Mangan verdient im Herbst 2018 besondere Aufmerksamkeit

Der Sommer 2018 war in weiten Teilen des Bundesgebietes deutlich trockener als im langjährigen Mittel. Vielerorts trocknete der Boden über Wochen und Monate hinweg vollständig aus. Dadurch kam es zu einer sehr umfassenden Sommergare – insgesamt sind die Böden nun gut durchlüftet und der Sauerstoffgehalt des Bodens ist sehr hoch. Wegen der fehlenden Bodenfeuchte ist zugleich die Zersetzung organischer Bodensubstanz stark eingeschränkt, sodass in diesem Herbst mit einer verstärkten Manganfestlegung zu rechnen ist. Dadurch ist die Gefahr einer limitierten Manganversorgung der Pflanzen besonders gegeben.

Mangan (Mn) ist ein essentieller Pflanzennährstoff, der an unterschiedlichen Stellen im pflanzlichen Stoffwechsel unverzichtbar ist. Als Mikronährstoff ist Mangan an der Photosynthese beteiligt. Da die Photosynthese die Grundvoraussetzung für den Aufbau der pflanzlichen Biomasse darstellt, wird leicht verständlich, dass Mangandefizite eine Ertragsbegrenzung bedeuten.

Mangan ist neben Zink, Kupfer und Eisen auch Bestandteil von Enzymen, die in der Pflanze an der Neutralisierung sogenannter freier Radikale beteiligt sind. Kommt es beispielsweise infolge hoher Sonneneinstrahlung zu einer Überlastung des Photosyntheseapparates, dann werden überschüssige Elektronen auf Sauerstoff übertragen – es entstehen Sauerstoffradikale. Diese schädigen beispielsweise Zellmembranen. So kann sich Manganmangel negativ auf den geordneten Ablauf von Stoffwechselprozessen auswirken.

Ferner fungiert Mangan als Aktivator zahlreicher weiterer Enzyme, zum Beispiel im Zitronensäurezyklus. Der Zitronensäurezyklus wird auch als „Drehscheibe“ des Stoffwechsels bezeichnet, denn er ist Ausgangspunkt für zentrale Stoffwechselwege im Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel. Damit wird klar, dass sich ein Mangandefizit auch nachteilig auf den Ablauf dieser Stoffwechselwege und somit letztlich auf die Bildung von Ertrag und Qualität auswirkt.

Im Zitronensäurezyklus werden auch einige organische Säuren gebildet, die den Pflanzen – ähnlich wie Glysantin im Kühlwasser des Motors – als Frostschutzmittel dienen. Folglich bedeutet Manganmangel auch verminderte Winterhärte. Häufig wird im Zusammenhang mit Manganmangel auch eine geringere Ausbildung des Wurzelsystems beobachtet. Diese kann insgesamt zu einer verminderten Nährstoffaufnahme führen.

Herbst 2018 – Manganmangel trotz hoher Bodenversorgung möglich

An vielen, oftmals besseren Standorten, kann häufig latenter oder gar akuter Manganmangel besonders an Getreide auftreten, obwohl die Mangangehalte des Bodens hoch oder gar sehr hoch sind. Ursache dafür ist dann häufig eine Manganfestlegung infolge (zu) hoher Boden-pH-Werte, oft in Kombination mit hohen Sauerstoffgehalten des Bodens. Eine starke Durchlüftung des Bodens resultiert in einer verstärkten Manganfestlegung. Hingegen führen Bodenverdichtungen oder eine hohe Wassersättigung zu Sauerstoffarmut im Boden und somit zu einer Steigerung der Manganverfügbarkeit, wie man im Bereich von Fahrspuren oft an den deutlich dunkleren Pflanzen im Bild erkennen kann.

Einem Manganmangel kann durch eine gezielte Rückverfestigung nach Pflugeinsatz mittels Untergrundpacker vorgebeugt werden. Empfehlenswert ist auch eine Rückverdichtung des Saatbettes durch Walzen, was besonders an schwereren Standorten zusätzlich eine bessere Wirkung von Bodenherbiziden erwarten lässt (Klutenzerkleinerung). Wo es zulässig war, konnte noch im Herbst durch den Einsatz saurer Dünger (Ammonium-/Schwefel-Dünger) eine gezielte Versauerung und somit eine Verbesserung der Manganversorgung bewirkt werden. Daneben sollte besonders auf mangelgefährdeten Standorten eine Mangan-Blattapplikation in Erwägung gezogen werden.