Bor – kleiner Mangel mit großen Folgen

Bor – kleiner Mangel mit großen Folgen
Bor spielt im Kohlenhydratstoffwechsel der Pflanzen eine entscheidende Rolle.

Bor spielt auch im Kohlenhydratstoffwechsel der Pflanzen eine entscheidende Rolle. Denn bei Bormangel wird häufig eine Zuckereinlagerung in den Phloem-Leitbahnen beobachtet, sodass diese förmlich verstopfen. Deswegen werden die in der Photosynthese gebildeten Zucker nicht von den Blättern in die Wurzeln oder das Speichergewebe transportiert. Dadurch kommt es einerseits zu einer Kohlenhydratanreicherung in den Blättern, wodurch die Photosynthese gehemmt wird. Andererseits fehlt diese Zuckerenergie dann in den Wurzeln, sodass Wurzeltiefgang und Seitenwurzelbildung ins Stocken geraten. Da auch die Nährstoff- und indirekt auch die Wasseraufnahme auf die Energie aus der Zuckerveratmung angewiesen sind, werden auch diese gehemmt.

Bor ist an der Synthese von DNA und RNA beteiligt, sodass ein Bordefizit praktisch Auswirkungen auf den gesamten Stoffwechsel nach sich zieht. Denn leidet eine Pflanze unter Bormangel, dann kann die genetische Information des Zellkerns nicht in Protein- beziehungsweise Enzymstrukturen übersetzt werden und es reichert sich freier Nicht-Protein-Stickstoff in den Zellen an. Da indes unzählige Stoffwechselreaktionen enzymatisch katalysiert werden, hat ein Bormangel letztlich Auswirkungen auf alle möglichen Prozesse – die Vielfalt der Bormangelsymptome wird dadurch nur allzu klar nachvollziehbar.

Bor spielt weiterhin bei der Synthese pflanzeneigener Abwehrstoffe, sogenannter Phytoalexine, eine wichtige Rolle. Bor-Mangelpflanzen weisen daher eine höhere Krankheitsanfälligkeit auf.

Da Bor praktisch ausschließlich im Xylem transportiert wird, stellt die Stärke der Transpiration in den Blättern eine wichtige Triebfeder für die Borverteilung in der Pflanze dar. Jüngere, gerade sich entfaltende Blätter, weisen gegenüber älteren Blättern oft eine geringere Transpiration auf, sodass diese daher besonders bei Trockenheit unzureichend mit Bor versorgt werden. Daher tritt Bormangel auch immer an den jüngeren Blättern auf. Gleichzeitig transpirieren Bor-Mangelpflanzen häufig stärker, was mit einem unproduktiven Wasserverbrauch verbunden ist. Besonders in trockenen Jahren wie 2018 gilt es daher, die Borversorgung der Pflanzen im Auge zu behalten.


Wo ist verstärkt mit Bordefiziten zu rechnen?

Die Borverfügbarkeit ist stark vom Boden-pH-Wert sowie vom Ton- und Humusgehalt und der Bodenfeuchte abhängig. Bei einem Boden-pH-Wert von 6,5 oder darunter liegt Bor als ladungsneutrale Borsäure  vor und kann dann, ähnlich wie Nitrat, der Auswaschung unterliegen. Mit steigenden pH-Werten (größer 7,0) liegt Bor zunehmend als Tetrahydroxyborat-Ion vor und unterliegt dann der Anionensorption an Fe/Al-Oxide sowie Tonminerale, sodass die Borverfügbarkeit sinkt. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Tongehalt des Bodens und der Borfixierung. Ferner wird Bor in beziehungsweise an organischer Substanz gebunden. Ton- und humusreiche Böden weisen oftmals eine gute Borversorgung, zugleich aber eine geringe Borverfügbarkeit auf. Hingegen ist leicht nachvollziehbar, dass leichte, saure und humusarme Standorte oft nur eine geringe Borversorgung aufweisen. Hier ist verstärkt mit Bordefiziten zu rechnen, besonders dann, wenn zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit aufgekalkt (pH-Wert größer  6,5) wird. Insgesamt gilt, dass die Borverfügbarkeit bei Trockenheit deutlich abnimmt (daher auch der Name Herz- und Trockenfäule an Rüben).


Bor-Düngung

Wegen der Trockenheit und der daraus resultierenden Borfestlegung empfiehlt es sich, die Borversorgung besonders der Rapspflanzen, aber auch des Getreides in diesem Jahr besonders im Auge zu behalten. Gegebenenfalls kann eine Bordüngung, durchaus in Kombination mit anderen Mikronährstoffen, in diesem Herbst sinnvoll sein. Allerdings sollte Bor nicht pauschal gedüngt werden, denn die Grenze zwischen Schaden und Nutzen ist beim Bor sehr schmal bemessen. Die Notwendigkeit einer Bordüngung sollte auf Grundlage von Erfahrungswerten sowie den Ergebnissen aus Boden- und/oder Blattanalysen abgeschätzt werden.