N-Düngung und Bodenleben: Stickstoff gilt als Motor des Lebens.

Tauwurm Lumbricus terrestris

In Landökosystemen ist Stickstoff (N) in der Regel das wachstumslimitierende Element. Das gilt auch für landwirtschaftlich genutzte Flächen, auf denen nicht nur Kulturpflanzen, sondern auch das Bodenleben mit Mikrorganisamen, Insekten, Regenwürmern und weiteren Lebewesen um Nährstoffe konkurrieren. Erfolgt eine N-Düngung, so sprudelt die sonst eher verhalten fließende Quelle plötzlich reichlich, und sowohl Pflanzen als auch Bodenmikroben nehmen das oft so rare und doch lebenswichtige Element begierig auf.

Die viel diskutierten ökologischen Probleme im Zusammenhang mit der N-Düngung entstehen nicht etwa, weil das Bodenleben auf den gedüngten Flächen davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Vielmehr verbleibt der Dünger-Stickstoff immer noch zu oft nicht auf dem Feld, sondern findet seinen Weg in Grund- und Oberflächenwässer, in die Atmosphäre und über diese Pfade auch in sensible stickstoffarme Ökosysteme. Es sind Nitrat-Auswaschungsverluste, Ammoniak- und Lachgas-Emissionen oder die Algenblüte in Seen und Gräben, die uns Probleme bereiten und die es einzudämmen gilt. 

Doch zurück zum Stickstoff als begehrtes Nährelement: Eine N-Düngung ist, wie gesagt, nicht nur für die Pflanzen, sondern auch für das Bodenleben ein willkommenes Fressen. Das Bodenleben erreicht auf N-gedüngten Böden in der Regel eine signifikant höhere Biomasse und Aktivität als auf Böden ohne N-Düngung.

Individuendichte und Biomasse von Regenwürmern bei verschiedenen nährstoffgleichen Düngungsvarianten

Im Vergleich zu mineralischen N-Düngern haben dabei Wirtschaftsdünger eindeutig die Nase vorn. Das liegt zum einen daran, dass mit den Ausscheidungen der Tiere oder mit pflanzlichen Resten eine ganze Garnitur wertvoller Nährstoffe in den Boden gebracht wird. Vor allem aber liefern Kompost, Gülle, Stallmist & Co mit dem Kohlenstoff ein weiteres begehrtes Element.

Harnstoff-Düngung und Bodenleben gehören zusammen

Harnstoff als weltweit wichtigster Mineraldünger steht im Vergleich der Mineral-N-Formen in einem besonders engen Verhältnis zum aktiven Bodenleben.

Seine Umsetzung in die pflanzenverfügbaren Verbindungen Ammonium und Nitrat und damit seine hervorragende Wirkung als Pflanzennährstoff wäre ohne das beständige Wirken der Enzyme Urease und Ammonium-Monooxygenase nicht denkbar. Diese Enzyme gelangen aus Pflanzen, Bakterien, Pilzen und Wirbellosen in die Bodenlösung oder sitzen auf den Membranen von Bodenmikroben.

Landwirte, die unsere Spezialitäten ALZON® neo-N, raps-power® neo oder getreide-power® neo einsetzen, werden Zeugen einer weiteren Beziehung zwischen der in diesem Falle stabilisierten Harnstoff-Düngung und den Aktivitäten des Bodenlebens:

Ist der Harnstoff mit einem Nitrifikationsinhibitor versehen, erfolgt die Umwandlung von Ammonium zu Nitrat um das zwei- bis vierfache verlangsamt. So wird eine Überflutung der Bodenlösung mit Nitrat vermieden. Das Risiko einer Nitrat-Auswaschung oder klimaschädlichen Lachgas-Freisetzung wird deutlich reduziert.

Doch wo bleibt das stabilisierte Ammonium? Es bindet austausch- und abrufbar als positiv geladenes Kation an negativ geladenen Tonmineralen oder an Ton-Humus-Komplexen. Und genau letztere sind ein Produkt des Bodenlebens.

Regenwurmkot ist quasi ein einziger riesiger Ton-Humus-Komplex und damit ein effizienter Zwischenspeicher für jederzeit abrufbare Pflanzennährstoffe wie Magnesium, Calcium, Kalium oder eben Ammonium. So nutzt die stabilisierte Harnstoff-Düngung gleich mehrfach die natürlichen Prozesse im Agroökosystem und fügt sich bei fachgerechter Ausführung harmonisch in die natürlichen Kreisläufe ein.