand von fünf bis zehn Zentimetern direkt unter die Knolle gelegt.

Erfolgt die Nährstoffplatzierung in Verbindung mit einem stabilisierten Stickstoffdünger, so wird nicht nur die Nährstoff-, sondern auch die Wassernutzungseffizienz der Kartoffel erhöht. Dies ist vor allem dadurch zu begründen, dass die Wurzeln der Kartoffel zum ammoniumbetonen Düngerband hinwachsen und damit einen Bodenraum intensiver erschließen, der eine hohe nutzbare Feldkapazität aufweist.

 

Nähere Informationen dazu finden Sie auch in unserem Vegetationscheck vom 25.03.2021: https://www.youtube.com/watch?v=8orm_skuGw0

Nährstoff-Mobilisierung durch pH-Absenkung

Der Kartoffelanbau beschränkt sich in der Regel auf spezialisierte Betriebe. Gerade der klimatische Stress der vergangenen Jahre führte aber auch bei den Profis nicht selten zu Problemen in puncto Düngung. Dabei stecken vitale Pflanzen eine suboptimale Bereitstellung oder Aneignung von Nährstoffen eher weg als ohnehin schon problematisch einzuschätzende Bestände. Der Stickstoffdüngung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Im Kartoffelanbau spielte in dieser Hinsicht seit jeher das schwefelsaure Ammoniak (SSA) eine herausragende Rolle. Das nicht nur wegen des zusätzlich und reichlich vorhandenen Schwefels, sondern hauptsächlich wegen der versauernden Wirkung im Boden und der damit verbundenen Freisetzung anderer Nährelemente.

Positive Effekte der stabilisierten Stickstoffdüngung nutzen

Durch den Einsatz von Stickstoffdüngern, die mit einem Nitrifikationsinhibitor stabilisiert sind, nimmt die Kartoffel verstärkt Ammoniumstickstoff auf. Die damit verbundene Abgabe von Protonen in den Boden führt zu einer Ansäuerung des unmittelbaren Wurzelraums und zur Mobilisierung verschiedener Nährelemente, wie zum Beispiel Phosphat. In Kombination mit dem angebotenen Stickstoff können so Stress-Symptome gemindert werden. Auch lassen sich Qualitätsmerkmale wie zum Beispiel die Glattschaligkeit verbessern.

Vielfach nachgewiesen sind Vorteile einer Einmaldüngung mit ammoniumstabilisierten Düngemitteln vor dem Legen. Die Ammoniumstabilisierung garantiert dabei eine anhaltend bedarfsgerechte Stickstoffversorgung. Insbesondere bieten sich dafür schwefelhaltige Düngemittel wie ALZON® flüssig-S 25/6 oder ALZON® flüssig-S 22/4 an. Die stabilisierte Einmalgabe bewährt sich dabei auch in Jahren, die durch Trockenheit gekennzeichnet sind. Ergebnisse aus dem Jahr 2019 belegen diesen Fakt recht eindrucksvoll (Abb.1).

Möglich sind aber auch die klassischen 2-Gaben-Strategien (1. Gabe vor dem Legen; 2. Gabe kurz vor Bestandsschluss) mit nicht ammoniumstabilisierten Düngemitteln. Erfolgreich im Einsatz sind hier schwefelhaltige Dünger wie PIAMON® 33-S oder PIASAN®-S 25/6. Flüssigdünger können dabei allerdings ausschließlich zum Legen eingesetzt werden. Ein späterer direkter Blattkontakt verbietet sich.

Kurz gelesen

Der Anspruch der Kartoffel an die Stickstoffdüngung ist nicht sonderlich hoch. Dennoch sollte der Dünger mit einem möglichst hohen Maß an Effizienz eingesetzt werden. Unabhängig von der Art und Weise der Düngerplatzierung hat sich der Einsatz von Düngern mit Nitrifikationsinhibitor in der Kartoffel bewährt. Ammoniumstabilisierte Einmalgaben zum Legen, breit verteilt oder Unterfuß platziert, garantieren die bedarfsgerechte und verlustarme Stickstoffversorgung. Willkommene Nebeneffekte sind die Stärkung des Wurzelsystems und die Mobilisierung weiterer Nährelemente wie Mangan und Phosphat. So lassen sich auch im Kartoffelanbau Ertrag, Qualität und Stickstoffeffizienz steigern.

Weitere Tipps zur Düngebedarfsermittlung finden Sie in folgendem Video: https://www.youtube.com/watch?v=7H845Meixlw