Ausgewogene Pflanzenernährung gegen Krankheits- und Schädlingsbefall

Ausgewogene Pflanzenernährung gegen Krankheits- und Schädlingsbefall

Gesunde und zugleich gut ernährte Pflanzen sind die Voraussetzung für einen wirtschaftlich erfolgreichen Pflanzenbau mit hohen Erträgen und guten Erntequalitäten. Eine ausgewogene Pflanzenernährung kann nur durch eine ausgewogene Düngung sichergestellt werden.

Zu beachten ist hierbei, dass Pflanzenernährung und Pflanzengesundheit einander bedingen – eine kranke Pflanze kann selbst das beste Nährstoffangebot nicht effizient ausnutzen und somit nicht in Ertrag und Qualität umsetzen. Auf der anderen Seite führen Nährstoffdefizite, aber auch deutliche Nährstoffüberschüsse zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Dies bestätigt sich auch durch die Beobachtung, dass die Betriebe mit den höchsten und stabilsten Erträgen nicht notwendigerweise auch diejenigen mit dem höchsten Pflanzenschutzmitteleinsatz sind, sondern die mit der besten Nährstoffversorgung.

Allgemein verhält es sich so, dass Pflanzen sowohl im Herbst als auch im Frühjahr von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht werden können. Diese müssen nicht zwangsläufig einen vollständigen Ausfall der Pflanzen verursachen. Oft führen sie nur zu einem temporären Verlust von Assimilationsfläche (zum Beispiel Erdflöhe im Raps, Mehltau im Getreide). Ein insgesamt guter Nährstoffversorgungsstatus der Pflanzen ist dann die Grundlage für ein gutes Regenerationsvermögen.

Aber die Nährstoffversorgung kann auch direkten Einfluss auf die Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern und Schädlingen bzw. die Bildung pflanzeneigener Abwehrstoffe haben. Ein treffendes Beispiel ist die Borversorgung der Pflanze. Neben seiner Beteiligung am Aufbau von Zellwänden und Membranen spielt Bor auch eine essentielle Rolle bei der Bildung pflanzeneigener Abwehrstoffe, sogenannter Phytoalexine. Diese machen die Pflanze widerstandsfähiger, zum Beispiel gegen pilzliche Schaderreger. Eine gute Borversorgung schützt daher nicht nur die Zuckerrüben vor der gefürchteten Herz- und Trockenfäule, sondern kann auch im Getreide zur Pflanzengesundheit beitragen.

Ein Mangel an Magnesium führt indes häufig zu einer Anreicherung von Kohlenhydraten in den Blättern infolge eines eingeschränkten Assimilattransports aus den Blättern zu den Wurzeln. Dies resultiert in einer verminderten Energieversorgung der Wurzel und somit allgemein in einer eingeschränkten Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Eine hohe Zuckerkonzentration im Blatt wiederum ist gleichbedeutend mit einer hohen Attraktionswirkung für beißende und saugende Insekten, die als Virusüberträger agieren können.

Ein weiterer, in diesem Zusammenhang oft vergessener Nährstoff ist Calcium, welcher häufig zurecht als Bodendünger betrachtet wird. Doch Calcium ist auch Bestandteil von Zellmembranen. Bei Calciummangel kommt es deswegen häufiger zu einem Efflux niedermolekularer Substanzen aus dem Zellinneren in die Zellzwischenräume, was ebenfalls zu einer erhöhten Attraktionswirkung für Schädlinge führen kann. Daneben habe Versuche gezeigt, dass Calciummangelpflanzen beim Angriff von Pilzen eine erhöhte Aktivität der pilzeigenen Enzyme aufweisen, welche beim Befall für die Auflösung der Mittellamelle verantwortlich sind.

Nicht nur Nährstoffmangel, sondern auch -überschuss kann sich nachteilig auswirken

Ein bedeutendes Beispiel ist eine temporäre, über den aktuellen Bedarf hinausgehende Aufnahme von Nitratstickstoff. Dieser kann, anders als Ammoniumstickstoff, nicht selektiv aufgenommen werden, sondern wird analog zur Wassermenge mit dem Transpirationsstrom aufgenommen. Kann der Stickstoff dann nicht sofort in der Pflanze zu Ammonium und dann weiter zu Aminosäuren und schließlich zu Proteinen umgesetzt werden, wird er in die Vakuole verbracht. Eine hohe Nitratkonzentration der Blätter geht einher mit einer sehr hohen Anfälligkeit gegenüber obligaten Parasiten wie Mehltau und Rost. Weiterhin führt ein Stickstoffüberangebot zu „mastigen“, viel zu dichten Beständen, welche schlecht abtrocknen und deswegen krankheitsanfälliger sind. Ferner kommt es zu einer grünlich-bläulichen Färbung der Blätter, was auch den Zuflug von Blattläusen fördert. Ammoniumstickstoff wird hingegen von den Pflanzen immer nur in der aktuell benötigten Menge aufgenommen – die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen ist geringer. Es ist also von außerordentlicher Wichtigkeit, dass in den Pflanzen der aufgenommene Stickstoff sofort in Aminosäuren und schließlich in Proteinstrukturen überführt wird. Eine ammoniumbetonte Düngung ist hierfür eine hervorragende Basis, sämtliche weitere Makro- und Mikronährstoffe tun bei der Assimilation ihr Übriges.

Besonders bei Mikronährstoffen kann es selbst bei hohen Gehalten im Boden zu Versorgungsdefiziten kommen

Es kann vorkommen, dass die Pflanzen trotz hoher Bodengehalte Defizite besonders an Mangan, Zink oder Bor aufweisen. Ursache für diesen Nährstoffmangel ist häufig, dass Standortbedingungen wie zu hohe pH-Werte und eine geringe Bodenfeuchte zu einer vorübergehenden oder auch dauerhaften Festlegung führen können. Um hier mehr Klarheit zu bekommen, können ergänzend zu den Bodenuntersuchungen auch Pflanzenproben entnommen werden.

Kurzfristig kann latenter wie akuter Nährstoffmangel durch ein- oder auch mehrmalige Blattdüngungsmaßnahmen behoben werden. Überdies besteht die Möglichkeit, durch eine ammoniumbetonte Düngung einen leichten Säureschub im Boden und somit einen Anstieg der Mikronährstoffverfügbarkeit zu bewirken.