Düngemittelforschung im Winter

Düngemittelforschung im Winter
Auf zwei Etagen wachsen die Versuchspflanzen in der Klimakammer heran.

Wenn auf den Feldern der Winter Einzug hält, beginnt in den Klimakammern der Landwirtschaftlichen Anwendungsforschung Cunnersdorf das frische Grün gerade zu sprießen. Die Arbeiten laufen derzeit auf Hochtouren. Denn es herrscht Hauptsaison. Temperatur, Luftfeuchte und Licht in den Klimakammern können zu jeder Jahreszeit auf die Bedürfnisse der Pflanzen eingestellt werden. Diese optimalen Bedingungen ermöglichen es, bekannte Düngespezialitäten, Prüfdünger und neue Wirkstoffe im Winter umfassend zu testen.

Ein Tag in der Klimakammer

Wie jeden Morgen öffnen die Mitarbeiter die Türen der Klimakammern. Die wohligen 23 °C aus der Kammer und das satte Grün der darin wachsenden Pflanzen zaubern ein wenig Urlaubsfeeling in den grauen Novembertag. Allein, es fehlt die Zeit, einen solchen zu genießen, denn heute steht die Ernte eines großen Versuches mit 48 Mini-Parzellen an. Bechergläser und kleine Kisten für das Erntegut werden sortiert und beschriftet, Scheren zur Ernte werden bereitgelegt und alle Pflanzen werden aus den Kammern geräumt. Nach dem Fotografieren ausgewählter Pflanzen wird die Nährlösung von den Wurzeln gespült, danach werden Wurzel und Spross geerntet, in die vorbereiteten Gefäße gepackt und gewogen. Erst am nächsten Tag, nachdem die Proben eine Nacht im Trockenschrank verbracht haben, erfahren wir, wieviel Trockenmassen gebildet wurde. Dann wissen wir endlich auch, ob die verschiedenen Behandlungen erfolgreich waren.

Die meisten Versuche dauern nur 20 Tage und damit müssen wir im Gegensatz zu den Kollegen vom Versuchsfeld nicht ganze so lange auf die Ergebnisse warten.

Im Rahmen der intensiven Zusammenarbeit der SKW Piesteritz im Forschungsverbund mit dem Agrochemischen Institut Piesteritz (AIP) beschäftigt uns das Thema Trockenstress-Toleranz sehr stark. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Zunehmende Trockenperioden in der Hauptvegetationszeit stellen die Landwirtschaft vor große Herausforderungen und gerade der zurückliegende Dürre-Sommer hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, diesbezüglich erfolgreiche Lösungen zu finden. 

Auf der Suche nach Wirkstoffen, die die Trockenstresstoleranz der Pflanzen verbessern, führen wir mit Weidelgras sogenannte Hydroponik-Versuche durch. Hydroponik heißt, die Pflanzen wachsen nicht im Boden oder in einem bodenähnlichen Substrat, sondern in einer Nährlösung heran. Durch Zugabe einer wasserentziehenden Substanz kann auch in einem solchen wässrigen Medium gezielt Trockenstress erzeugt werden. Es wird nun geschaut und anhand geeigneter Parameter analysiert, wie gut und wie lange die Pflanzen den erzeugten Trockenstress verkraften können.

Nach jedem Wirkstoff-Screening warten die Mitarbeiter gespannt auf die Auswertung des Versuchs. Ob sich die mühevolle Arbeit diesmal gelohnt hat?

Diese Art von Forschung benötigt einen langen Atem. So mühsam die Versuche sind, so klein sind die Schritte zum möglichen Erfolg. Doch wir bleiben dran, denn letztendlich ist auch jeder (scheinbare) Misserfolg letztendlich ein Erkenntnisgewinn und bringt uns damit ein Stück voran.

 

Düngerqualität auf dem Prüfstand

SKW Piesteritz bietet Düngemittel ausschließlich in höchster Qualität an. Bestimmte Qualitätsaspekte werden auch unter Klimakammer-Bedingungen getestet. Ein Beispiel dafür sind Versuchsansätze zum Auflöse-Verhalten von Düngergranalien. Unsere Erkenntnisse zur optimalen Stickstoff-Bereitstellung im Wurzelraum bei einer Kombination von Urease- und Nitrifikationsinhibitor (in ALZON® neo-N) beruhen unter anderem auf solchen Betrachtungen.

Natürlich stehen in unseren Klimakammern auch Gefäße mit richtigem Ackerboden, in denen Getreide und Mais heranwachsen. Aktuell widmen wir uns in solchen Versuchen der Frage, wie wir das Wurzelwachstum der jungen Pflänzchen im Rahmen der Stickstoffdüngung optimal fördern können. Nur ein gut entwickeltes Wurzelsystem ist in der Lage, Wasser und Dünger effizient aufzunehmen.

Getreu unserem Motto „Forschung vom Labor bis zum Feld“ werden erfolgversprechende Ergebnisse aus dem Klimakammer-Bereich zeitnah in unserem Gewächshaus überprüft. Bestätigt sich dort der Erfolg, geht es hinaus auf das Feld. So steht auch in der Klimakammer hinter jedem noch so kleinen Keimling und hinter jedem Tropfen Nährlösung bereits das Ziel, eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige Lösung für die moderne Landwirtschaft zu finden.