Der dümmste Bauer erntet die dicksten Kartoffeln

Nicht ohne Grund nennen die Franzosen die Kartoffel Erdapfel (Pommes de terre). Die Kartoffel vermehrt sich vegetativ unter der Erde. Bei der Ernte gibt es deshalb große Herausforderungen, denn die Kartoffel muss von Fremdbestandteilen wie Erde, Kluten oder Steinen getrennt werden. Eine Aufgabe, die mit dem Kartoffelroder gemeistert wird.

Die größten Einflussfaktoren auf die Ernte sind neben der Witterung die Bodenart und der Bodenzustand. Um die Kartoffeln sauber und ohne Beschädigungen zu ernten wird ein siebfähiger Boden benötigt. Die Kartoffel ist – bezogen auf den Boden – eine eher anspruchslose Frucht. Deshalb wird sie vorwiegend auf leichteren und gut siebbaren Böden angebaut. Allerdings enthalten gerade diese Böden oft Steine. Damit die Kartoffeln beim Rodeprozess nicht stark beschädigt werden, sollte der Boden vor dem Pflanzen der Kartoffeln separiert werden, d.h. in einem vorherigen Arbeitsgang wird der Boden durchgesiebt und Steine abgetrennt. Gut für die Kartoffeln, aber ein starker Eingriff in den Boden und in das Bodenleben.

Ein weiteres Problem sind Kluten, die vor allem auf schweren, tonhaltigen Böden entstehen. Aber warum werden trotzdem Kartoffeln an der Küste auf den Marschen angebaut? Grund hierfür ist das „raue“ Klima. Vergleichsweise geringe Temperaturen führen dazu, dass das Vorkommen von Läusen als Virusvektoren geringer ist. Damit eignen sich diese Standorte ideal zur Produktion von Pflanzkartoffeln. Damit keine Kluten bei der Ernte auf dem Siebband landen, muss schon beim Pflanzen darauf geachtet werden, dass die Kartoffeldämme feinkrümmelig sind. Häufig werden die Kartoffeldämme hier mit einer Dammfräse aufgefräst.

Neben dem Boden hat aber auch die Kartoffelsorte einen Einfluss auf die Erntebedingungen. Reifezeit, Wuchstiefe, Krautanteil, Krauthängigkeit und die Schalenfestigkeit der Kartoffel sind ausschlaggebende Einflussgrößen.

Um die Kartoffeln von Steinen und Kluten abzutrennen, gibt es verschiedene Systeme:

  1. Anströmen des Ernteguts mit Wasser: Die Kartoffeln weisen eine geringere spezifische Dichte auf als Steine oder Kluten. Wer schon einmal Kartoffeln in ein Wasserbad gelegt hat weiß, dass die Kartoffeln nur sehr langsam zu Boden sinken. Diese Eigenschaft wird bei dem wasserunterstützen Trennaggregat ausgenutzt.
    Aber es gibt auch einen großen Nachteil: Hygienisch gesehen ist das Anströmen der Kartoffeln mit Wasser kritisch zu betrachten. Denn befinden sich die Kartoffeln in einem Wasserbad, öffnen sich die Lentizellen und das birgt Eintrittspforten für Krankheitserreger. Aus diesem Grund hat sich das System nur sehr vereinzelnd auf dem Markt durchgesetzt.
  2. Anströmen des Ernteguts mit Luft: Fast mit dem gleichen Prinzip funktioniert die Trennung über das Anströmen mit der Luft. Werden die Kartoffeln mit Luft angeströmt, heben sie leicht ab und die Steine und Kluten fallen runter. Durch den Luftstrom werden die Kartoffeln auf ein Transportband gehoben und die unerwünschten, schweren Elemente fallen runter.

Feinerde abtrennen – das Siebband

Auf dem Siebband wird die lose Erde abgesiebt. Dabei ist drauf zu achten, dass die Erde über die gesamte Siebfläche abgesiebt wird und sich die Kartoffeln zu keiner Zeit ohne Erdanteil auf der Siebkette befinden. Die Erde dient auf den Sieben als Polster für die Kartoffeln. Ohne Erde beginnen die Kartoffeln auf der Siebkette zu rollen. Damit ist eine starke mechanische Belastung verbunden und die Kartoffeln bekommen Druckstellen.

Wie kann sichergestellt werden, dass immer genug Erde auf dem Siebband vorhanden ist? Indem die Fördergeschwindigkeit, der Siebbandwinkel, die Art und Anzahl der Klopfer oder die Stabweite der Siebkette variiert wird.

Nicht nur auf dem Kartoffelroder, sondern auch beim anschließenden Verladen der Kartoffeln, ist auf die Vermeidung mechanischen Belastungen zu achten. Alle Fallstufen oder Übergabestellen müssen so flach wie möglich gehalten werden. Kartoffeln sind besonders anfällig, wenn sie auf Stahl (Anhänger ohne Fallsegel) oder auf Beton (Hallenboden) fallen. Am besten überstehen die Kartoffeln den Sturz, wenn sie auf andere Kartoffeln fallen. Werden Kartoffeln zu hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt, dann neigen sie zur typische Schwarzfleckigkeit.

Seitengezogener Bunkerroder vs. Mittengezogener Bunkerroder

Seitengezogener Bunkerroder Mittengezogener Bunkerroder
Sehr produkt- und bodenschonend, da der Traktor mit breiteren Reifen neben dem Damm fährt. Der Traktor fährt mit Pflegebereifung zwischen den zu rodenden Dämmen
Es wirken seitliche Zugkräfte, d.h. der Kraftaufwand der für das Ziehen des Roders benötigt wird ist höher. (Bei einem zweireihigem Roder werden 150 PS benötigt). Es wirken keine seitlichen Zugkräfte. Der Roder kann auch von einem kleineren Trecker gezogen werden. (Bei einem zweireihigem Roder werden 100 PS Zugkraft benötigt).

Die Schlagkraft in der Ernte mit einem Schwadleger/Rehenleger erhöhen

Wird bei der Kartoffelernte mit einem Schwadleger gearbeitet, um die Schlagkraft des Kartoffelroders zu erhöhen, werden zwei Verfahren unterschieden:

  1. Angereichertes Verfahren: Beim angereicherten Verfahren werden mit den Schwadleger die aufgenommenen Kartoffeln zwischen zwei weitere Kartoffeldämme abgelegt. Der folgende Roder, der diese Dämme aufnimmt, kann somit das Erntegut von insgesamt vier Kartoffeldämmen aufnehmen und verarbeiten.
  2. Absetziges Verfahren: Beim absetzigen Verfahren werden die Kartoffeln hinter dem Schwandleger auf dem Boden abgelegt. Dort können die Kartoffeln trocknen. Der folgende Roder nimmt die angetrockneten Kartoffeln auf und kann diese dann leichter von anhaftender Erde trennen. Außerdem kann die Trocknung im Lager minimiert werden. Aufzupassen ist, dass trockene Witterung herrscht.