Betriebsreport Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg e. G.

Im Saalekreis, 15 Kilometer westlich der Domstadt Merseburg, liegt Bad Dürrenberg. Bad Dürrenberg ist nicht nur Kurstadt, sondern besitzt auch das längste zusammenhängende Gradierwerk Deutschlands mit einer Länge von 636 Metern. Hier befindet sich der Hauptsitz der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg. Der Betrieb bewirtschaftet circa 4.200 Hektar Ackerland und 30 Hektar Grünland. Die Region liegt im Mitteldeutschen Trockengebiet. Die jährliche durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt 450 Millimeter. Die Ackerflächen besitzen eine Bonität zwischen 60 und 85 Bodenpunkten.

Pflanzenbauliche Vielfalt und angepasste Düngestrategien sichern den Erfolg

Neben Getreide, wie Winterweizen, Wintergerste, Durum, Dinkel, Brotroggen und Hafer werden auch Hackfrüchte wie Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut. Als Leguminosen werden Sojabohnen, Erbsen und Buschbohnen bestellt.  Auf rund 750 Hektar erfolgt der Anbau von Winterraps und Sonnenblumen. Mais nimmt etwa 12 Prozent der Ackerfläche ein und wird als Silo- und Körnermais genutzt.

Der Betrieb praktiziert folgende Düngestrategien: Winterraps und Wintergetreide werden bevorzugt mit schwefelhaltigen Stickstoffdüngern versorgt. Das steigert die Stickstoff-Effizienz. Winterraps wird mit zwei Gaben gedüngt. Circa 75 Prozent der Getreidebestände werden im Baukastensystem gedüngt. Das bedeutet, die erste Stickstoffgabe erfolgt mit stabilisierten Düngern. Bei der zweiten und dritten Gabe kommen traditionelle Dünger zum Einsatz. Diese Strategie hat sich über Jahre bewährt und passt hervorragend zu der regional üblichen Vorsommertrockenheit. Die Düngung von Mais erfolgt mit organischen Düngern aus den umliegenden Biogasanlagen.

Viele Standbeine bringen Stabilität

Neben dem konventionellen Ackerbaubetrieb gehört zum Unternehmen ein von Bioland zertifizierter Ökobetrieb. Dieser bewirtschaftet 380 Hektar mit 380 Mutterkühen samt Nachzucht. In den Unternehmensverbund integriert sind darüber hinaus rund einhunderttausend Legehennen, die in Boden- und Freilandhaltung gehalten werden.

In der Region ist der Hofladen der Agrargenossenschaft eine zentrale Anlaufstelle für Verbraucher. Hier werden unter anderem Fleisch- und Wurstwaren, frisches Obst und Gemüse, Molkereiprodukte, Säfte, Honig und regionale Spezialitäten verkauft. Die Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg erzeugt neben hochwertigen Nahrungsmitteln auch Energie aus nachwachsenden Rohstoffen: Zwei Biogasanlagen mit Leistungen von 530 Kilowatt und 770 Kilowatt versorgen 2.500 Haushalte mit Strom. Die Abwärme wird zur Fernwärmeversorgung genutzt.

Die Agrargenossenschaft nimmt eine starke soziale Rolle in der Region ein und steht zu seiner Verantwortung als Unternehmen. Insgesamt sind 83 Mitarbeiter beschäftigt.

Frisch vom Feld ins Tiefkühlregal – Buschbohnen

Phaseolus vulgaris, bekannt als Busch- oder Gartenbohnen, stammen aus Südamerika und wurden von den Spaniern in Europa eingeführt. In Deutschland werden die grünen Hülsen gerne als Gemüse verzehrt. Ihre Verbreitung in Europa erfolgte relativ schnell, weil Buschbohnen sehr ertragreich sind. Ein Hektar Buschbohnen bringt heute Erträge von sechs bis 16 Tonnen Frischware. Derartig große Mengen sind unmöglich, selbst zu vermarkten. Deshalb braucht man einen Partner.

Der Anbau in Bad Dürrenberg erfolgt in Kooperation mit der Frosta AG. Gemüse, welches in Deutschland produziert wird, gehört zu den qualitativ hochwertigsten Produkten. Strenge Kontrollen und standardisierte Vorgaben durch den Kooperationspartner machen diese Nahrungsmittel für Verbraucher sicher und attraktiv. So werden einerseits alle acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen vorgegeben, andererseits ist die Ernte mit Spezialmaschinen abgesichert und es besteht eine Abnahmegarantie für eine bestimmte Menge.

Buschbohnen sind sehr frostempfindlich und sollten deshalb erst nach den Eisheiligen ausgesät werden. Die Pflanzen brauchen viel Wärme und können sich unter optimalen Voraussetzungen rasant entwickeln. In Bad Dürrenberg wurden in diesem Jahr auf etwa 40 Hektar Buschbohnen der Sorte „Selma“ als Frischgemüse angebaut. Die relativ spät reifende Sorte liefert besonders feine Bohnen mit einem Durchmesser von 6,5 bis 8 Millimetern. Sie zeichnet sich durch eine geringe Fädigkeit und Bastigkeit aus. Zudem ist sie resistent gegenüber der Fettflecken- sowie der Brennfleckenkrankheit und dem gewöhnlichen Bohnenmosaikvirus. Die Aussaat 2021 erfolgte am 1. Juni mit einer Einzelkornsämaschine mit einem Reihenabstand von 45 Zentimetern bei einer Ablagetiefe von drei bis fünf Zentimetern und einem Pflanzenabstand von 20 Zentimetern. Während des Auflaufens sind die Pflanzen sehr anfällig für Wurzel- und Stängelbasiserkrankungen, wie zum Beispiel Fusarium-Arten, Sclerotinia sclerotiorum, Erreger von Rhizoctonia solani, Thielaviopsis basicola und Pythium-Arten. Noch vor dem Auflaufen der jungen Pflanzen erfolgte eine Standard-Herbizidmaßnahme mit den Wirkstoffen Clomazone, Metobromuron, Dimethenamid und Flufenacet.

Nach fünf Tagen liefen die Buschbohnen sehr gleichmäßig auf. Die Entwicklung erfolgte durch die günstigen Witterungsbedingungen sehr zügig. Verschlämmungen durch Starkniederschläge während des 2-Blatt-Stadiums konnten durch eine maschinelle Hacke sehr gut beseitigt werden. Bereits 40 Tage nach der Saat befand sich der Bestand in der Vollblüte.

Spätinfektionen durch Pilze, wie zum Beispiel Sklerotinia-Fäule oder Grauschimmel, stellen beim Anbau von Buschbohnen eine große Gefahr dar. Eine Fungizid-Behandlung vor der Blüte mit einem boscalidhaltigen Präparat schütze den Bestand vor diesen Infektionen. 65 Tage nach der Aussaat war es dann soweit: Am 4. August kam der „Bohnenpflücker“ zum Einsatz. Im Durchschnitt wurden 14 Tonnen Frischmasse pro Hektar geerntet. Direkt vom Feld wurden die Bohnen weiterverarbeitet. Dies sichert die Frische und Qualität.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die großzügige Unterstützung, die praktischen Tipps und die Hilfsbereitschaft beim gesamten Team der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg.